Die Pausenglocke läutet, Schülerinnen und Schüler erhalten Milch, Kakao und Joghurt, zuvor hat schon der Schulwart die Packerl und Gläser für die einzelnen Klassen hergerichtet, ein Schüler oder ein Lehrer sammelt einmal monatlich das Geld dafür ein. So oder so ähnlich ist wahrscheinlich den meisten die traditionelle Schulmilchversorgung in Erinnerung. Jahre und Ernährungsdiskussionen später macht Milch aber nicht mehr überall Schule.
„Die Philosophie von Ernährungspäpsten“
Zum Beispiel in der Volksschule in Altenberg. Dort gehört das Schulmilchprogramm der Vergangenheit an. „Die Mehrheit der Eltern wollte das so“, sagt Direktorin Johanna Stolk auf Anfrage der BauernZeitung und ergänzt, dass man dieses Thema sehr oft diskutiert hätte. Beschlossen wurde es schlussendlich in der Lehrerkonferenz. „Die Überzeugung, dass Milch so gesund ist, wird nicht von allen Eltern geteilt“, sagt die Direktorin zu den Gründen. Außerdem sei die Organisation für die Lehrer eine zusätzliche Belastung gewesen. „Die Lehrer müssen sich ohnehin bereits um viele Sachen kümmern, die nichts mit ihrer Kernaufgabe zu tun haben“, sagt Stolk. Auch das Reinigungspersonal sei froh darüber, weil Kakao und Co. viel Schmutz in den Klassen- und Pausenräumen hinterlassen hätten. Nur vereinzelt seien Lehrer und Eltern für
die Fortführung des Schulmilchprogramms gewesen.
Eine Feststellung, die der Ortsbauernobmann von Altenberg Johannes Riener so nicht teilt: „Es gab viele Enttäuschte aufgrund dieser Entscheidung.“ Auch der Elternverein sei gespalten gewesen. Er selbst hätte sich mit Eltern und Lehrern lange um eine Lösung bemüht, jegliche Bemühungen seien aber „auf Granit gestoßen“, so Riener. „Es scheitert am Willen“, sagt er, weil „natürlich damit ein Aufwand verbunden ist“. Riener sieht aber auch den fehlenden Bezug zur Landwirtschaft mancher Lehrer als Auslöser für solche Entscheidungen: „Einmal in vier Jahren auf einen Bauernhof zu kommen, ist zu wenig, um sich auszukennen. Manche Lehrer teilen die Philosophie von Ernährungspäpsten, bei denen das wertvolle Nahrungsmittel Milch keinen Platz mehr am Speiseplan hat. Damit geht ein wichtiger Teil in der kindlichen Ernährung verloren.“
„Der Druck muss von den Eltern kommen“
„Um Zucker zu reduzieren“, wurde in der Volksschule Sattledt das Schulmilchprogramm ausgesetzt, sagt der dortige Direktor Manfred Schachinger. Gegen reine Milch sei „nicht unbedingt etwas zu sagen“, so Schachinger, wohl aber „gegen Trinkjoghurt und Kakao“, das den Großteil des Programms ausmacht. Im Rahmen der Schulent-
wicklung lege man in Sattledt einen Schwerpunkt in der „gesunden Schule“. Das Schulmilchprogramm auszusetzen sei eine der Maßnahmen dafür. Natürlich habe es auch Gegenstimmen gegeben, letztendlich habe es aber das Schulforum mit Eltern- und Schülervertretern so beschlossen. Leopold Hundstorfer, Bauernbundobmann von Sattledt, hat diese Entscheidung von Eltern erfahren und versucht seither in Gesprächen eine Lösung für die Wiederaufnahme der Schulmilch zu finden. Im Herbst will er eine Informationsveranstaltung organisieren, die über den gesundheitlichen Aspekt der Milch aufklären soll. Aber, so Hundstorfer: „Der Druck muss von den Schülern bzw. ihren Eltern kommen.“ Als alternatives Pausengetränk forcieren beide Schulen das Trinken von Leitungswasser.
Eine Entscheidung der Schule
Entscheiden kann jede Schule autonom, also selbstständig, ob sie das Schulmilchprogramm anbietet oder nicht. Seitens des Landesschulrats wird empfohlen, am Programm teilzunehmen, informiert Fach-inspektorin Annemarie Thallner, in der Landesschulratsbehörde zuständig für Ernährungsthemen in Pflichtschulen. Auch in der Checkliste „Ernährung“ für den Erhalt des Gütesiegels „Gesunde Schule“ sind Milch und Milchprodukte in den Speisenempfehlungen enthalten.
Es ist also Sache der Verantwortungsträger in den Schulen. „Wenn dort selbsternannte Ernährungswissenschafter dabei sind, wird es problematisch“, findet Heinrich Striegl, Bezirksbauernbundobmann von Wels-Land, deutliche Worte. Dass Milch mancherorts keine gesunde Schuljause mehr sein soll, findet er eine „wahnsinnige Übertreibung“. Außerdem stünde ein solches Aus für die Schulmilch nur stellvertretend für eine Diskussion, die bei der Ernährung beginne und seine Forstsetzung im Tierschutz bzw. generell in der tierischen Produktion hätte. Striegl: „Wenn sich das fortsetzt, hinterfragen wir die landwirtschaftliche Produktion.“