Der Stechapfel erfordert aufgrund seiner Toxizität eine „Nulltoleranzstrategie“. Soweit wie hier im Bild sollte es nicht kommen.

Auch in der Pflanzenwelt gibt es Zuwanderer. Teils bereichern sie unseren Speisezettel, teils sind sie problematisch, weil sie andere Arten verdrängen, schützenswerte Lebensräume gefährden oder als Unkräuter wirtschaftliche Schäden verursachen. Im Ackerbau sind in jüngerer Vergangenheit Unkräuter auf dem Vormarsch, die besondere Abwehrmaßnahmen und Bekämpfungsstrategien erfordern. Neben Maßnahmen in der Fruchtfolge stehen in diesem Beitrag das Auftreten und die Bekämpfung in Mais im Vordergrund.

Der Stechapfel ist hochgiftig für Mensch und Tier

Quelle: LK Steiermark/Greimel
Der Stechapfel sollte bei etwa 5 cm Wuchshöhe bekämpft werden.

Der Stechapfel (Datura stramonium) aus der Familie der Nachtschattengewächse bevorzugt warme Lagen und läuft relativ spät auf. Die Pflanze besiedelt Sommerungen wie Mais, Soja, Kartoffeln, Sonnenblumen oder Gemüsekulturen. Aufgrund der starken Giftigkeit der ganzen Pflanze gilt es (insbesondere auch im Kürbisanbau), die Stechapfelpflanzen weitestgehend vom Acker zu entfernen. Zur chemischen Bekämpfung bewährt haben sich Triketone (Laudis, Callisto) sowie auch Capreno, Maister Power, Monsoon, Peak und Adengo. Arrat hat eine gute Wirkung. Bodenherbizide sind gegen den Stechapfel kaum wirksam. Im Bio-Anbau muss der Stechapfel händisch entfernt werden. Aufgrund der hohen Giftigkeit sämtlicher Teile der Pflanze sollte man bei der Arbeit Handschuhe tragen. Besondere Vorsichtsmaßnahmen gelten auch bei der Entsorgung der ausgerissenen Pflanzen.

Das Erdmandelgras ist gekommen, um zu bleiben

Quelle: LK Steiermark/Greimel
Das Erdmandelgras vermehrt sich mittels Rhizomknöllchen.

Das Erdmandelgras (Cyperus esculentus) aus der Familie der Sauergrasgewächse hat sich ausgehend von der Weststeiermark schon in weiteren Regionen verbreitet. Es zählt zu den 20 „weltweit gefährlichsten Unkräutern“. Wenn es sich etabliert hat, dann hat man es für immer, es ist kaum auszurotten. Charakteristika der Pflanze sind der dreikantige Stängel und die glänzend hellgrünen Blätter mit Vförmigem Querschnitt. Die Pflanze ist gänzlich unbehaart. Mittels Rhizomknöllchen (Erdmandeln) überdauert und vermehrt sich das Gras. Zudem bildet es zur Verbreitung im Feld Rhizome, die über Maschinen und Geräte zur Bodenbearbeitung auch weiterverteilt werden. Auf besonders betroffenen Flächen verdrängt das Erdmandelgras alle anderen Pflanzen. Grundlage der Bekämpfung ist das Mittel Spectrum in Kombination mit Adengo, gefolgt im NA von Onyx und einem Mesotrione-Produkt. Gute Wirkungsgrade erfodern stets die vollen Aufwandmengen. Gut wirksam wären auch S-Metolachlor-Produkte (Dual Gold, Gardo Gold), die aber aufgrund der auslaufenden Zulassung nur noch bis 23. Juli 2024 angewendet werden dürfen.

Die Kermesbeere sollte gar nicht erst aufkommen

Quelle: LK Steiermark/Greimel
Die Kermesbeere ist nur in Mais aussichtsreich zu regulieren.

Die Kermesbeere (Phytolacca americana) verbreitet sich von den Waldrändern her zunehmend auch auf Ackerflächen. Die Beeren sind giftig. Meist verschleppen Vögel die Samen auf die Äcker. Ist die Pflanze angewachsen, dann verbreitet sie sich auch über Wurzelstöcke und ist in diesem Stadium auch chemisch nur schwer zu bekämpfen. Mais mit dichtem Besatz an Kermesbeeren ist kaum noch druschfähig, weil die Mähdrescher verstopfen. Die besten Erfolge bei der chemischen Bekämpfung brachte bis dato Arrat (0,2 kg/ha Arrat + 1 l/ha Dash). Wichtig für den Erfolg ist die späte Anwendung, wenn der Mais gerade noch befahrbar ist. Bei Kermesbeeren mit 20 cm Wuchshöhe richtet man noch wenig aus. Behandlungsziel ist, dass die Pflanze zumindest keine Beeren bildet.

Gegen Ambrosia sind auch die Kulturpflanzen „allergisch“

Quelle: LK Steiermark/Greimel
Ambrosia ist am wirkungsvollsten im Mais zu bekämpfen.

Die Beifuß-Ambrosia (Ambrosia artemisiifolia) aus der Familie der Korbblütler ist unter Allergikern gefürchtet. Auch in Ackerkulturen wie Mais, Soja, Körnerhirse oder Ölkürbis wird sie schnell zur Plage. Die Bekämpfung braucht eine fruchtfolgeübergreifende Strategie, da das Unkraut insbesondere im Ölkürbis chemisch nicht bekämpfbar ist. Das Hauptaugenmerk richtet sich deshalb auf den Mais, wo gut wirksame Mittel zur Verfügung stehen. Genannt seien: Peak, Casper, Laudis, Capreno, Adengo, Maister Power, Clopyralid. Auch Mesotrione-Produkte in Kombination mit Terbuthylazin (TBA) sind gut wirksam. Auch Arrat bringt gute Wirkungsgrade. Kaum wirksam gegen Ambrosia sind Sulfonylharnstoffe und Bodenherbizide ohne TBA. Soll die Bekämpfung in Körnerhirse erfolgen, so ist die NA-Anwendung von Arrat der Standard (dies gilt auch für die anderen Neophyten). Mais Banvel wirkt dagegen nicht so breit. In der Sojabohne ist eine VA-Strategie mit Artist oder Proman plus Spectrum zu empfehlen. Nach erfolgter VA-Behandlung ist im NA Pulsar eine Möglichkeit der Korrektur.

Das Johnsongras wandert von Straßenrändern her zu

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Das Johnsongras ist extrem konkurrenzstark.

Das Johnsongras (Sorgum halepense), auch als „Wilde Mohrenhirse“ oder Aleppo- Hirse bekannt, ist hierzulande bereits weit verbreitet. Die Pflanze bildet Horste und wird mit starker Konkurrenzkraft bis über zwei Meter hoch. Betroffen sind alle Sommerungen. Im Mais können dagegen gräserwirksame Sulfonylharnstoffe eingesetzt werden (Arigo, Maister Power, SL 950, Monsoon, Titus). Dabei ist wichtig, die maximal zugelassenen Aufwandmengen einzusetzen. Gut wirksam wäre das Gräserherbizid Focus Ultra. Allerdings gibt es aktuell nur zwei Maissorten („Duo Mais“), die gegen dieses Mittel resistent sind. In zweikeimblättrigen Kulturen ist das Johnsongras mit Gräsermitteln bekämpfbar. In Getreide lässt sich die Wilde Mohrenhirse mehr oder weniger gut mit Glyphosate- Mitteln bekämpfen. Die Anwendung muss nach der Ernte erfolgen.

Die Spitzklette ist im Mais gut bekämpfbar

Quelle: LK Steiermark/Greimel
Spitzkletten können bis 1,50 m hoch werden und alles überwuchern.

Die Spitzklette (Xanthium strumarium) aus der Familie der Korbblütler ist im Mais mit vielen Produkten gut bekämpfbar. Zu nennen sind Triketone, Peak, Casper, Maisbanvel, Arrat, Maister Power, Adengo, Capreno, Clopyralid. Kaum wirksam sind dagegen Sulfonylharnstoffe, Terbuthylazin, Onyx und Bodenherbizide. In Sojabohne-Kulturen ist diese Klette ein Problemunkraut. Im Vorauflauf gibt es keine chemische Behandlungsmöglichkeit, im Nachauflauf sind oft zwei Pulsar- Anwendungen erforderlich, denn die Spitzklette läuft verzettelt unter dem Bestand auf. Wenn sie sichtbar wird, ist es meist schon zu spät. Im Ölkürbis ist Spitzklette gar nicht bekämpfbar. In Körnerhirse kann die Spitzklette gut mit Arrat + Dash bekämpft werden.

Die Samtpappel hat eine hohe Konkurrenzkraft

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Die Samtpappel in Mais sowie Blüte und Samenkapsel.

Die Samtpappel (Abutilon theophrasti) oder „Schönmalve“ gehört zu den Malvengewächsen. Die Pflanze ist ein konkurrenzstarkes Unkraut. Bis zu 200 Kapseln pro Pflanze mit je 35 Samen ergeben ein hohes Vermehrungspotenzial. Größere Populationen der wärmebedürftigen Pflanze gibt es in der Südoststeiermark, im OÖ-Bezirk Eferding, im Wiener Becken und im Burgenland. Im Mais ist die Samtpappel gut bekämpfbar (Adengo, Triketone, Capreno, Maister Power, Arrat, Peak und Casper). Weniger wirksam sind Sulfonylharnstoffe, Dicamba, Clopyralid, Onyx und Bodenherbizide. Im Ölkürbis besteht eine Bekämpfungslücke. Auch in Sojabohne und Zuckerrübe ist die Samtpappel ein Problemunkraut, dem erhöhte Aufmerksamkeit gilt.

Hinweise zur Entsorgung: Im Bio-Anbau oder wenn chemische Maßnahmen nicht verfügbar sind (oder die gewünschte Wirkung verfehlen), ist eine händische Bekämpfung der Neophyten unumgänglich. Nach dem Ausreißen stellt sich zudem die Frage: Wohin mit dem Pflanzenmaterial? Laut Christian Emsenhuber von der LK Niederösterreich sollte man die Unkräuter grundsätzlich vor der Samenbildung bekämpfen. Sollten bereits keimfähige Samen vorhanden sein, dann ist das Pflanzenmaterial vom Feld wegzubringen und „ordnungsgemäß zu entsorgen“. Das Verbrennen am Feld wäre zwar sicher, ist aber verboten. Kleinere Mengen können in örtlichen Sammelzentren oder über die „Grüne Tonne“ entsorgt werden. Größere Mengen sollten der Kompostierung zugeführt werden, wobei hier Kosten anfallen können. Eine ordnungsgemäße Kompostierung gilt als vollständige Hygienisierung.

Zur Person:  DI Christine Greimel ist in der Abteilung Pflanzenschutz der LK Steiermark tätig.

- Bildquellen -

  • Stechapfel2: LK Steiermark/Greimel
  • Erdmantelgras: LK Steiermark/Greimel
  • Kermesbeere: LK Steiermark/Greimel
  • Ambrosia: LK Steiermark/Greimel
  • Johnsongras: LK Steiermark/Greimel
  • Spitzklette: LK Steiermark/Greimel
  • Samtpappel: LK Steiermark/Greimel
  • Stechapfel in Mais: LK Steiermark/Greimel
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AUTORChristine Greiml, Red. HM
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