Organische „Handelsdünger“ sind eine Überlegung wert

Kuppelprodukte aus industriellen Prozessen und neue Düngerformen aus der Abwasserreinigung sind interessante Düngemittel für die Landwirtschaft. Hier ein Überblick zu den im Handel verfügbaren Düngerformen und deren Einsatzmöglichkeiten.

Die organischen Dünger sind streufähig und lassen sich mit konventionellen Streuern ausbringen.

Schon seit jeher wurden Wirtschaftsdünger im Sinne der Kreislaufwirtschaft, genutzt um Felder und Wiesen mit Nährstoffen zu versorgen. Im Laufe der Zeit wurden die landwirtschaftlichen Betriebe jedoch immer spezialisierter, wodurch es heute zahlreiche viehlose Acker- und Gemüsebaubetriebe gibt, selbst bei biologischer Betriebsweise.
Gerade weil inzwischen ganze Regionen praktisch viehlos bewirtschaftet werden, müssen Kreisläufe heute größer gedacht werden. Viele organische Dünger und neue Nährstoffformen wie „Struvit“ helfen hier, regionale und überregionale Nährstoffkreisläufe zu schließen.

Abwässer als Phosphorquelle

Im Ackerbau macht vor allem die Versorgung mitPhosphor Sorgen. Die Vorräte auf unserem Planeten an diesem Hauptnährstoff sind endlich. Umso wichtiger ist es, Phosphor-Verluste zu begrenzen und den Nährstoff im Kreislauf zu halten. Bis dato spielen die Phoshporverluste mit kommunalen Abwässern eine wichtige Rolle.
Ein neues Verfahren verspricht Abhilfe. Mit einem patentierten und streng kontrollierten, innovativen Recycling-Verfahren werden kommunale Abwässer mit Magnesium angereichert und durch pH-Wert-Absenkung reine Magnesium-Ammonium-Phosphat Kristalle gewonnen, das sogenannte Struvit. Dieses Struvit hat nichts mit herkömmlicher Klärschlammverwertung zu tun und ist frei von Schadstoffen und Schwermetallen.
Derzeit ist diese neuartige Nährstoffformulierung unter dem Namen „Crystal Green“ in Form eines Microgranulats verfügbar und wird bei der Aussaat direkt mit dem Saatgut abgelegt. In weiterer Folge geschieht die Versorgung der Pflanze bedarfsgerecht, da die Nährstoffe durch organische Säuren freigesetzt werden, die von den Wurzeln abgegeben werden. Verätzungen der Pflanzenwurzeln sind ausgeschlossen da die Pflanze nur jene Mengen an Nährstoff mobilisiert die sie gerade für das Wachstum benötigt. Überdosierung, Nährstoffverluste oder Nährstofffestlegung sind durch dieses Wirkprinzip so gut wie ausgeschlossen. Dadurch ermöglicht sich für den Landwirt ein großer Sprung im Bereich der effizienten Phosphordüngung.

Organische Dünger in Pelletform

Organische Düngemittel, ob flüssig oder fest, stammen ausschließlich aus biogenem Ursprung und müssen gewisse Mindestgehalte an organischen Kohlenstoff und Nährstoffen enthalten. Die Ausgangsstoffe können sehr unterschiedlich sein und beeinflussen stark die Zusammensetzung hinsichtlich Nährstoffgehalt und Nährstoffform.
Die wohl am bekanntesten organischen Dünger sind Stallmist und Gülle. Im Sinne der Kreislaufwirtschaft werden auch Reststoffe aus Biogasanlagen und aus der Lebensmittel- oder Pharmaindustrie zu Düngemitteln aufgewertet. Feste organische Düngemittel werden je nach Ausgangsstoff bei Bedarf hygienisiert, getrocknet und weiter zu Granulat oder Pellets verarbeitet.
Die Pelletierung von organischen Handelsdüngern hat gleich mehrere Vorteile. Bei der Trocknung unter Hitzeeinwirkung werden mögliche Krankheitserreger abgetötet und das Material verliert einen Großteil des vorhandenen Wassers. Dadurch sind die Nährstoffgehalte auf die Frischmasse gerechnet wesentlich höher und verursachen somit geringere Transportkosten. Des Weiteren wären die BigBag-Abfüllung und auch die Lagerung im feuchten Zustand kaum möglich.

Bodenfruchtbarkeit fördern

Genauso wie Stallmist und Gülle haben die organischen Düngemittel industriellen Ursprungs eine zweifache Wirkung – neben der reinen Düngewirkung förrdern sie auch gezielt die Bodenfruchtbarkeit. Diese dienen nämlich auch als Nahrungsquelle für das Edaphon, die Gesamtheit aller Bodenlebewesen. Bodentiere und Mikroorganismen zersetzen die organische Substanz und machen wichtige Nährstoffe pflanzenverfügbar. Dabei wird auch Humus aufgebaut und es entstehen Ton-Humus-Komplexe, welche das Bodengefüge stabilisieren. Dies führt zu einer erhöhten Wasserspeicherfähigkeit des Bodens und macht ihn widerstandsfähiger gegen Verdichtung und Erosion. Auch bodenbürtige Pflanzenpathogene werden durch intaktes Boden-Mikrobiom gehemmt.

Düngezeitpunkt ist gezielt zu wählen

Der Ausbringungszeitpunkt für Düngemittel sollte sich an dem Nährstoffbedarf der einzelnen Kulturen zum jeweiligen Entwicklungsstadium, sowie an der Nährstofffreisetzung des Düngemittels orientieren. Die Nährstoffverfügbarkeit der Dünger ist abhängig vom Anteil anorganischer Stickstoffverbindungen (Nitrat- und Ammoniumstickstoff), sowie von der Mineralisation des organisch gebundenen Stickstoffs. Tierische Ausscheidungsprodukte haben höhere Gehalte an sofort pflanzenverfügbarem anorganischem Stickstoff. Ein Extrembeispiel ist Jauche bei der ca. 90 % des Stickstoffs als Ammonium vorhanden ist und die Wirkung dadurch mit der von Mineraldünger verglichen werden kann. Bei rein pflanzlichen oder auch tierischen Produkten ist der Stickstoff fast zur Gänze organisch gebunden. Die Stickstoffmineralisation hängt unter anderem vom Kohlenstoff-Stickstoff Verhältnis und der Komplexität der organischen Verbindungen ab.

Quelle: RWA
Citrosol ist ein Kuppelprodukt der Zitronensäureherstellung. Durch das relativ enge C:N-Verhältnis von 11:1 wird es rascher mineralisiert als beispielsweise Stallmist.

Stallmist hat ein sehr weites C:N-Verhältnis und wird dadurch wesentlich langsamer mineralisiert als z. B. Citrosol mit einem C:N-Verhältnis von ca.11:1. Da es sich dabei um einen mikrobiologischen Prozess handelt wird die Mineralisation durch ausreichend Bodenfeuchtigkeit und Wärme gefördert. Unter günstigen Bedingungen können die Nährstoffe in organischen Düngemitteln, durchaus zügig pflanzenverfügbar werden. Oft kann schon innerhalb der ersten ein bis zwei Monate der Großteil der jahreswirksamen Stickstoffmenge von den Pflanzen verwertet werden. Da die gesäten Kulturen anfangs einen noch geringen Nährstoffbedarf haben, sollte der Ausbringungszeitpunkt nicht zu früh gewählt werden. Die seichte Einarbeitung im Zuge der Saatbettbereitung hat sich oftmals bewährt. Eine Kopfdüngung im Frühjahr ist ebenso möglich, um den Kulturen die Nährstoffe zum richtigen Zeitpunkt zur Verfügung zu stellen. Wichtig ist hier die Düngegabe vor einer mechanischen Unkrautregulierung durchzuführen, um eine gewisse „Einarbeitung“ in den Boden zu erreichen.

Rechtzeitig einlagern

Organische Düngemittel erfreuen sich durch ihre zahlreichen Vorteile immer größerer Beliebtheit, auch bei konventionell arbeitenden Betrieben. Die erhöhte Nachfrage an qualitativ hochwertigen Produkten führt immer öfter zu Lieferengpässen und erhöhten Preisen zur Düngesaison. Mit einer rechtzeitigen Einlagerung können Sie Ihren Bedarf sichern und Frühbezugsrabatte nutzen.

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  • 2447 W04 OrgDM Citrosol: RWA
  • 2447 W03 AXIS50 2 EMC: Rauch
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AUTORJohannes Rötzer, Raiffeisen Ware Austria
QuelleH.M.
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