Perspektive für 2025: Ein arbeitsreiches Jahr

Was erwartet die Bäuerinnen und Bauern im neuen Jahr? Tirols Bauernbundobmann LH-Stv. Josef Geisler gibt einen Ausblick.

LH-Stv. Josef Geisler: „Die Förderung von Projekten, die die Wertschöpfung steigern, steht im Fokus.“

Herr LH-Stv. Geisler, ein kurzes Resümee: Wie haben Sie das Jahr 2024 erlebt? 

GEISLER: Das Jahr 2024 war in vielerlei Hinsicht herausfordernd – auch für die Landwirtschaft. Auf der einen Seite konnten wir uns über stabilere Milchpreise und gute Erlöse auf den Viehmärkten freuen, unterstützt von einer guten Nachfrage. Das hat die finanzielle Situation vieler Betriebe abgesichert. Auf der anderen Seite gab es aber auch große Herausforderungen. Der Preisdruck im Lebensmittelhandel hat spürbar zugenommen und Insolvenzen haben zusätzliche Unsicherheiten geschaffen. Gleichzeitig sind die Kosten in der Produktion in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen, besonders bei Investitionen in Stallbau, Maschinen und Energie, was die wirtschaftliche Lage vieler Betriebe verschärft hat. 

Herausforderungen gab es im Jahr 2024 auch in der Forstwirtschaft. Schadholzereignisse wie der Hagelsturm im Tiroler Unterland und ein weiterhin konstant hoher Befall durch den Borkenkäfer haben das Jahr geprägt. Wir haben aber auch große Fortschritte gemacht: Besonders in Osttirol ist die großflächige Aufforstung von Schadholzflächen aus den letzten Jahren voll angelaufen und entwickelt sich positiv. 

Welche Schwerpunkte setzt die Landesregierung 2025 für die Land- und Forstwirtschaft? 

Einer der Schwerpunkte liegt im Jahr 2025 klar auf der Stärkung der landwirtschaftlichen Einkommen. Dazu gehört einerseits die Absicherung der öffentlichen Leistungsabgeltungen, wie zum Beispiel durch Programme wie ÖPUL und die Ausgleichszulage für die Berglandwirtschaft. Andererseits unterstützen wir landwirtschaftliche Betriebe gezielt bei Investitionen in Tierwohlmaßnahmen. Ein Beispiel dafür sind die Landesförderungen, die rinderhaltenden Betrieben dabei helfen, Ausläufe zu schaffen oder Stallumbauten und den Neubau von Kälberställen zu realisieren. 

Darüber hinaus steht die Förderung von Projekten, die die Wertschöpfung steigern, im Fokus. Hierzu zählen unter anderem Vorhaben im Bereich Direktvermarktung, der Obst- und Gemüseanbau sowie gemeinschaftliche Initiativen zur Produktion und Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte. 

In der Forstwirtschaft ist der Umbau zu klimafitten Wäldern weiterhin zentral. Hier wird auf gezielte Unterstützung für Waldbäuerinnen und Waldbauern gesetzt, sei es bei Aufforstungsmaßnahmen oder in der Waldpflege. 

Besonders freut mich, dass es uns gelungen ist, gemeinsam mit Landeshauptmann Anton Mattle, ein umfassendes Unterstützungspaket für die Sicherung der tierärztlichen Versorgung in Tirol zu schnüren. Dieses Paket umfasst unter anderem die finanzielle Abgeltung von Wochenend- und Feiertagsdiensten und berücksichtigt auch die Versorgung von Haustieren. 

Mit welchen Akzenten möchten Sie die Landbevölkerung unterstützen? 

Als Landeshauptmannstellvertreter bin ich neben der Land- und Forstwirtschaft auch für Bereiche wie Straßenbau, den Schutz vor Naturgefahren, Energie sowie Grundverkehr und Raumordnung verantwortlich. Auch 2025 wird ein arbeitsreiches Jahr für uns alle. Wir starten mit viel Motivation und Elan in die kommenden Monate, um gemeinsam die Herausforderungen der Zukunft anzupacken. 

Für unsere Wirtschaft, aber vor allem auch für die Menschen in Tirol möchte ich weiterhin ein Umfeld schaffen, in dem sie gut leben und arbeiten können. Die Sicherheit der Tiroler Bevölkerung hat dabei immer oberste Priorität. Dazu gehört es auch, sie vor Naturgefahren zu schützen und die bestehende Infrastruktur, insbesondere das Straßennetz, zu erhalten und auszubauen. 

Ein weiteres zentrales Thema, das uns auch im Jahr 2025 beschäftigen wird, ist der Wohnraum. Mit dem Ausbau der Initiative „Sicheres Vermieten“ wollen wir leerstehende Wohnungen aktivieren und damit leistbaren Wohnraum schaffen. Dabei werden private Vermieter durch gezielte Unterstützung des Landes entlastet. Novellen im Tiroler Grundverkehrs- und Raumordnungsgesetz sollen dieses Vorhaben weiter stärken und voranbringen. 

Der Schutzstatus des Wolfes in der Berner Konvention wird gesenkt. Welche Auswirkungen hat das auf die Tiroler Almwirtschaft? 

Die Entscheidung in Brüssel, den Schutzstatus des Wolfes zu senken, ist ein wichtiges Etappenziel, das wir nach jahrelangen politischen Forderungen erreicht haben. Doch der Weg ist noch nicht zu Ende. Nun geht es darum, dass dies auch im Rahmen der FFH-Richtlinie umgesetzt wird. Ich werde mich auch im Jahr 2025 weiter dafür einsetzen, dass hier praktikable und nachhaltige Lösungen im Sinne unserer Bäuerinnen und Bauern gefunden werden. Bis dahin werden wir in Tirol auch weiterhin Entnahmeverordnungen für Schad- und Risikowölfe erlassen. 

Welche Gedanken begleiten Sie persönlich ins neue Jahr? 

Mir ist wichtig, dass wir Stabilität und Verlässlichkeit bewahren – in der Politik, aber auch in der Zusammenarbeit mit den Menschen in Tirol. Dazu brauchen wir einerseits eine stabile und verlässliche Bundesregierung. Andererseits werden auch auf Landesebene verschiedenste Maßnahmen getroffen. 

Für mich persönlich steht im Jahr 2025 das Kapitel „Wertschöpfung am Bauernhof“ im Mittelpunkt. Mit dem Strategieprozess Vision 2028+ wollen wir einen guten Boden für die Tiroler Landwirtschaft der Zukunft aufbereiten und eine klare Perspektive für die bäuerlichen Familienbetriebe schaffen. Vor allem auch unsere jungen Bäuerinnen und Bauern brauchen Perspektiven, die Mut machen, und die Sicherheit, dass ihre Arbeit geschätzt wird und eine wichtige Rolle in unserer Gesellschaft spielt. Dabei geht es neben Wertschöpfung auch um den Erhalt unserer Landschaften, unserer Traditionen und unserer Gemeinschaft. 

Gleichzeitig ist mir bewusst, dass die vergangenen Jahre für viele Menschen in Tirol eine Herausforderung waren. Die wirtschaftliche Lage, gesellschaftliche Spannungen und Unsicherheiten durch globale Krisen haben uns alle auf die Probe gestellt. Besonders in solch herausfordernden Zeiten ist es umso wichtiger, das Gespräch mit den Menschen zu suchen, zuzuhören und gemeinsam Lösungen zu entwickeln. Es braucht realistische und praktikable Ansätze, die den Alltag der Betriebe verbessern – sei es bei Investitionen, in der Direktvermarktung oder im Umgang mit neuen Vorschriften. 

Eine unserer Stärken in Tirol ist es, pragmatisch und entschlossen zu handeln, während wir die Balance zwischen Tradition und Fortschritt bewahren. Gerade die bäuerliche Gemeinschaft zeigt uns, wie wichtig Werte wie Verlässlichkeit, Zusammenhalt und gegenseitige Unterstützung sind. Diese Werte tragen uns nicht nur in der Landwirtschaft, sondern in der gesamten Gesellschaft. Sie sind ein starkes Fundament, auf dem wir aufbauen können und ich bin davon überzeugt, dass wir in Tirol auch in schwierigen Zeiten immer wieder Wege finden werden, voranzukommen.  

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  • Geisler Josef Regierungssitzungszimmer DieFotografen: Die Fotografen
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AUTORHannah Pixner
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