Keine Landwirtschaft ohne Biodiversität – unter diesem Motto ging am 25. Mai das erste Biodiversitäts-Symposium mit Award-Verleihung in der HBLFA Tirol in Rotholz über die Bühne.
Den Rahmen für die Verleihung bildeten Vorträge von Johannes Gutmann, Geschäftsführer von SONNENTOR, und Johannes Rüdisser vom Institut für Ökologie der Universität Innsbruck. Als Mitglied im Österreichischen Biodiversitätsrat geht Rüdisser der Frage nach, wie es um die Biodiversität auf globaler Ebene aber auch konkret bei uns im Alpenraum steht. Ein wesentliches Ziel ist es, den abstrakten Begriff mittels Zahlen und Daten messbar zu machen. Johannes Gutmann vermittelte auf anschauliche Weise seinen beruflichen Werdegang und wie es zur Gründung der Marke SONNENTOR kam. Vor allem dem jungen Publikum gab er eine Botschaft mit: „Nutzt vorhandene Strukturen, arbeitet zusammen und denkt anders.“
Biodiversität als Lebensgrundlage
Zur anschließenden Podiumsdiskussion mit Vertretern aus Politik und Landwirtschaft waren Tanja Moser (Biodiversitäts-Botschafterin und Biobäuerin), Daniela Wagner (Amt der Tiroler Landesregierung, Abteilung Umweltschutz), Alexander Jeschow (MPREIS Warenvertriebs GmbH), LAbg. Martin Mayerl (Landwirtschaftssprecher Tiroler Volkspartei) und Johannes Kostenzer (Landesumweltanwalt Tirol) geladen. „Der Stellenwert von Biodiversität ist in der Landwirtschaft bereits angekommen. Immer mehr Flächen werden nach ÖPUL-Standards bewirtschaftet, denn sie sind die Lebensgrundlage unserer Bäuerinnen und Bauern. Trotzdem gebe ich zu bedenken, dass es die Landwirtschaft im Allgemeinen nicht gibt und sich unsere kleinstrukturierten Betriebe und deren Möglichkeiten voneinander unterscheiden. Um Biodiversität weiter zu erhalten, braucht es auch persönliche Wertschätzung der Konsumenten für Lebensmittel und somit einen breiten Schulterschluss der Gesellschaft“, zieht LAbg. Mayerl Bilanz.
Biodiversitäts-Award
„Mit der Auszeichnung möchten wir Bäuerinnen und Bauern vor den Vorhang holen, die sich für eine funktionierende Biodiversität einsetzen und Beiträge zur Förderung der Artenvielfalt leisten“, erläutert Christina Ritter, Obfrau von BIO AUSTRIA Tirol. Zehn Tiroler Landwirtschaftsbetriebe reichten ihre Konzepte ein, drei davon schafften es in die engere Auswahl und wurden von Christina Ritter und Ulrike Tappeiner, Biologin an der Universität Innsbruck, besucht. „Beim Lokalaugenschein erhielten wir einen Einblick in die unterschiedlichen Traditionen und Arbeitsweisen, die in den jeweiligen Betrieben gelebt werden. Wir sehen die prämierten Betriebe als Vorzeigemodelle für alle, die zum Schutz unserer vielfältigen Natur beitragen wollen“, führt Obfrau Christina Ritter aus.
Den ersten Platz des Biodiversitäts-Awards sicherte sich Familie Strickner aus Nösslach am Brenner. Auf einer Höhe von 1.420 Metern hält die Familie eine Grauviehherde und führt ihren Biobetrieb im Vollerwerb. Die Bewirtschaftung der ökologisch äußerst wertvollen Bergmähder erfordert viel Handarbeit mit Sense und Rechen. „Das Bewusstsein für die Natur ist am Biohof der Familie Strickner besonders ausgeprägt. Quellaustritte am Feld, Lärchenwiesen, Hecken und Steinhaufen werden hier bewusst erhalten. Stellen mit vielen blühenden Pflanzen, an denen sich die Insekten tummeln, werden stehengelassen und beim nächsten Mal mitgemäht“, begründet die Jury ihre Entscheidung.
Mit dem zweiten Platz des Biodiversitäts-Awards wurden Magdalena und Johannes Esterhammer vom Fügenberg prämiert. Ihr Betrieb erstreckt sich über drei Höhenlagen. Mehr als 700 Obstsorten, unter ihnen alte Raritäten, sind dort zu finden. „Die Obstbäume säumen den gesamten Hof, auch eine Streuobstwiese ist vorhanden. Aus dem Obst wird Saft gepresst, Schnaps gebrannt und es wird auch als Tafelobst verkauft. Den Kindern wird hier eine funktionierende regionale Kreislaufwirtschaft vorgelebt“, fasst Ulrike Tappeiner zusammen.
Platz drei ging an Maria Schmidt und Harald Stoiber aus Going. Sie beschreiben ihren kleinen Betrieb mit 1,9 Hektar als sinnstiftendes Hobby. Die jungen Leute zeigen auf kleinem Raum unterschiedlichste Möglichkeiten zur Förderung der Biodiversität. Christina Ritter hebt hervor: „Die sieben Schafe am Hof dienen einzig zur Lieferung von Wolle und Mist. Es gibt einen Waldgarten, einen Bachlauf, eine speziell angelegte Trockenmauer, Totholzhaufen, verschiedene Nistkästen und vieles mehr.“
- Bildquellen -
- 2023 05 25 Biodiversitaets Symposium 02: Agentur Polak