Bernhard und Anette Dietrich, Mellau (Vbg.), haben ihren Bergbetrieb auf hohen Kuhkomfort ausgerichtet. Das Bauernpaar lässt sich das auch einiges kosten. Die Tiere lohnen das mit jährlich rund 8.000 kg Milch bei mehr als sechs Kälbern je Kuh. Zudem macht die Arbeit Freude.
Eine saubere Sache, die Kühe sind gesund“, das sagt Bernhard Dietrich (29) über die Heurationen für seine zehn bis elf Milchkühe. In der Region rund um Mellau im Bregenzerwald sei die Heuwerbung Standard, es habe noch nie etwas anderes gegeben als Heumilch. Dies war auch der Grund, aus dem die ARGE Heumilch vor Kurzem zu einer Presse-Exkursion auf den Betrieb eingeladen hat. Laut ARGE Heumilch-Obmann Karl Neuhofer ist der Berghof Dietrich ein Beispiel dafür, wie traditionelle Heuwerbung nach aktuellen Standards funktioniert und wie mittels Umbau auf Liegeboxenstall auch im Berggebiet den Tierwohlanforderungen des Lebensmittelhandels Rechnung getragen werden kann.
Heubelüftung war die erste Investition
Bernhard, im Hauptberuf Zimmermann, führt den auf 900 m Seehöhe gelegenen Betrieb gemeinsam mit seiner Frau Anette. Beide sind mit Begeisterung Bauern. Neben dem Milchvieh gehören zur Freude von Sohn Elias auch Hühner und Wachteln, Kaninchen und Ziegen zu den „Mitbewohnern“ am Hof. Damit ist auch in der Alpperiode von Anfang Juni bis Anfang September immer „Leben am Betrieb“. Während die Milchkühe auf der Alpe Vordersuttis Höhenluft atmen, geht es auf dem Heimgut ans Heumachen. 16 Hektar Grünland wollen gemäht und eingebracht sein. Nach dem Leitsatz „Tierwohl beginnt beim Futter“ wurde bald nach der Betriebsübernahme der Bau einer Heubelüftung im Jahr 2013 in Angriff genommen. Drei Belüftungskammern mit insgesamt 550 m3 Volumen können wechselweise mittels Hochleistungslüfter auf Trocknungsbetrieb geschaltet werden. Das Unterteilen in mehrere Kammern ermöglicht das stufenweise Einbringen der Schnitte. Die Ausgangsfeuchte des Futters beträgt etwa 35 Prozent. Je nach Witterung wird in zwei bis drei Tagen auf zehn Prozent heruntergetrocknet. Beschleunigt wird der Wasserentzug durch Anwärmung der Zuluft.
Wärmetauscher als finale Ausbaustufe
Die Unterdachansaugung durch die doppelte Dachhülle ermöglicht einen Temperatursprung der angesaugten Luft von 5 bis 10 °C und entsprechend verbesserten Trocknungseffekt. Seine Fachkenntnisse als Zimmermann konnte Bernhard bei der Montage der Anlage kostensparend einsetzen.
An seine Grenzen stößt das System bei längeren Regenperioden. Durch den hohen Feuchtigkeitsgehalt der Außenluft wäre in diesem Fall eine Wärmepumpe zur Luftentfeuchtung erforderlich. Die Pläne dafür gibt es bereits. Erster Schritt soll in absehbarer Zeit die Installation einer 25-kW-Photovoltaikanlage sein. Um Lagerplatz zu sparen, lässt Bernhard das getrocknete Futter in Rundballen pressen. In Summe bringt die Heubelüftung gegenüber der Bodentrocknung eine deutliche Verbesserung der Futterqualität mit einem hohen Anteil an Feinblättern.
Das schlägt sich auch in der Grundfutterleistung nieder. Im Mittel melken Dietrichs von ihren Braunviehtieren zwischen 7.500 und 8.000 kg Milch pro Kuh und Jahr, wovon rund 5.000 kg aus dem Grundfutter stammen. Die Nutzungsdauer der Milchkühe beträgt im Mittel beachtliche sechseinhalb Jahre. Vermarktet wird die Milch an die genossenschaftliche Alpenkäse Bregenzerwald in Bezau. Der Sommermilchpreis für konventionelle, gentechnikfreie Heumilch liegt aktuell zwischen 58 und 62 Cent/kg (inkl. MwSt.).
Erhöhte Tiefboxen, Butterfly-Melkstand
Der zweite große Schritt in Richtung Tierwohl war im Jahr 2017 schließlich der Umbau des traditionellen Anbindestalls in einen Liegeboxenstall. Installiert wurden zehn Tiefboxen mit Gummimatten (Kraiburg MaxiBox), die eine sparsame Einstreu mit Gerstenstroh ermöglichen. Auch der als Spaltenboden ausgeführte Laufgang ist mit klauenschonenden Gummimatten ausgelegt. Zudem steht den Tieren auch ein Auslauf zur Verfügung, der aufgrund der dort untergebrachten Kraftfutterstation auch entsprechend frequentiert wird. Bemerkenswert der Zweier-Butterfly-Melkstand, der ohne Melkgrube auskommt und ein einzelnes Zu- und Ablassen der Tiere ermöglicht. Rund eine Dreiviertelstunde benötigt Bernhard für einen Melkdurchgang seiner zehn Kühe. Komplettiert ist der Stall mit acht Jungviehplätzen (von Oktober bis April in Kombihaltung), Abkalbe- und Krankenbox sowie mit 350 m3 Grubenraum. Erschwert waren die Bauarbeiten durch felsigen Untergrund. In Summe belief sich die Investition einschließlich Eigenleistung auf rund 200.000 Euro. Ein Kuhplatz hat vor Investitionsförderung (40 %) rund 18.000 Euro gekostet.
Laufstall am Bergbetrieb – Kleinbäuerliche Betriebe im benachteiligten Berggebiet stehen vor großen strukturellen und betriebswirtschaftlichen Herausforderungen. Der Arbeitseinsatz und die Kosten in der Produktion sind hoch, Betriebsanpassungen sind schwierig. Zudem verlangt der Markt zunehmend Milch von Kühen, die in Laufstall- oder Auslaufsystemen gehalten werden. Im Rahmen eines EU-Projektes (EIP-Agri) wurden 32 Betriebe mit sechs bis 24 Kühen (ein Betrieb mit 40 Kühen) beim Um- und Neubau von Milchviehställen mit verbessertem Tierwohl begleitet und die Eckdaten der Baulösungen dokumentiert. In manchen Fällen wurde die Anbindehaltung um einen Auslauf ergänzt, weitere Beispiele zeigen, wie Liegeboxenställe trotz knapper Platzverhältnisse realisierbar sind.
Weitere zehn Betriebe haben die Milchviehhaltung aufgegeben und alternative Bewirtschaftungsformen entwickelt. Die Betriebsbeispiele sind online und in Broschüren dokumentiert.
www.bergmilchvieh.at
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