Neuer Laufstall der Marke Eigenbau

Wenn „Weiter wie bisher“ keine Option mehr ist, muss man kreativ werden. Milchbauer Johann Hoppichler aus Tirol musste kräftig anpacken, um seinen Stallbetrieb zukunftsfit zu machen.

Zufriedener Bauer Johann Hoppichler: „Das Vieh hat sich rasch an den neuen Stall gewöhnt.“

Seit 1. Jänner dieses Jahres hat Berglandmilch die Milchabholung von Betrieben mit dauernder Anbindehaltung eingestellt. Auch Lieferanten mit Kombinationshaltung ihrer Tiere müssen unter neuen Bedingungen arbeiten, dem AMA-Gütesiegel-Modul „Tierhaltung plus“. Dieses verlangt, dass Milchkühe mindestens 120 Tage Freilauf im Jahr bekommen, statt den bisherigen 90 Tagen.

Das Zeitfenster dafür war eng. Bis das Vieh von der Alm kam, mussten wir fertig sein. -Johann Hoppichler

Das stellte Johann Hoppichler vor ein Problem. Sein Neuhäusl-Hof liegt mitten im Dorfzentrum von Volders im Bezirk Innsbruck-Land. In seinem eigenen Laden verkauft er alles, was der Hof und die Alm hergeben. Zusätzlich liefert er aber auch an Tirol Milch.
Zwar hält er seine Kühe bereits in Kombinationshaltung, doch trotz Almsommer waren die 120 Tage im Freien nur schwer erreichbar. Und umgeben von Wohnhäusern war es ihm nicht möglich, seinen angebunden gehaltenen Kühen zusätzlichen Weidegang zu ermöglichen.

Quelle: Thomas Hoppichler
Der Kuhstall am Neuhäusl-Hof vor dem Umbau im vergangenen Sommer.

Ansporn war der Fortbestand des Hofes

„Ich gehe in etwa zwei Jahren in Pension“, erzählt Hoppichler. Der weitere Fortbestand des Hofes und die Zukunft seiner Kinder und Enkel haben ihn dazu angespornt, eine Lösung für den Betrieb zu finden. „Den Hof an den Dorfrand auszusiedeln war für uns keine Option. Wir sind in fast allen Vereinen aktiv, von Viehzuchtorganisationen bis zu den Mullern“, erzählt Hoppichler. Er ist sich sicher: Lebt man außerhalb des Ortskerns, ist man kein Teil des Dorfgeschehens mehr.

Den Hof an den Dorfrand
auszusiedeln war für
uns keine Option. – Johann Hoppichler

Dabei ist die Gemeinschaft genau der Grund, weshalb der Neuhäusl-Hof weiterhin unter 45 Anrainern bestehen kann, ist der Landwirt überzeugt. „Keiner unserer Nachbarn hat sich beschwert, als wir den Entschluss gefasst haben, unseren Anbindestall in einen Laufstall umzubauen.“ Und er betont: Rücksichtnahme auf die Nachbarschaft sei schon immer wichtig in der täglichen Arbeit am Hof gewesen. Das habe sich im konkreten Fall bezahlt gemacht.

Quelle: Pixner/BZ
Der Bauherr vor seinen Laufstall-Plänen: „Es zählte jeder Quadratmeter.“

Für Umbau wurden Freunde mobilisiert

Begonnen wurde mit dem Umbau im Frühsommer des vergangenen Jahres, gleich nachdem die Rinder auf die Alm aufgetrieben wurden. Hoppichler: „Das Zeitfenster dafür war eng. Bis das Vieh wieder von der Alm kam, mussten wir fertig sein.“ Sein Sohn Thomas, der später gemeinsam mit den Enkelkindern Florian und Julia den Hof übernehmen soll, mobilisierte seine Freunde. Gemeinsam wurde beim „Laufstall Marke Eigenbau“ kräftig angepackt. Nicht nur, damit der Stall ganz den Wünschen und Anforderungen des Eigentümers entsprach, kam das auch deutlich billiger. „Wir konnten die anfangs errechneten Kosten um die Hälfte reduzieren“, sagt Hoppichler.

Quelle: Thomas Hoppichler
Knapper Zeitrahmen: Der Umbau musste in weniger als vier Monaten erfolgen.

Voraussetzung war eine gute Planung, um jeden wertvollen Quadratmeter im neu gebauten Laufstall bestens zu nutzen. Beim Viehbestand musste der Neuhäusl-Bauer keine Abstriche hinnehmen. Schon im Anbindestall waren die Standplätze recht großzügig ausgelegt. Aus dem Streuschuppen wurde ein kleiner Kälberstall. „Bis auf die Planung, den Industrieboden und das Fliesenlegen haben wir alles selbst gemacht. Ein paar Kleinigkeiten, die uns erst im Laufe der Zeit aufgefallen sind, müssen noch verändert werden. Ansonsten sind wir einwandfrei zufrieden.“ Stolz ist der Volderer Bauer auch darauf, dass mittlerweile nicht nur andere Bauern, sondern auch Unternehmer vorbeikommen, um sich den neuen Stall anzusehen. Als Musterbeispiel für weitere Höfe.

Quelle: Pixner/BZ
Kostengünstiger Umbau für 35 Kühe: Das interessiert viele Berufskollegen.

Den baldigen Ruhestand vor Augen kann sich Johann Hoppichler nun beruhigt zurücklehnen und den Hof in nahezu gewohnter Weise weiterführen, bis Sohn Thomas und seine Kinder übernehmen. Sein Plan: Die Alterszeit will er im Sommer auf der Alm in der Wattener Lizum verbringen und auch dort weiterhin kräftig mit anpacken.

Auf einen Blick

Am Neuhäusl-Hof mit 27,9 Hektar Fläche, davon zehn Hektar Wald, werden 35 Milchkühe samt ebenso viel Jungvieh und 80 Hennen gehalten. Im Sommer werden auf der mit vier weiteren Bauern gepachteten Gemeinschaftsalm bis zu 14 Almschweine gemästet. Hofhund Seppl wacht auch dort über das Vieh.

- Bildquellen -

  • Anbindestall: Thomas Hoppichler
  • Hoppichler: Pixner/BZ
  • Umbau: Thomas Hoppichler
  • Laufstall: Pixner/BZ
  • Hoppichler J.: Pixner/BZ
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AUTORHannah Pixner
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