Routine ist Voraussetzung für Hygiene. Dieser Leitsatz gilt in Milchbetrieben vor allem für das Melken. Die Milchwirtschaftsberaterin der LK Niederösterreich, Johanna Mandl, empfiehlt dazu, schon bei der Reihenfolge der zu melkenden Tiere eine bestimmte Routine einzuhalten.
Zuerst die gesunden, dann die Problemkühe
Wo es möglich ist, sollte die Herde in eine Melkreihenfolge gebracht werden. Zuerst in den Melkstand kommen die gesunden und frisch abgekalbten Kühe. Erst danach kommen die „verdächtigen“ Tiere dran. Verdachtsfälle sind beispielsweise Tiere mit erhöhtem Zellgehalt laut LKV-Tagesbericht oder mit leicht positivem Schalmtest. Zuletzt gemolken werden dann die nachweislich erkrankten Tiere. Bereits behandelte Tiere sollten immer am Schluss der Melkreihenfolge stehen.
Auch wo eine Reihenfolge nur eingeschränkt möglich ist, etwa beim Melkroboter, sollten gesunde und erkrankte Tiere, so gut es geht, getrennt voneinander gemolken werden. Ein Möglichkeit dazu wäre die Bildung von Gruppen, etwa mit Frischmelkern und gesunden
Tieren sowie den weiteren Tieren. Hier werden die Gruppen getrennt gehalten und zum Melken gelassen. Ist eine Gruppenbildung nicht möglich, so ist eine Melkzeugzwischendesinfektion durchzuführen.
Auch beim Melken selbst gilt es eine besondere Hygieneroutine einzuhalten, wobei hier die Reinigung des Euters bzw. der Zitzen vor und nach dem Melken im Mittelpunkt stehen.
Richtig reinigen mit einem Tuch pro Kuh
Um die Zitzen für den Melkvorgang zu reinigen, gibt es mehrere Möglichkeiten:
• Trockenreinigung
• Nassreinigung
• Euterbrausen.
Zur Trockenreinigung verwendet man üblicherweise Euterwolle (Holzwolle) oder trockene Papiertücher. Die Methode ist ausreichend wirksam, wenn die Euter nur wenig verschmutzt sind und wenn die Herde eutergesund ist. Das Abreiben mit Holzwolle stimuliert die Zitzen sehr gut und unterstützt das Anrüsten.
Zur Nassreinigung dienen waschbare Mehrwegtücher oder Einmaltücher, die mit einer Desinfektionslösung getränkt sind. Die feuchte, desinfizierende Reinigung ist empfohlen, wenn es im Tierbestand Euterprobleme gibt oder wenn die Euter stärker verschmutzt sind. Für Mehrwegtücher und Einmaltücher gilt: Ein Tuch pro Kuh! Mehrwegtücher müssen heiß (90 °C) waschbar sein. Wiederverwendete Euterlappen sind ein großes Risiko für die Verschleppung von Mastitiserregern oder Hemmstoffrückständen.
Sind die Euter sehr stark verschmutzt, so sollten Euterbrausen mit Nachtrocknung zum Einsatz kommen.Das Ergebnis der Euterreinigung soll in jedem Fall eine saubere und trockene Zitze sein.
Keimeinwanderung verhindern
Nach der Melkzeugabnahme ist das Dippen eine Standardmaßnahme (siehe Infokasten). Wichtig ist vor allem die desinfizierende Wirkung. Zudem sind auch Mittel mit Pflegezusätzen erhältlich. Gepflegte und geschmeidige Zitzen bieten weniger Ansiedelfläche für Mastitiserreger. Wichtig ist auch, unverzüglich nach der Melkzeugabnahme zu Dippen. Denn solange der Strichkanal offen ist, wird ein Tropfen Desinfektionslösung in den Strichkanal gesaugt und die bereits eingedrungenen Bakterien werden abgetötet.
Als weitere grundlegende Maßnahmen zur Melkhygiene seien angeführt:
• Die konsequente Verwendung von Melkhandschuhen reduziert die Keimübertragung.
• Zwischendesinfektion der Melkzeuge, wenn die Herde unter Mastitisproblemen leidet.
• Melktechnikfehler vermeiden – hier gibt die Zitzenkondition wertvolle Hinweise: Zitzen mit rauem Ring am Ende (Hyperkeratose) sind Signale für fehlerhaft eingestelltes Vakuum bzw. Pulsation, schlecht passende Zitzengummis oder für zu lange Melkzeiten bzw. Blindmelken.
Für ein schonendes und zügiges Melken sind eine funktionierende Melktechnik und eine korrekt durchgeführte Melkroutine die Grundvoraussetzung.
Basiswissen Zitzendippen
Die Desinfektion der Zitzen nach dem Melken ist eine wichtige Hygienemaßnahme zur Vorbeugung gegen Euterentzündungen. Dies deshalb, weil auch nach bester Vorreinigung immer noch Krankheitserreger an Zitzen und Euter gelangen können. Und zwar beim Melken selbst oder durch die Milchtropfen, die nach Abnahme des Melkzeugs an den Zitzen haften bleiben. Diese Milchtropfen sind ausgezeichnete Nährböden für Bakterien, die von der Zitzenspitze aus auch in das Euter eindringen können. Ein anschauliches Video dazu hat Tierarzt Franz Kritzinger auf Facebook („Tierarztpraxis Kritzinger“) veröffentlicht. Wichtig ist laut Kritzinger, dass das Tauchmittel alle Bakterien abtöten kann. Und das am besten mit Jod. Entsprechende Mittel sind als fertige Gebrauchslösung oder als Konzentrat erhältlich. Der Vorteil des Dippens ist zweifach: Neben den Bakterien wird auch der Milchtropfen an der Zitze beseitigt.
- Bildquellen -
- 2446 W Zitze Bakterien: Kritzinger
- 2446 W01 Euterhygiene Dippen: agrarfoto.com