Maispreis: Hoffnung auf Wettermarkt wie 2015?

agrarfoto.com ©Für heuer wird in der EU eine Maisernte von 62 Mio. t erwartet. Das ist deutlich mehr als nach der Trockenheit im Vorjahr (< 58 Mio. t).
agrarfoto.com ©Für heuer wird in der EU eine Maisernte von 62 Mio. t erwartet. Das ist deutlich mehr als nach der Trockenheit im Vorjahr (< 58 Mio. t).[/caption] Im Frühjahr sah es nach einer Erholung der Maisnotierungen aus, bis im Juni die Terminbörsen wieder nach Süden drehten. Ende Juni wurde nun noch überraschend die Ausweitung der US-Maisflächen 2016 bekannt. Doch die Gefahr für eine Sommertrockenheit ist in den USA heuer besonders groß. Beflügelt auch im Sommer 2016, ähnlich wie im Vorjahr, wieder ein Wettermarkt die Weltmarktpreise?

US-Maisflächen auf Rekordniveau

Die Sorgen um die südamerikanische Sojaernte haben im Frühjahr nicht nur der Sojabohne Auftrieb beschert, auch der Mais marschierte an den Terminbörsen mit nach Norden. Schon vor Beginn des Frühjahrsanbaus zeichnete sich in den USA Maisanbau auf Rekordniveau ab. Im Märzreport des USDA wurde eine Allzeit-Rekord-Maisfläche mit 93,6 Millionen (Mio.) acres (ca. 37,9 Mio. Hektar) veranschlagt (2015: 90,0 Mio. acres – ca. 36,5 Mio. Hektar). Während dem gesamten Frühjahrsanbau lockte die Sojabohne die US-Farmer mit phänomenal hohen Preisen. Trotzdem wurde die US-Maisfläche im Juni-Report überraschend auf 94,1 Mio. acres ausgedehnt. Die US-Bestände hatten ideale Startbedingungen und durch die Bank zufriedenstellende Niederschläge. In Europa erschwerten hingegen starke Regenfälle gebietsweise die Jugendentwicklung. Mais lag im Mai deutlich in seiner Entwicklung zurück. Im Juni konnten die Bestände jedoch viel aufholen, und stehen momentan durchwegs gut da. Dies ist ganz konträr zum Vorjahr, wo vom Vegetationsstart weg die Niederschläge fehlten. Auch die EU-Ernteaussichten sind heuer deutlich höher als 2015. Mit 64,28 Mio. Tonnen (t) wird eine deutlich bessere, als die durch Hitze vertrocknete europäische Ernte 2015 (57,98 Mio. t) veranschlagt (USDA-Report 06_2016). Die EU-Kommission sah Ende Juni die Erträge ebenfalls sehr zuversichtlich. Mit 7,35 t/ha EU-Ertragsschnitt liegen die Erwartungen über dem Fünfjahresmittel von 6,93 t/ha. Die Vertreter der europäischen Getreidehändler Cocereal haben aber Ende Juni ihre bisherigen Ernteerwartungen leicht auf 62,4 Mio. t korrigiert (-0,8 Mio. t). Nach den starken Niederschlägen wurden die Erwartungen für Frankreich und Ungarn etwas reduziert, in Rumänien hingegen erhöht, noch ist aber viel möglich.

Sorgen um “La Nina” bleiben aufrecht

In den USA war das Jahr 2015 begleitet von regelmäßigen intensiven Niederschlägen. Das Wetterphänomen El-Nino sorgte für regelmäßigen, ausreichenden Regen. Für heuer steht La Nina – die “kleine Schwester” des El-Ninos – mit Trockenheit immer noch als großes Fragezeichen im Raum. In den aktuellen Wettersimulationen wird die Eintritts-Wahrscheinlichkeit (je nach Modell bis zu 70 Prozent) ab Juli sehr hoch eingestuft. In den letzten Wochen wechselten sich laufend moderate Temperaturen sowie Niederschläge und trockene Phasen ab, die Wettersorge in den USA schwingt bei den Marktteilnehmern mit. Seit dem Frühjahr konnten sich so die Notierungen lange auf einem höheren Niveau behaupten, und kletterten sogar zeitweise über die Weizennotierungen. Dennoch: Ende Juni folgte ein zügiger Einbruch an den Terminbörsen sowohl bei Weizen, als auch bei Mais. Auch die Kassamarktpreise haben im Frühjahr etwas angezogen. Zu Beginn der Getreideernte deutet sich aber auch dort wieder ein Rückgang an.

Druck von hohen Getreide-Ernteerwartungen

Derzeit startet europaweit die Getreideernte mit hohen Ertragserwartungen, insbesondere beim Weizen. Als Folge des Frühjahrsniederschläge gibt es jedoch regional Sorgen um die Weizenqualität, eine stärkere Ausprägung der Futterfraktionen wird erwartet. Mit hohen Weizen-Überlagern (EU: 18,73 Mio. t, Zuwachs zum Vorjahr >35 Prozent!) scheint für Mais die Konkurrenz am Futtertrog schon vor der Ernte zu warten. Auch die glo-balen Maisbestände liegen mit 206,45 Mio. t bei über einem Fünftel des veranschlagten Jahresverbrauchs (1013,09 Mio. t) – eine komfortable Versorgung bleibt also gesichert. Für die EU als Importland sieht das USDA nach der schwächeren Ernteversorgung aus 2015 einen Überlagerbestand von 6,28 Mio. t (Vorjahres-Überlager: 9,41 Mio. t).

Börsenabgeleitete Verkaufspreise

[caption id="7290079189" align="alignleft" width="300"]Vergleich Kursverlauf Matif Mahlweizen und Mais seit Jahresbeginn ©MATIF Vergleich Kursverlauf Matif Mahlweizen und Mais seit Jahresbeginn ©MATIF

Bleibt ein Wettermarkt mit spürbaren Ertragseinbuöen im Sommer aus, so sehen wir für Mais mittelfristig wenig Luft nach oben. Kurzzeitige Unruhe bei Extremwetterkapriolen kann aber vor allem im Juli und August interessante Gelegenheiten bieten, sich börsenabgeleitete Verkaufspreise zu sichern. Die laufende Marktbeobachtung ist und bleibt entscheidend für den Erfolg.

- Werbung -
Vorheriger Artikel“Rot-Blau hat schwache Ernte beschert”
Nächster ArtikelLandesrat Benger: Kärnten blüht auf