Kalbsschnitzel aus den Niederlanden und Backhendl aus der Ukraine – österreichische Spezialitäten mit unangenehmem Beigeschmack. „Es ist höchste Zeit, dass unsere Lebensmittel transparent deklariert werden. Die Herkunftskennzeichnung muss für verarbeitete Lebensmittel sowie in der Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung verpflichtend umgesetzt werden!“, macht LK-Präsident NR Josef Hechenberger deutlich.
„Wir Bauern verbessern uns gerne stetig weiter und sind auch bereit, zugunsten der Nachhaltigkeit höhere Produktionkosten in Kauf zu nehmen. Daher sollte die Herkunft verpflichtend am Produkt sichtbar sein, damit die Konsumentinnen und Konsumenten entscheiden können, welche Art von Landwirtschaft sie unterstützen!“, zeigt der Nationalratsabgeordnete auf. Im Zuge der Klimadebatte ist es ebenso wichtig, zu wissen, woher das Essen stammt. „Klimaschutz zu predigen und dabei Lebensmittel aus den entlegensten Ecken der Welt zu importieren passt nicht zusammen“, kritisiert Josef Hechenberger.
Wo Österreich draufsteht, muss Österreich drin sein
Ab 1. April tritt die EU-Primärzutatenverordnung in Kraft, durch die bei einigen Produkten bereits die Herkunft der Hauptzutat angegeben werden muss, falls ein Ursprungsland für das Lebensmittel angegeben ist und die primäre Zutat nicht aus diesem Land stammt. Ein rot-weiß-rotes Etikett auf deutschen Wurstverpackungen ist damit beispielsweise passé. „Das ist zwar ein Schritt in die richtige Richtung, reicht uns aber noch nicht“, beurteilt Hechenberger. Die Herkunft der meisten Rohstoffe bliebe dennoch unbekannt.
Der Entschluss des Gesundheitsausschusses des Nationalrates, eine bessere Herkunftskennzeichnung bis 2021 einzuführen, begrüßt Hechenberger daher. Er fordert eine schnelle Umsetzung der bestehenden Punkte im Regierungsprogramm: „Um die hohe Qualität unserer heimischen Lebensmittel auch sofort zu erkennen, wird eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung bei den Primärzutaten Milch, Fleisch und Eier eingeführt. Auch in der Gemeinschaftsverpflegung sowie bei verarbeiteten Lebensmitteln gilt ab dem kommenden Jahr eine verpflichtende Kennzeichnung. Zusätzlich wird es freiwillige Qualitäts- und Herkunftssicherungssysteme für Direktvermarktungsbetriebe, Manufakturen und Gastronomie geben.“
Einen deutlichen Wettbewerbsvorteil sieht Hechenberger darin für die Produzenten: „Durch klare Kennzeichnung können sich qualitativ hochwertig erzeugende einheimische Hersteller von der im Ausland oft unter schlechteren Bedingungen produzierenden Konkurrenz stärker abheben und ihre Erzeugnisse besser vermarkten.“
Herkunftskennzeichnung als Schritt gegen Tiertransport
Dauerbrenner in den Medien ist das Thema Tiertransport. Dabei liegt der Fokus auf dem Export von österreichischen Kälbern in Drittstaaten. „Durch eine transparente Herkunftskennzeichnung kann Tiertransporten vorgebeugt werden“, versichert NR Hechenberger. Hat der Konsument klare Einsicht in den Weg seiner Lebensmittel, könne er sich bewusst für regionales Fleisch ohne langen Transport entscheiden, statt blind zum billigeren Produkt aus dem Ausland zu greifen.
„Gerade beim Kalbfleisch merken wir derzeit einen enormen Preisdruck. Ohne Herkunftskennzeichnung haben wir da keine Überlebenschance“, zeichnet der LK-Präsident ein drastisches Bild. „Bei uns werden die Tiere mit Milch aufgezogen, wachsen langsamer und werden in kleineren Einheiten gehalten. Das kostet. Wenn dann bei der Deklarierung nirgends zu vermerken ist, dass für das Kalbsschnitzel billigeres ausländisches Fleisch aus Holland oder Polen verwendet wird, werden Konsumenten außen vor gelassen und Kaufentscheidungen weiter nur anhand des Preises getroffen.“
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- Hechenberger: Tanja Cammerlander
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