Kein Heu ist wie das andere. Schon Standorteigenschaften wie Seehöhe, Pflanzenbestand und Witterung führen zu deutlichen Unterschieden in der Futterqualität. Zudem hat auch das jeweilige betriebliche Management großen Einfluss auf die Futterqualität – dies belegen die Ergebnisse der bereits seit dem Jahr 2003 durchgeführten LK-Grundfutterprojekte (siehe Kasten).

Große Bandbreite bei den Inhaltsstoffen

Wie die Faktoren Umwelt und Management zusammenwirken, das zeigen beispielsweise die Rohproteingehalte (XP). Bei Heu ergaben die Auswertungen hier eine Spannweite von 58 bis 249 g/kg TM. Auch bei Grassilagen wurden mit 77 bis 263 g/kg TM deutliche Unterschiede ermittelt. Ziel wäre es, den Proteinbedarf von Milchkühen in der Laktation zwischen 140 bis 160 g XP/kg TM durch das wirtschaftseigene Grundfutter abzudecken. Die Ursachen für die deutlich streuenden Rohproteingehalte dürften aus dem Pflanzenbestand herrühren. Was das Management betrifft, so hat zudem auch der Verlust an Blattmasse durch Abbröckelung im Zuge der Heuwerbung großen Einfluss.
Ziel der Heuwerbung ist gutes Heu mit
• hoher Verdaulichkeit,
• besten Inhaltsstoffen und
• hoher sensorischer und mikrobiologischer Qualität.
Dabei spielen neben dem Schnittzeitpunkt und Erntestadium vor allem eine verlustarme Ernte und ein ausreichend hoher Trockenmassegehalt von mindestens 88 Prozent die wesentliche Rolle. Ist das Erntegut feuchter, dann können Lagerpilze, wie Aspergillus, Penicillium oder Wallemia, die Futterqualität erheblich beeinträchtigen. Zudem steigt die Gefahr der Selbstentzündung des Heustocks.

Schwefelgehalt und Proteinertrag

Was die Düngung bzw. Inhaltsstoffe betrifft, so ist in den vergangenen Jahren die Debatte über eine zu geringe Schwefelversorgung bzw. zu niedrige Rohproteinerträge des heimischen Grünlands aufgeflammt. Im Rahmen des Heuprojekts 2022 wurde erstmals auch der Schwefelgehalt analysiert, um die Hypothese einer Schwefel-Unterversorgung zu prüfen. Die Analysen zeigten stark unterschiedliche S-Gehalte von 0,76 bis 3,29 g/kg TM. Sehr viele Heuproben hatten ein ungünstiges Stickstoff-Schwefel-Verhältnis von mehr als 12:1. Das sollte eigentlich zu einem begrenzten Rohproteingehalt führen. Trotzdem hatten auch Heuproben mit S-Mangel sehr hohe Rohproteingehalte. Auch umgekehrt verfügten einige Proben bei sehr hohem S-Gehalt über sehr niedrige Rohproteingehalte. Eine generelle Aussage, dass eine Schwefelergänzung den Rohproteingehalt erhöht, ist somit nicht möglich. Das Stickstoff-Schwefel-Verhältnis alleine reicht nicht aus für eine Aussage zur Schwefelversorgung. Bei der Interpretation der Schwefelversorgung müssen weitere Faktoren berücksichtigt werden, wie etwa die Schwefel- und Stickstoffdüngung selbst, Bröckelverluste, der Reifegrad bei der Ernte oder die Mobilisierungsmöglichkeiten des Bodens im Frühjahr.

Früher Schnitt bringt bessere Qualität

Ein maßgeblicher Einflussfaktor auf die Futterqualität ist das Datum der Futterernte.
Dass die Höhenlage maßgeblichen Einfluss auf den Erntetermin hat, versteht sich von selbst. Hundert Meter Höhenunterschied verzögern die Heuernte um fast vier Tage, die Ernte von Grassilage etwa um 2,6 Tage. Das hat wesentlichen Einfluss auf die Nutzungsintensität. Dreischnittflächen liegen im LK-Futterprojekt im Mittel auf 900 m, ab 1.200 bis 1.300 m sind nur noch zwei Schnitte möglich. Vier bis fünf Nutzungen sind erst unter 720 m Seehöhe möglich. Rund 42 Prozent der Proben der LK-Heuprojekte stammen von Grünlandflächen mit jährlich vier Nutzungen.
Allerdings gibt es auch auf Basis gleicher Seehöhe signifikante Unterschiede beim Erntedatum. Auf 880 m Höhenlage ernten Vorarlberger Landwirte den ersten Aufwuchs zur Heuwerbung im Schnitt schon am 31. Mai, während die Grünlandbauern im niederösterreichischen Alpenvorland erst am 27. Juni mit Mähwerk und Zetter ausfahren. Der Grund könnte darin liegen, dass im Alpenvorland Heu eher als Strukturkomponente in Ergänzung zu junger Grassilage verwendet wird. Zu beachten ist, dass auch die Art der Heutrocknung den Erntetermin beeinflusst. Mit Warmbelüftung ausgestattete Betriebe ernteten das Heu auf gleicher Seehöhe um elf Tage früher als Betriebe mit Bodentrocknung ohne Belüftung.
Seit Beginn der LK-Heuprojekte im Jahr 2007 zeichnet sich ein Trend zu früheren Erntezeitpunkten ab. Im Jahr 2022 wurde der erste Schnitt im Mittel am 4. Juni durchgeführt, was um sieben Tage früher war als vor 15 Jahren.
Im LK-Heuprojekt 2022 verfügten 84 Prozent der Teilnehmer über eine Heubelüftungsanlage, 58 % mit Luftanwärmung. Die Belüftung ermöglicht die Ausnutzung kürzerer Sonnenfenster. Der frühere Schnittzeitpunkt wirkt positiv auf die Heuqualität und in der Folge auf die tierischen Leistungen, denn der Reifegrad bei der Ernte wirkte sich signifikant auf den Gehalt von Zucker und Gerüstsubstanz aus.

Trocknung ist Qualitätssicherung

Eine gut überlegte Investition in eine Belüftung bzw. Trocknung verbessert die Heuqualität merklich. Statt drei Schönwettertagen bei Bodentrocknung reichen bei einer modernen Heutrocknungsanlage zwei Tage zur Futterbergung aus. Dadurch sinkt die Abhängigkeit von stabilen Schönwetterphasen. Außerdem reduziert die kürzere Feldzeit auch die Atmungs-, Bröckel- und Auswaschungsverluste. Mittels der Belüftung unter Dach lässt sich der notwendige Trockenmassegehalt sicher erreichen, das Risiko eines mikrobiologischen Verderbs wird geringer.

Wie die Grafik zeigt, verbesserte schon die Kaltbelüftung den Anteil mikrobiologisch unbedenklicher Heuproben von 67 auf rund 85 Prozent. Bei Warmbelüftung stieg der Anteil im Durchschnitt der Projektjahre 2018 und 2022 auf 88 Prozent.
Die Heutrocknungstechnik wird laufend weiterentwickelt. Neue Merkmale wie Dachabsaugung und Entfeuchter verbessern die Effizienz der Heutrocknung auch in Zeiten hoher Energiepreise merklich. Auch für die Belüftung von Rundballen gibt es erprobte technische Lösungen.

Verschmutzung mit Erde vermindern

Wie bei Silagen ist auch bei Heu eine erdige Verschmutzung durch einen erhöhten Eintrag von Keimen ein gewichtiger Qualitätsmangel. Um die Belastung der Proben mit Erde besser beurteilen zu können, wurde im LK-Heuprojekt 2022 neben dem Rohaschegehalt auch der Eisengehalt gemessen. Dieser Indikator ist zuverlässig, da in den meisten Böden viel Eisen enthalten ist und der Eisengehalt im Heu somit den Verschmutzungsgrad anzeigt.
32 Prozent der Heuproben wiesen Eisengehalte von über 500 bis 1.000 mg/kg TM auf, was einer leichten bis mittelgradigen erdigen Verschmutzung entspricht. 14 Prozent der Proben zeigten mit mehr als 1.000 mg Fe/kg TM sogar eine starke erdige Verschmutzung. Durch Verminderung der erdigen Verschmutzung können die Bauern die Qualität des Futters verbessern.
Die ermittelten Eisengehalte haben auch die Erdbelastung aufgrund von niedriger Schnitthöhe sowie der verwendeten Technik deutlich sichtbar gemacht. Schnitthöhen unter 5 cm haben mit 851 mg/kg TM deutlich höhere Eisengehalte ergeben als mit 515 mg/kg TM bei Schnitthöhen von mehr als 7 cm.
Was die Mähtechnik betrifft, so verursachen Messerbalkenmähwerke im Mittel 840 mg Fe/kg TM gegenüber Mähaufbereitern mit 485 mg Fe/kg TM. Vor allem in Berglagen wäre durch eine verschmutzungsfreie Heuernte Qualitätspotenzial vorhanden.
Unter gleichgesetzten Bedingungen konnte im Vergleich zum Messerbalken das mit Mähaufbereiter gewonnene Erntegut um 2,5 Stunden schneller eingefahren werden. Das führte in der Folge zu etwas besserer Heuqualität in den Parametern Rohprotein, Gerüstsubstanzen und NEL.


Heuprojekt mit 456 Proben

Seit 2003 werden LK-Grundfutterprojekte, abwechselnd zu Gärfutter und Heu, bundesweit durchgeführt. Diese breite Datenbasis ermöglicht es, den heimischen Futterbaubetrieben Beispiele für „Best Practice“ in Qualität und Management zu geben und damit die Qualität des Grundfutters zu verbessern. Das jüngste LK-Heuprojekt des Jahres 2022 hat in der Futtermittelanalyse durch die Einbindung der mikrobiologischen Untersuchung auf Feld- und Lagerpilze, der Gerüstsubstanz- sowie der Schwefelanalyse eine neue Dimension zur Qualitätsbewertung von Heu beschritten.
In Summe haben Bauern aus ganz Österreich 456 Heuproben zur Analyse eingereicht. Die meisten Proben stammten aus westlichen Bundesländern, wo der Heuanteil in der Ration oft deutlich höher ist. Ausgewertet und chemisch analysiert wurden die Proben unter Leitung der HBLFA Raumberg-
Gumpenstein mit den LK-Fütterungsreferenten und dem Futtermittellabor Rosenau. Per Fragebogen wurden zudem Fakten zu Pflanzenbestand, Düngung, Erntetechnik und Trocknung erhoben.
Die Ergebnisse zeigen klar die Ursachen von Qualitätsmängeln sowie den Zusammenhang zwischen Heuqualität und Management. Österreichs rund 7.000 Heumilchbetrieben steht damit ein wertvoller Fundus zur Verbesserung der Futterqualität zur Verfügung.


 

Autor: Ing. Reinhard Resch, Referat Futterbewertung,
HBLFA Raumberg-Gumpenstein

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  • 2316 W Futtertisch Heu: Reinhard Resch
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QuelleH.M.
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