Pflanz- und Erziehungsschnitt sowie kulturtechnische Maßnahmen sind grundlegende Voraussetzungen, damit der Obstbaum eine entsprechende Baumform erhält und sich schön entwickelt und gesunde Früchte liefert.
Das Land Tirol fördert nur landschaftsprägende Obstbäume. Das bedeutet, dass nur Bäume auf stark- und mittelstarkwachsenden Wurzelunterlagen ausgepflanzt werden. Auf diesen können Busch-, Viertel-, Halb- und Hochstammbäume gezogen werden. Die Stammform entscheidet nur darüber, in welcher Höhe die Baumkrone beginnt, aber nicht über die Größe des Baumes.
Der Obstgarten –
Lebensraum und ökologische Leistungen
Obstbäume prägen unser regionaltypisches Orts- und Landschaftsbild. Vor allem das unterschiedliche Erscheinungsbild zu den vier Jahreszeiten bringt Abwechslung in das Landschaftsbild. Obstgärten sind grüne Lungen und wertvolle, spannende Lebensräume für Tiere, Pflanzen und Kleinstlebewesen und zählen so zu den artenreichen Biotopen. In einem Obstgarten können pro m² bis zu 8.000 Lebewesen existieren, davon ca. 1.000 am Baum, wovon nur zwölf als schädlich einzustufen sind. Die extensive Nutzung des Unterwuchses fördert eine vielfältige Flora und Fauna. Obstgärten sind meist Rückzugsgebiete für vom Aussterben bedrohte Tierarten, wie z. B. Höhenbrüter, Specht, Steinkauz, Rotschwanz, Wendehals und Wiedehopf.
Obstbäume pflanzen ist eine Maßnahme. Dazu gehört aber wesentlich mehr als eine Aktion. Seit 1983 werden in Tirol jährlich BaumwärterInnen ausgebildet, die in den Obst- und Gartenbauvereinen den Fachbereich Obst mit ihrer Beratung abdecken. Über 500 Mitglieder umfasst mittlerweile der Tiroler Baumwärterverband. Viele ausgebildete BaumwärterInnen sind auch Führungskräfte in den Vereinen. Fachwissen ist eine grundlegende Voraussetzung, dass Pflanzaktionen erfolgreich sein können. Auch die Gärtnerschaft und Maschinenringservice Tirol lassen jährlich Fachleute im Rahmen der Baumwärterausbildung für die Aufgaben im Betrieb schulen und ausbilden. Tirol mit seinen 117 Obst- und Gartenbauvereinen und seinen 500 BaumwärterInnen hat dafür sehr gute Voraussetzungen.
28 vereinseigene Obstpressen, in denen die 22.000 Mitglieder ihr produziertes Obst zu Saft und Most weiterverarbeiten können, sind ein wichtiges Angebot, damit man mit der Ernte nicht überfordert ist. Die Verarbeitung erfolgt durch ehrenamtliche MitarbeiterInnen. Es wird Apfelsaft von ausgezeichneter Qualität in Obstverarbeitungsanlagen erzeugt, die sich am neuesten technischen Stand befinden. Der erzeugte Saft ist naturbelassen, energiespendend und erfrischend.
Die Agrarmarketing Tirol bemüht sich zur Zeit, Betriebe zu finden, die ihre Früchte aus den Obstgärten und Streuobstwiesen verarbeiten und weiterveredeln lassen wollen. Interessierte Betriebe sollten sich beim Verband der Tiroler Obst- und Gartenbauvereine oder bei der Agrarmarketing Tirol, Herrn Dominic Huber, melden. Ein gemeinsames Projekt sollte innovative Produkte aus den Streuobstwiesen und Obstgärten hervorbringen.
Erfolg von Baumpflanzaktionen
ruht auf mehreren Säulen
Erfolgreiche Obstbaumpflanzaktionen bauen eben auf mehreren Säulen: einem guten Netzwerk an Obst und Gartenbauvereinen, an gut ausgebildeten Obstbaufachleuten und einer guten Verarbeitungsstruktur. Alles das hat sich Tirol in den letzten Jahrzehnten erarbeitet und geschaffen und ist Garantie, dass Baumpflanzaktionen keine teuren Einzelaktionen sind, sondern Nachhaltigkeit gewährleistet ist.
Einen weiteren Schritt, neue Produkte aus den alten Apfel- und Birnensorten zu kreieren, setzt nun die Agrarmarketing Tirol. Ein weiterer wichtiger Schritt, um den landschaftsprägenden Bäumen mit ihren alten, historischen Sorten ein nachhaltiges Weiterleben zu garantieren.
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- 20211003 094454: Evelyn Illmer