Immer wieder wird der Bauern-schaft vorgeworfen auf hohem Lohn-Niveau zu jammern und nicht „genug zu bekommen“. Der Grüne Bericht 2020 führt auch den letzten Ungläubigen schwarz auf weiß vor Augen – das Klagen der heimischen Landwirte ist mehr als berechtigt. 27.966 Euro stehen dem Betriebsführer eines durchschnittlichen land- und forstwirtschaftlichen Betriebes pro Jahr als Einkommen zur Verfügung. Gegenüber 2018 ist das nochmals ein Minus von 0,2 Prozent.
„Schuld an dieser negativen Entwicklung sind einerseits die klimawandelbedingten Schäden und andererseits die zu geringen Erlöse aus den Produktverkäufen“, weiß Bauernbund-Landesobmann Max Hiegelsberger. Gleichzeitig erwirtschaftet der Handel aber immer größere Jahresumsätze. Ein Missstand, der einer Änderung bedarf.
Ungleichgewicht zu Gunsten des Lebensmittelhandels beenden
Die bäuerlichen Produzenten erzeugen am Beginn der Wertschöpfungskette erstklassige Lebensmittel. Die Gewinnverteilung jedoch schlägt in Richtung Lebensmitteleinzelhandel aus. Denn das größte Stück des „gemeinsamen Kuchens“ landet bei den großen Handelsketten. Das Beispiel eines Eierzeugers zeigt es deutlich: Er verkauft um zwölf Cent an den Großhandel. Der verkauft wiederum um 49 Cent, und letzten Endes kostet die Ware in der Aktion im Geschäft 99 Cent. „Die Kluft zwischen den Produzenten und Endverkäufern muss minimiert werden. Der Gewinn darf nicht ausschließlich beim Handel liegen“, insistiert Hiegelsberger.
Problematisch ist natürlich die Konkurrenz aus dem Ausland. Hier ist aber der Konsument gefragt – er bestimmt mit seinem Einkauf letztlich wie und was produziert wird. Aktuell geben die Verbraucher aber so wenig wie noch nie, nämlich neun Prozent ihres Einkommens für Nahrungsmittel aus. Für eine faire Produktion müsste der Wert jedoch bei 20 Prozent liegen.
„Aktionen mit Lebensmitteln aus aller Herren Länder und der Griff zu diesen, ruinieren langfristig betrachtet die österreichische Qualitäts-Landwirtschaft“, erklärt Landesbäuerin Johanna Haider. Sie fordert: „Damit es den Endverbrauchern leichter fällt sich bewusst für ein österreichisches Lebensmittel zu entscheiden, ist die rasche Umsetzung der verpflichtenden Herkunftskennzeichnung, insbesondere bei verarbeiteten Produkten und der Gemeinschaftsverpflegung, durch Gesundheitsminister Rudolf Anschober dringend nötig.“
„Das isst Österreich“ – mediale Offensive für mehr Regionalität
Mehr Regionales auf den Tisch bringen soll die Initiative „Das isst Österreich“ des Landwirtschaftsministeriums, das auch vom Oberösterreichischen Bauernbund mitgetragen wird.
Neben einer bundesweiten Medienoffensive, der Installierung der Website www.das-isst-österreich.at, sind auch eine Kooperation mit der ORF-Kochsendung von Silvia Schneider, sowie Aktionstage der Landwirtschaftskammern in den Bezirken geplant.
„Es geht darum die Vorteile des Einkaufes sowie der Produktion regional erzeugter Lebensmittel für die Konsumenten aufzuzeigen und das Bewusstsein für die Vielfalt regionaler Lebensmittel zu schärfen“, bringt Haider den Zweck des medialen Vorstoßes auf den Punkt.
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