Piwi: Rebsorten mit nachhaltigem Potenzial

Winzer Krems-Obmann Florian Stöger, Prof. Reinhard Töpfer vom Julius Kühn-Institut, Abg.z.NR, Präsident der LK NÖ und Weinbaupräsident Johannes Schmuckenschlager, Winzer Krems-Geschäftsführer Ludwig Holzer

Renommierte Experten diskutierten beim “1. Internationalen PIWI-Symposium” in Krems die neuesten Entwicklungen und Chancen der pilzwiderstandsfähigen Rebsorten (PIWI). Veranstalter des hochkarätigen Events waren Winzer Krems – Sandgrube 13 und der PIWI-Verband.

PIWI-Rebsorten sind eine vielversprechende Alternative zu herkömmlichen Rebsorten, da sie bis zu 80 % weniger Pflanzenschutz benötigen. Mit einer Fülle an unterschiedlichen Geschmacksprofilen sind sie prädestiniert, die jeweiligen Vorlieben der Verbraucher abzudecken und zu bereichern. 

Die Veranstaltung am 22. Juni wurde von über 160 Winzern, Forschern, Studierenden und anderen Interessierten besucht.  Moderiert wurde das Symposium von Franz Rosner von der HBLA und Bundesamt für Wein- und Obstbau und vom Studiengangsleiter „International Wine Business“ am IMC Krems, Prof. (FH) Albert Franz Stöckl. „Auch die Weinwirtschaft sucht innovative Antworten auf die vor allem durch den Klimawandel bedingten Herausforderungen. Den PIWI-Rebsorten kommt hier große Bedeutung zu. Sie sind ein wesentlicher Beitrag zu einer nachhaltigen Wirtschaftsweise und unterstreichen die internationale Vorreiterrolle, die Österreich im Bereich Umweltschutz und Nachhaltigkeit einnimmt, so Johannes Schmuckenschlager, Weinbaupräsident und Präsident der LK NÖ, bei der Eröffnung des Symposiums.  „Mit unserem Donauriesling oder auch dem Blütenmuskateller sind wir in der Zwischenzeit schon auf einem sehr guten Weg und auch die KonsumentInnen schätzen immer mehr diese neuen, fruchtig- spritzigen Weinsorten“, erklärte Winzer Krems-Geschäftsführer Ludwig Holzer.

Donauriesling bei uns noch nicht als Qualitätswein zugelassen

Ferdinand Regner von der HBLA und Bundesamt für Wein- und Obstbau sieht PIWI und Bio als eine Symbiose, vor allem die Reduktion von CO2 durch weniger Dieselverbrauch, massive Reduktion von Pflanzenschutzmitteln und Wasser seien wesentliche Faktoren für den Erfolg der PIWI-Weinsorten. Hinterfragt wurde aber auch, warum der Donauriesling in ganz Europa – außer in Österreich – schon als Qualitätswein zugelassen wurde und hierzulande die Diskussionen immer noch nicht abgeschlossen sind. 

„PIWI-Rebsorten sind eine vielversprechende Alternative für Winzer, die nachhaltige und widerstandsfähige Lösungen suchen”, so Alexander Morandell von PIWI International. „Sie bieten nicht nur eine bessere Resistenz gegenüber Pilzkrankheiten, sondern ermöglichen auch den Anbau von qualitativ hochwertigen Weinen.”

PIWI ist Evolution und nicht Revolution

„PIWI steht für mich für Pionierweine“, so Dir. Reinhard Töpfer von der Rebzüchtung Geilweilerhof in Deutschland. Er argumentiert, dass Rebenzüchtung keine Eintagsfliege, sondern eine Generationenfrage ist.

Prof. Gergely Szolnoki vom Institut für Wein- und Getränkewirtschaft in Geisenheim beleuchtete die Kaufentscheidung der KonsumentInnen und sieht Winzer sowie den Weinbaubetrieb, die Weinmarke, -etikette und Rebsorten als besondere Faktoren für die Kaufentscheidung. So haben Weine aus z. B. dem Burgund, der Champagne, dem Bordeaux oder oft auch aus Italien einen großen Vorteil, da sie ohne Angaben von Rebsorten auskommen und vom Konsumenten trotzdem gekauft werden.

PIWI ist kein Verkaufsargument, daher müssen PIWI-Weine künftig als Lifestyle-Produkt positioniert werden, gerade das Thema Nachhaltigkeit bietet dazu weltweit die besten Chancen für PIWI-Weine. Wissensaustausch über PIWI-Weine zur Risikominimierung bei der Kaufentscheidung ist oberstes Gebot. Bei den Zielgruppen definierten Prof. Gergely Szolnoki und Prof. Marc Dreßler vom Weincampus Neustadt an der Weinstraße vor allem junge Weininteressierte, wie “Lohas” (Lifestyles of Health and Sustainability).

PIWI ist Pionierarbeit, vordergründig muss Vertrauen bei den KonsumentInnen geschaffen werden. Multiplikatoren sind Gastronomie, Handel und vor allem auch die Sommeliers. Dies bestätigten auch DS Annemarie Foidl und Silvia Eichhübl von „Der Weinladen“. „PIWI sind super, spannend, sexy, aber schwer zu erklären“, so Foidl und forderte die Winzer auf: „Zeigt eure Produkte her, sie sind im Trend der Zeit“. „Die Nachfrage nach PIWI ist noch nicht da, sie sind noch zu unbekannt“, so Eichhübl und ergänzt „Was ist mein Nutzen, wie ist das Preis- Leistungsverhältnis“.

Jungwinzerin Ida Haimel vom gleichnamigen Weinbaubetrieb in Traismauer ist eine der ersten, die den Pinot-Nova in die Flasche bringen konnte. Für sie ist der eigene Heurige die wichtigste Gelegenheit für eine direkte Kommunikation mit den Konsumenten und die große Chance, die Gäste von den PIWI-Weinen zu überzeugen und zu begeistern. Das sieht auch Harald Lieleg vom Weingut Kollerhof am Weichberg in der Steiermark ähnlich.

Prof. Marc Dreßler vom Weincampus Neustadt beleuchtete vor allem aber auch die betriebswirtschaftlichen Aspekte. Die Hoffnung auf ein positives Betriebsergebnis durch Nachhaltigkeit im Weingarten, die mehr Ertrag und weniger Kosten (Arbeitszeit, Pflanzenschutz und Treibstoffe etc.) bringt, wird den erfolgreichen Weg der PIWI-Weine sicher beschleunigen. Gerade für Premium- und Nischenstrategien ist dieser Weg besonders wichtig.

Muscaris-Sieg bei Muskateller Blind-Verkostung

Quelle: ÖWM / WSNA
Die Weine der PIWI-Sorte Muscaris erinnern an Muskateller.

Bei Blindverkostungen finden sich die eingereichten PIWI-Weine immer öfter im Spitzenfeld mit den traditionellen Weinen. So wurde beispielsweise die PIWI-Sorte Muscaris Sieger bei der „Muskateller & Co“-Bewertung der Fachzeitschrift Vinaria. Deren Herausgeber Erwin Goldfuss ortet bei den Lesern und auch bei Besuchern der Wein-Events in Österreich bereits großes Interesse an den PIWI-Weinen. „Die Winzer sollen sich mehr zutrauen und die PIWI-Weine in den Vordergrund stellen“, so Goldfuss mit einem humorvollen Augenzwinkern.

Umweltjournalist Mark Perry sieht eine ÖKO-Revolution im Weinbau und damit einen großartigen Weg im Kampf gegen die Erderwärmung und gegen den Klimawandel. „PIWI ist ein phantastisches Projekt“, so Mark Perry.

Kulinarischer Abschluss der Spitzenklasse

Am Abend präsentierte Hauben-Koch Thomas Dorfer als Höhepunkt und gleichzeitig Abschluss des Tages ein 5-gängiges Menü zu den PIWI-Weinen im malerischen Kloster UND. Die Weine wurde von DS Annemarie Foidl und Katharina Gnigler, Sommeliere vom Landhaus Bacher kommentiert. Die anwesenden Winzer aus Deutschland, Tschechien und Österreich stellten die Weine selbst vor. Die Gäste im ausverkauften Kloster UND sollen sich vom Niveau der Weine und der harmonischen Symbiose mit der Sterne- Küche von Thomas Dorfer begeistert gezeigt haben.

Über Winzer Krems – Sandgrube 13: Vor 85 Jahren gegründet, haben sich die Winzer Krems zum nach eigenen Angaben “umfangreichsten Qualitätsweinproduzenten Österreichs entwickelt” und übernehmen dabei vorwiegend handverlesene Weintrauben von rund 730 Mitgliedsweinhauern mit einer Vertragsrebfläche von 1.200 Hektar. Mit der Ernte 2022 wurde Winzer Krems erstmals nach den Kriterien von „Nachhaltig Austria“ zertifiziert. Im Sinne der Weiterentwicklung der Nachhaltigkeit werden PIWI-Rebsorten wie Donauriesling, Donauveltliner und Blütenmuskateller vermehrt angepflanzt. Die Weine werden derzeit zu 45 % in Österreich und zu 55 % weltweit vermarktet. Die Top-Exportländer sind Deutschland, Niederlande, USA und Japan.

 

- Bildquellen -

  • Muscaris: ÖWM / WSNA
  • Weinexperten: POV/Robert Herbst
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AUTORRed. MS
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