Die heimische Milchproduktion hat eine lange Tradition. Das beweist der Milchviehbetrieb von Familie Kahrer im niederös-terreichischen Hainfeld. In Archiven der Kirche findet man die erste offizielle Nennung mit Ende des 14. Jahrhunderts. 1910 übernahm Johannes Kahrers Urgroßvater den Betrieb, der seit jeher von stets drei Generationen bewirtschaftet und als Haupterwerb mit zwei Betriebsführern geleitet wird.

Bei der Arbeit hilft die gesamte Familie mit. Als „eine große Clique“ bezeichnet Johannes Kahrer sie. Und die braucht es bei der Haltung von 30 Milchkühen. Den Großteil der Arbeit übernehmen Regina und Johannes Kahrer mit seinen Eltern, wobei auch die beiden Brüder von Johannes mit anpacken, sollte es an Personal mangeln.

Ein starker Familienverband

Begonnen wird um 5 Uhr mit der Stallarbeit. Es wird gemolken, die Tiere werden gefüttert, die Liegeboxen hergerichtet und schließlich wird das Braunvieh ausgetrieben. Spätestens nach zwei Stunden ist man fertig. Mittags erfolgt der Kontrollgang durch den Stall, bei dem im Winter eventuell nachgefüttert wird. Abends läuft dieselbe Routine wie am Morgen ein weiteres Mal ab.

Johannes Kahrer: „Dank des AMA-Gütesiegels sehen die Konsumenten, dass die Milch von einem regionalen Betrieb kommt.“

Johannes und Regina sind für das Melken der Kühe zuständig, während die Eltern die Fütterung übernehmen. Gemolken werden vier Kühe zeitgleich in einem 2×2-Auto-tandem-Melkstand. Ist eine Kuh fertig, öffnet sich die Tür und die nächste Kuh darf eintreten. Dieser Arbeitszyklus bietet den Vorteil, dass stets gemolken werden kann, unabhängig davon, wie viel Zeit ein Tier braucht. 240.000 Liter Milch produziert die aus 30 Milchkühen bestehende Herde dabei jährlich.

Vier Kühe können im Tandem-Melkstand zeitgleich gemolken werden.

„Das Melken selbst ist eigentlich nicht mehr so eine große Belastung“, freut sich Johannes Kahrer über die technischen Hilfsmittel, die zur Verfügung stehen. Bei der Fütterung erleichtert ein Hoftrac die tägliche Arbeit. Das Grundfutter für die Tiere bilden Grassilagen und Heu, welches auf den eigenen Wiesen geerntet wird. Zusätzliches Kraftfutter bekommen die Kühe über einen Automat im Stall.

Bei der Fütterung der Tiere hilft weiters ein Halsband mit eingebauten Sensoren, von denen einer an den Kraftfutterautomat gekoppelt ist. Anhand von Daten, die beim Melkstand gemessen werden, wird ein Siebentagesmittel errechnet, von welchem ausgehend die Kraftfuttermenge im Automat angepasst wird.

Ein zweiter Sensor ist für die Gesundheitsüberwachung zuständig. Ist die Kuh brünstig, bewegt sie sich mehr. Das passiert allerdings von der Betriebsführung unbemerkt, beispielsweise auf der Weide oder in der Nacht. Zählt der Sensor eine erhöhte Anzahl an Schritten, erhält Johannes Kahrer eine Benachrichtigung auf sein Telefon. „Dadurch haben wir schon einiges gesehen, das wir sonst vielleicht verpasst hätten“, so Kahrer. Aber auch weitere Aktivitäten der Kühe werden gemessen, beispielsweise wie viel sie steht, liegt oder wiederkäut. So lassen sich Krankheiten ausfindig machen, noch bevor sie zu einem größeren Problem werden.

Positiver Druck durch AMA-Gütesiegel-Kontrollen

Quelle: BZ/Machtlinger
Das Halsband mit eingebauten Sensoren unterstützt die Familie bei der Fütterung und Überwachung der Gesundheit der Milchkühe.

In dieser Hinsicht helfen auch die Auflagen der AMA. Durch die Kontrollen können kranke Kühe mittels Milchproben und Antibiogramm bereits im Vorfeld ausfindig gemacht werden, noch bevor sie zu einem größeren Problem werden. „Dadurch haben sich auch die Umstände auf dem Betrieb verbessert“, bestätigt Johannes Kahrer. Denn trotz des Mehraufwandes ist der Druck, der ausgeübt wird, gut, schließlich können sich die Tiere auch gegenseitig anstecken.

Indikatoren sind hierfür die Keim- und Zellzahlen. „Die Vorgaben sind zwar strenger geworden, aber bei der Keimzahl sind wir nie aus der besten Klasse geflogen“, freut sich der Betriebsführer über die herausragende Qualität seiner Milch. Mehrfach betont er, wie wichtig es ist, Probleme bereits an der Wurzel zu bekämpfen, denn „dann sind sowohl der Aufwand als auch die Kosten geringer“.

Um diesen hohen Standards gerecht zu werden, spielt Hygiene beim Melken eine wichtige Rolle. Jedes Tier wird am Euter gereinigt. Sollte es Auffälligkeiten geben, wird vorgemolken und kontrolliert, ob das Tier gesund ist. Ist eine Kuh beim Melkstand fertig, wird dieser desinfiziert. Ein Dippmittel, welches auf die Euter aufgetragen wird, dient nicht nur als Pflege-mittel, sondern auch als Verschluss für den Schließmuskel, um den Euter vor Schmutzkeimen zu schützen. Weiters werden Einweghandschuhe beim Melken verwendet. „Man kann die Prozedur mit einem Zahnarztbesuch vergleichen,“ lacht Johannes Kahrer.

Regionalität und Tierwohl

Die Gesundheit der Herde spielt aber auch für die Arbeitsmoral der Familie eine wichtige Rolle, denn dann ginge die Arbeit wie von selbst. Dann würden die Kühe von selbst gerne zum Melkstand oder zum Füttern gehen. Um die Laune der Tiere möglichst hochzuhalten, werden zweimal täglich die Liegeflächen gereinigt. Ein Ventilatorensystem mit automatischem Wärmesensor soll den Hitzestress der Kühe verringern. Es ist aber auch gegen lästige Fliegen im Einsatz, ebenso wie Schwalben, und ein spezielles Mittel, das den Kühen einmal im Monat in der Sommerzeit auf den Rücken aufgetragen wird, um sie vor Insekten zu schützen. Die Kuhbürste, welche die Tiere lieben, darf nicht unerwähnt bleiben.

Johannes Kahrer: „Der Papa hat schon gesagt: Geht’s der Kuh gut, geht’s mir auch gut.“

Auch ist die überschaubare Größe der Herde ein Anliegen, „sonst verliert man den Bezug zu den Tieren“, so Regina Kahrer, die den Trend in Richtung „immer größer und immer mehr“ kritisch sieht: „Bei uns hat jede Kuh ihren Schlafplatz und muss nicht auf den Spalten liegen, weil alles besetzt ist.“ Wobei Johannes Kahrer einem gesunden Wachstum nicht abgeneigt ist: „Es müssen jedoch die Rahmenbedingungen dafür gegeben sein.“
Rahmenbedingungen, die er sich auch von der Politik für den schwindenden Nachwuchs in der Landwirtschaft wünscht. Eltern würden ihren Kindern auf den Weg geben, einen zweiten Beruf zu erlernen, sollte es mit dem Betrieb nicht klappen. „Viele dieser Kinder erreichen besser bezahlte Positionen und kommen nicht mehr zurück. Gäbe es allerdings eine höhere Planungssicherheit, müssten die Kinder keinen zweiten Beruf erlernen“, bemängelt der Niederösterreicher den Status quo.

Quelle: BZ/Machtlinger
In Zukunft soll sich der Nachwuchs um die Tiere kümmern.

Für die Kinder in Österreichs Schulen wünscht sich die Betriebsführung bessere Bildungsstandards bezüglich der heimischen Landwirtschaft. Würde man den Kindern eindringlich erklären, wie Fotosynthese funktioniert und wie die Landwirtschaft im Zusammenspiel mit den Kühen einen CO²-neutralen Nährstoffkreislauf bildet, dann würde der Diskurs rund um die „Klimakiller-Kuh“ endlich aus der Öffentlichkeit verschwinden.

Mit dem AMA-Gütesiegel-Zusatzmodul „Tierhaltung plus“ wird ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung besserer Tierhaltung gesetzt. Nimmt ein Milchviehbetrieb daran teil, muss dieser zusätzlich zu den Basisanforderungen genau festgelegte Kriterien erfüllen. So profitieren die Tiere von mehr Bewegungsmöglichkeiten, verpflichtenden Kuhbürsten, palmölfreiem, europäischem Futtermittel und einem erweiterten Tiergesundheitsmonitoring.

Diese Reportage entstand in Kooperation mit AMA-Marketing, Werbung

- Bildquellen -

  • Kuh mit Halsband: BZ/Machtlinger
  • Kind und Kuh: BZ/Machtlinger
  • Fam. Kahrer: BZ/Machtlinger
- Werbung -
AUTORMartin Machtlinger
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