Das Schnitzel oder der Sonntagsbraten sollten nicht um die halbe Welt fliegen. Gerade in der Corona-Krise gilt es die Selbstversorgung durch regionalen Einkauf zu stärken.

Zahlreiche Haushalte in Österreich haben nach den Feiertagen eine ordentliche Rechnung vorzuweisen – nicht in Euro, sondern in Kohlendioxid (CO2), gemessen. Denn viele Lebensmittel, die vor Weihnachten – aber auch danach – in die Einkaufswägen und -körbe wanderten, stammten aus dem Ausland. Solche importierten Waren weisen im Durchschnitt einen 32 Mal höheren CO2-Ausstoß auf als gleichwertige regionale Lebensmittel.
Der Bauernbund appelliert deshalb, ganzjährig darauf zu achten, woher die Waren kommen: Nicht nur, um Mogelverpackungen mit falschen Herkunftsangaben zu entgehen, sondern auch, weil jeder Griff ins Regal zum Schutz des Klimas und der österreichischen Landwirtschaft beiträgt.

Negativbeispiel Rindfleisch

Lebensmittel aus dem Ausland setzen die heimische Landwirtschaft unter großen Preisdruck. Die Corona-Pandemie hat die Preisschlacht im Lebensmittelhandel weiter angefacht. Schmerzlich zu spüren bekommt das gerade die Fleischbranche. Ein Blick auf die Außenhandel-Statistik zeigt aber, dass diese Negativentwicklung schon vor Jahren ihren Ausgang nahm. Beim Rindfleisch beispielsweise haben sich die Importe seit 1995 mehr als verdreifacht – bei gleichem Fleischkonsum. Wurden 1995 noch 15.000 Tonnen Rindfleisch pro Jahr importiert, waren es 2019 bereits 55.000 Tonnen.

„Diese Entwicklung geht nicht nur auf Kosten unserer Landwirtschaft, indem sie österreichische Produkte verdrängt“, so Bauernbund-Landesobmann Max Hiegelsberger. „Sondern hat auch fatale Auswirkungen auf unser Klima und die Umwelt.“
Ganz abgesehen von der sozialen Komponente. „Wer importierte Produkte kauft, unterstützt damit die zum Teil katastrophalen Arbeits- und Lebensbedingungen im Ausland. Landarbeiter müssen unter prekären Bedingungen arbeiten und erhalten dafür einen Lohn, der kaum zum Überleben reicht“, gibt Landesbäuerin Johanna Haider zu bedenken.

Kleiner Preis, lange Reise

Zu Gunsten der Qualität kann es nicht sein. Denn ob Rindfleisch 9600 Kilometer von Südamerika nach Österreich zurücklegen muss bis es aufgetischt wird, oder ob es unmittelbar aus der Region stammt, macht sehr wohl einen Unterschied. „Wenn ein Nahrungsmittel um die halbe Welt transportiert und im Supermarkt trotzdem billiger angeboten wird, kann nur von ungleicher Qualität und fragwürdigen sozialen und ökologischen Produktionsbedingungen ausgegangen werden“, so Haider.

Hohe Qualität und weniger CO2

Im Vergleich zu regional produzierten Nahrungsmitteln legen importierte Waren eine 51 Mal längere Wegstrecke zurück und verursachen dadurch ein Vielfaches mehr an C02-Emissionen.

Gleichzeitig ist die österreichische Landwirtschaft bei der Milch- und Fleischproduktion europäischer Vorreiter in punkto Treibhaus­gase. Eine Studie des Joint Research Centre Österreich bescheinigt der heimischen Landwirtschaft die niedrigsten Emissionswerte in der Union. Das verdeutlicht das Beispiel Rindfleisch: Im EU-Durchschnitt werden für die Produktion von einem Kilogramm Rindfleisch 22 Kilogramm CO2 benötigt. Lediglich 14,2 Kilogramm CO2 sind es in Österreich. Dagegen summieren sich ganze 80 Kilogramm CO2 während der Produktion in Brasilien.

„Die österreichische Landwirtschaft konnte als einziger Sektor ihre Treibhausgasemissionen seit 1990 um 14 Prozent reduzieren und trägt dadurch wesentlich im Kampf gegen die Klimakrise bei“, so Hiegelsberger, der auch den Handel in die Pflicht nimmt: „Regionalität ist das Gebot der Stunde, aber nicht zu jedem Preis. Der Handel muss ein Stück seines Kuchens an die Landwirtschaft abgeben. Nur so können unsere Bäuerinnen und Bauern überleben.“

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  • Luftfracht Fleisch: Peterfranz –stockadobe.com
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AUTORElisabeth Hasl
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