Moosbrugger: „US-Zölle auf Agrarprodukte schaden beiden Seiten“

Kritisch gesehen wird von LK Österreich-Präsident Josef Moosbrugger die Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, EU-Importe mit 20-Prozent-Zoll zu belegen.

„Solche Handelseinschränkungen schaden der Wirtschaft und speziell der Landwirtschaft auf beiden Seiten des Atlantiks“, so Moosbrugger in einer ersten Reaktion. Diese seien auch nicht mit den geltenden WTO-Prinzipien des Welthandels vereinbar.

Moosbrugger fordert die EU-Kommission dringend auf, „Gespräche mit der US-Regierung zu suchen, um gemeinsame Lösungen zu finden“. Es gelte, eine weitere Verschärfung der Situation zu verhindern. „Gelingt das nicht, wird Europa wohl selbst nicht umhinkommen, seine Wirtschaft gezielt zu schützen”, sagt Moosbrugger.

Moosbrugger: „Trumps Vorgangsweise ist nicht nachvollziehbar“

Zwanzig Prozent auf alles

Trump hat am Mittwoch in Washington einen pauschalen Einfuhrzoll in Höhe von zehn Prozent auf Importe aus der „ganzen Welt“ erlassen. Die Zölle treten mit Wirkung zum 5. April in Kraft. Am 9. April sollen darüber hinaus jene Länder, die ein besonders hohes US-Handelsdefizit aufweisen, mit gesonderten und entsprechend höheren „reziproken“ Zöllen bedacht werden. Für EU-Länder und damit für Österreich gilt somit ab Mittwoch nächster Woche ein Zollsatz von 20 Prozent auch auf alle Agrarprodukte.

Trump: „Die EU und andere haben die USA mit ihren Handelshemmnissen geplündert.“

Andere Länder sollen gar mit noch höheren Zöllen belegt werden, etwa China (34 %), die Schweiz (32 %), Japan (24 %) oder Indien (26 %). Trump begründete seinen handelspolitischen Rundumschlag laut Agra-Europe „mit der nationalen Sicherheit“ und versprach seinen Landsleuten einen dadurch ausgelösten wirtschaftlichen Aufschwung. Gewohnt deftig war einmal mehr auch seine Wortwahl: Andere Länder, wie auch jene der EU, hätten die USA in den vergangenen Jahrzehnten mit ihren Handelshemmnissen „geplündert“ und benachteiligt, konkret etwa mit „unbegründeten Bedenken“, „unwissenschaftlichen Restriktionen“ oder „fragwürdigen Standards“ in Sachen Produktionsmethoden oder Tierhaltung und damit Rind-, Schweine- und Geflügelfleisch, verschiedenste Marktfrüchte oder auch Wein aus den USA boykottiert. 

Effekt auf EU-Landwirtschaft ungewiss

Der unmittelbare Effekt der US-Zölle auf die Exporte der europäischen Agrar- und Lebensmittelwirtschaft dürfte zumindest laut einer aktuellen Studie der Rabobank in Holland überschaubar sein, schreibt Agra-Europe. Zwar seien die USA nach Großbritannien der zweitgrößte Abnehmer von Lebensmitteln und landwirtschaftlichen Erzeugnissen aus der EU. Bei den Exportgütern handele es sich aber zu einem großen Teil um hochwertige, verarbeitete Lebensmittel, allen voran Wein, Spirituosen und ätherische Öle. Und laut den Bankern sei die Nachfrage etwa nach luxuriösem französischem Weinbrand vergleichsweise wenig preissensibel.

Noch nicht klar ist dagegen, welche Auswirkungen die durch die Zölle hervorgerufenen Marktverwerfungen auf die Bauern in der EU haben werden. Die US-Zölle dürften die Handelsströme mit Agrargütern nicht unerheblich durcheinanderbringen.

Exportmarkt für Österreichs Agrarbranche

Für Österreich sind die Vereinigten Staaten von Amerika das zehntwichtigste Exportland im Agrar- und Lebensmittelbereich. Laut den neuesten Daten der Statistik Austria gingen von Jänner bis September 2024 Lebensmittel und Agrarprodukte im Wert von 272 Mio. Euro in die USA. Der Anteil der Agrarexporte an den Gesamtexporten Österreichs umfasst 8,8 Prozent.

LK fordert: Weinsektor braucht Entlastung

Im Weinbereich sind die USA nach Deutschland sogar der zweiwichtigste Exportmarkt für Österreichs Winzer mit annährend 20 Mio. Euro Exportwert jährlich. „Wenn nun unsere Weinexporte in die USA doch nicht wie angekündigt mit 200-Prozent-Zoll belegt werden, sind auch 20 Prozent für unseren Weinsektor eine erhebliche Herausforderung“, erklärt Moosbrugger. Auch hier sei nun Brüssel gefordert, seine bisher für den Weinsektor vorgeschlagenen Maßnahmen „deutlich nachzubessern”, so der LK-Chef.  

Versorgungssicherheit als EU-Priorität

“Diese jüngsten handels- und geopolitischen Entwicklungen verstärken die Unsicherheit auf den globalen Märkten und können sich je nach Erzeugnis und Konstellation preissenkend oder preistreibend auswirken. Die EU und ihre Institutionen werden gut beraten sein, das Thema Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln, aber auch erneuerbaren Rohstoffen und Energie, vor allem aus eigener Erzeugung, zur Top-Priorität zu erklären”, betont Moosbrugger.

- Bildquellen -

  • Moosbrugger: LKÖ APA Fotoservice Schedl
- Werbung -
AUTORRed. BW
Vorheriger ArtikelÖsterreichs größter Esstisch: Wo 2,5 Millionen Menschen täglich essen
Nächster ArtikelWieselburger Messe: Feldtag „Voraus säen“