Die Rapsanbaufläche hat sich nach dem starken Rückgang vor zwei Jahren nunmehr bei etwa 40.000 ha eingependelt. Winterkörnerraps fördert die Bodengare mit seiner über zehn Monate währenden Bodenbedeckung, unterbricht als Fruchtfolgeglied den Infektionskreislauf von Getreidekrankheiten, hat selbst eine gute Vorfruchtwirkung und schließt seine Einkörnungsphase vor der Sommerhitze ab. Die frühe Feldräumung lässt genügend Zeit für Fruchtfolgegestaltung und Feldbestellung für die Nachfrucht. Raps bietet neben der Ölgewinnung einen relevanten Zweitnutzen in Form des eiweißreichen Extraktionsschrotes, der bei den niedrigen Glucosinolatgehalten der 00-Sorten in der Nutztierhaltung gut eingesetzt werden kann.
Die Herbstentwicklung ist die Basis für gute Erträge
Trotz der langen Vegetationszeit bildet Raps 75 Prozent (%) der Pflanzentrockenmasse im Frühjahr in der vergleichsweise kurzen Zeitspanne zwischen Schoßbeginn und Blühende. Damit dieser Wachstumsschub in diesen ca. sieben Wochen im ausreichenden Maß erfolgen kann, ist eine bereits im Herbst gut ausgebildete Pfahlwurzel notwendig. Nach Blühende erfolgt die Ertragsbildung überwiegend durch Umlagerung der Nährstoffe aus den vegetativen Pflanzenteilen in die Schoten und Körner. Gut entwickelte Rapspflanzen können Trockenperioden durch ihren Wasser- und Nährstoffvorrat im kräftigen Stängel besser abpuffern.
Heuer kamen der milde Winter und die gut verteilten, häufig überdurchschnittlichen Niederschläge in der Hauptwachstumsphase der Rapskultur entgegen. Der von der von der Statistik Austria prognostizierte Ertrag liegt demnach auch bei 35,1 dt/ha (2015: 29,8 dt/ha).
Sortentyp, Saattermin und Saatstärke
Wie am Standardmittel der Ertrags- tabellen ersichtlich, sind Hybridsorten im Trockengebiet den Liniensorten ertraglich deutlich überlegen, aktuell um ca. 14 % im Mittel der letzten fünf Jahre. Bei der besseren Wasserversorgung in den Übergangslagen sind die Leistungsunterschiede geringer (ca. 6 %). Der Großteil der Rapsanbaufläche wird mittlerweile mit Hybridsorten bestellt. Aber auch mit modernen Liniensorten können in Abhängigkeit von Boden- und Witterungs-bedingungen zufriedenstellende Rapserträge erzielt werden.
Soll Raps entgegen der allgemeinen Empfehlung auf schwächeren Böden gesät werden, kommen dafür eher Hybridsorten in Betracht. Wegen ihrer stärkeren Wüchsigkeit erfordern Hybride eine geringere Saatstärke (40 bis 60 keimfähige Körner/m²) als Liniensorten (50 bis 70 keimfähige Körner/m²). Bei frühem Saattermin (Mitte August für Liniensorten, Anfang der vierten Augustwoche für Hybriden) sollte sich die Saatmengenberechnung jeweils an den niedrigeren Saatstärken orientieren, da mehr Zeit für die Ausbildung kräftiger Einzelpflanzen bleibt.
Spätsaaten (Ende der ersten Septemberwoche bei Linien bzw. bis Monatsmitte bei Hybriden) sind entsprechend dichter zu säen. Zuschläge zur so abgeschätzten Saatmenge sind bei grobklutigem Saatbett (+10 bis 15 %) gerechtfertigt. Bei Sorten mit mittlerer oder geringerer Standfestigkeit sollte die Saatstärke aber nicht überzogen werden. Mängel in der Standfestigkeit dieser Sorten waren bei der regenreicheren Jahreswitterung 2016 an den Ages-Versuchsorten im nieder- und oberösterreichischen Alpenvorland durchaus zu beobachten.
Auch innerhalb der Sortentypen bestehen Unterschiede in der Raschheit der Herbst- und Frühjahrsentwicklung. Frohwüchsige Sorten wie Arsenal, DK Expression, Graf, Kinetik oder Naiad vertragen späte Saattermine noch gut. Bei den Liniensorten trifft dies nur auf Sherlock zu. Einem rechtzeitigen Anbau mit einer Maßnahme zur Wachstumskontrolle etwa gegen Ende September in gut entwickelten Beständen ist aber der Vorzug zu geben. Bei engeren Rapsfruchtfolgen insbesondere in niederschlagsreicheren Anbaugebieten oder bei Schlägen in Staulage sollten zudem die Sortenunterschiede in der Sclerotinia- und Phoma-Toleranz beachtet werden.
In Ages-Wertprüfungen mit Winterraps wurden die Prüfsortimente für Liniensorten, Hybride und Halbzwerghybride 2015/2016 weitergeführt. Schwerpunkte in der Rapszüchtung bilden die Leistungsparameter Kornertrag, Ölgehalt und Ölertrag, niedriger Glucosinolatgehalt, Standfestigkeit und Krankheitstoleranz. Überdurchschnittlich gute Neuzüchtungen, die in den ersten beiden Prüfjahren schon entsprechende Ertragsvorteile und auch sonst keine Schwächen zeigen, können bereits nach zwei Prüfjahren gelistet werden. Dadurch sollen Fortschritte in der Rapszüchtung noch rascher bei den Landwirten ankommen. In die Leistungstabellen und Grafiken in diesem Beitrag sind die heurigen Versuchsergebnisse bereits eingearbeitet. Entsprechend dem Zuchtfortschritt wurden damit einhergehend auch gleich leistungsstärkere Sorten für das Standardmittel im Vergleich zu den Vorjahren herangezogen.
Neue Sorten mit verkürzter Wertprüfungsdauer
Seit der Sommerzulassung 2015 (Gordon KWS) wurden in Österreich die Hybriden Allison und DK Exonie neu gelistet (Zulassung 21. Dez. 2015). Beide erfüllten die Voraussetzungen für eine verkürzte zweijährige Wertprüfung (Tab. 2, Prüfzeitraum).
Allison mit sehr frühem bis frühem Wachstumsstart im Frühjahr ist eine der früher reifenden Hybriden (Ausprägungsstufe Reife: APS 4). Ihre Ertragsleistung lag in den beiden Prüfjahren für die Zulassung (2014 – 2015) und auch in der diesjährigen Ernte bis auf DK Expression deutlich über jenen der anderen Sorten. Allison weist im Vergleich zu DK Expression und DK Exmore (beide Zulassung: 29. Jän. 2015) eine geringfügig bessere Winterhärte (APS 2) auf. Die Sorte zeigte trotz ihres hohen Wuchses eine deutlich bessere Standfestigkeit (APS 3) und reift auch früher. Allison besitzt einen mittleren bis hohen Ölgehalt und einen mittleren Glucosinolatgehalt. Für Phoma besteht eine geringe bis mittlere und für Sclerotinia eine mittlere Anfälligkeit.
DK Exonie verfügt über einen raschen Wachstumsbeginn im Frühjahr und eine mittlere Reifezeit. DK Exonie überzeugte in beiden Anbaugebieten mit ausgeprägten Mehrleistungen im Korn- und Ölertrag in den beiden Prüfjahren. Heuer blieb DK Exonie aber ertraglich deutlich hinter Allison und DK Expression zurück. Der Ölgehalt der Sorte ist mittel, der Glucosinolatgehalt niedrig bis mittel. DK Exonie gehört mit ihrem hohen Wuchs zu den mittel bis gut standfesten Sorten. DK Exonie übertrifft mit ihrer Standfestigkeit (APS 4) DK Expression (APS 5), erreicht aber Allison mit APS 3 nicht. Mit ihrer Phomatoleranz (APS 3) übertrifft sie aber bis auf DK Explicit die Vergleichssorten.
Die neue Hybridsorte Gordon KWS erbrachte in beiden Anbaugebieten – insbesondere aber in den Trockenlagen – überdurchschnittliche Korn- und Ölerträge. Mit seiner Eignung für trockenere Anbaubedingungen blieb Gordon KWS im heurigen, niederschlagsreicheren Erntejahr unter seinen bisherigen Relativerträgen. Die Frühjahrsentwicklung ist rasch und die Reife früh bis mittel (Reife-APS 4). Die langwüchsige Sorte ist gut bis mittel standfest und besitzt gute bis mittlere Krankheitstoleranzen.
Die beiden Hybriden DK Expression und DK Exmore wurden Anfang 2015 ebenfalls nach nur zweijähriger Prüfzeit gelistet. Beide Sorten bestätigten in der Ernte 2015 und mittlerweile auch in 2016 ihr hohes Leitungspotenzial und liegen im mehrjährigen Ertragsmittel sowohl im Trockengebiet als auch in den Übergangslagen im Spitzenfeld. Auf ihre mittlere Standfestigkeit wurde bereits hingewiesen. DK Expression ist sehr raschwüchsig.
Im Liniensortiment standen nach der letztjährigen Versuchssaison keine Sortenzulassungen an.
Länger gelistete Winterrapssorten
Die bereits länger gelisteten Hybriden Astronom und DK Explicit mit guter Standfestigkeit (APS 3) erreichen die höheren Relativerträge jeweils in den Übergangslagen. DK Explicit zeigt eine geringe Anfälligkeit für Sclerotinia und Phoma. Die Hybriden Arsenal und Naiad reifen etwas früher (APS 4), weisen aber mit APS 5 bzw. 6 eine geringere Standfestigkeit auf. Arsenal entspricht auf seinem Ertragsniveau im mehrjährigen Durchschnitt in beiden Anbaulagen. Ähnliches gilt für Naiad, wobei die Sorte 2016 unter den Erwartungen blieb.
Die im Frühjahr sehr früh schossenden Hybriden Kinetic und Graf (APS 1) mit ähnlichem Profil hinsichtlich Standfestigkeit, Sclerotinia- und Phoma-Toleranz sind für beide Anbaugebiete geeignet. Alle genannten Hybride wiesen auch 2016 die in den mehrjährigen Ergebnissen gegebenen Ertragsdifferenzen zum Spitzenfeld, vertreten durch Allison, DK Expression und DK Exmore, auf. Sorten mit mittlerer bzw. mittlerer bis starker Lagerneigung zeigten bei den heuer wüchsigeren Anbaubedingungen mancherorts ihre Schwächen in der Standfestigkeit.
Die Liniensorten Ametyst, Gloria und Adriana weisen die höchsten Ölgehalte auf. Gloria und Harry zeigen im fünfjährigen Ertragsmittel geringe Vorteile im Trockengebiet, Sidney, späte reife (Reife-APS 7), liegt in den Übergangslagen ertraglich voran. Ametyst blieb 2016 im Kornertrag unter Gloria, Harry und Sherlock.
Klemens Mechtler, Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit, Wien