In den Vorstellungen vieler Menschen dominiert das Bild des männlichen Bauern. Dieses ist jedoch längst nicht mehr zeitgemäß, denn in Österreich werden mehr als ein Drittel der Bauernhöfe von Frauen geführt. Daten aus früheren Jahren zeigen, dass der Anteil der weiblichen Betriebsleiterinnen vor allem mit zunehmendem Alter ansteigt. Dieser ist am höchsten in der Altersgruppe von 50 bis 59 Jahren.
Die Bäuerinnen sind auch in der Wissensvermittlung aktiv. So engagieren sich aktuell in ganz Österreich 315 Seminarbäuerinnen und informieren jedes Jahr rund 30.000 Kinder und Jugendliche sowie 21.000 Erwachsene über regionale Lebensmittel und deren Kennzeichnung. Sie und auch andere bieten zudem das Programm „Schule am Bauernhof“ an. Nicht immer steht am Hof also ein Mann an der Seite der Bäuerin, viele Tätigkeiten werden von diesen alleine gestemmt.
Extraportion Mut für Neubau des Pferdehofes
So ist es auch bei Katharina Maderebner. Sie hat sich ihren Traum erfüllt und einen Pferdehof aufgebaut. Die Hofstelle auszusiedeln und am Dorfrand neu zu errichten erforderte eine Extraportion Mut. Die Steirerin hat sich dies vor einigen Jahren zugetraut.
„Ohne meinen starken Willen und die Unterstützung von Familie und Freunden hätte ich diesen Schritt nie gewagt“, erzählt die heute 42-Jährige. Vor 20 Jahren hätte sie nicht gedacht, dass es so kommt. Nach dem Abschluss der Landwirtschaftsschule machte sie zunächst eine Gastronomieausbildung und verbrachte mehrere Jahre im Ausland. Erst nach der Geburt ihrer zwei Kinder entschied sie sich, den elterlichen Betrieb mit Mutterkuhhaltung in ihrer Heimatgemeinde nahe Gröbming im Bezirk Liezen zu übernehmen. „Ich wollte für meine Kinder da sein und mir die Arbeitszeit selbst einteilen können.“ Neben der Kindererziehung absolvierte sie mehrere landwirtschaftliche Weiterbildungskurse und bot zudem Urlaub am Bauernhof an.
Es folgte ein schwerer Schlag: die Trennung von ihrem Mann, was einen tiefen Einschnitt in ihr Leben bedeutete. Doch Katharina Maderebner bewahrte ihre Stärke und erweiterte daraufhin Schritt für Schritt ihren Tierbestand, vor allem um Pferde. Maderebners zunehmende Begeisterung für die Huftiere führte sie dazu, sich zur Reitpädagogin und -therapeutin ausbilden zu lassen. „Dann kam der Moment und ich musste mich entscheiden: Entweder wird mein Betrieb wieder kleiner oder ich siedle den Hof an den Dorfrand aus.“

Verantwortung übernehmen
Unter Mithilfe von Familie, Freunden und Nachbarn baute Katharina Maderebner eine neue Hofstelle weit entfernt vom Dorfkern auf. „Natürlich hatte ich auch Unterstützung seitens der Bank. Sogar der Verkauf des alten Hofes im Dorf stand zur Debatte. Doch schlussendlich hat alles auch ohne den Verkauf funktioniert.“ Das Wohnhaus, der Stall, auch Heulager, Futterhalle, Werkstatt, Wirtschaftsraum, Garagen und die Reitplätze wurden komplett neu errichtet und angelegt. Die knapp drei Dutzend Pferde werden in Gruppen- und Einzelboxen gehalten.

Maderebner ist auch Züchterin und verkauft nicht nur die Fohlen. Am Stammhof werden Grauvieh, Schweine, Ziegen und weitere kleine Nutztiere gehalten. Außerdem befinden sich dort auch sieben Wohnungen für Feriengäste.
Die Verantwortung für den Neubau hat die Bäuerin selbst übernommen. „Mit einem Partner hätte ich dieses Projekt wahrscheinlich nicht geschafft. Jemand anderen mitzuziehen, der nicht ebenso wie ich dafür brennt, hätte mir nur unnötige Kraft gekostet.“ Knapp drei Jahre nach der Umsiedelung hofft sie heute, „dass alles so bleibt, wie es ist“. Mehr Gelassenheit und die Konzentration darauf, Details zu perfektionieren, sei ihr erklärtes Ziel, „obwohl mir ständig neue Ideen kommen“. Einen Ausgleich zur täglichen Arbeit findet die Bäuerin, indem sie gelegentlich als Kellnerin arbeitet sowie als Kassiererin in der Gemeinde. Besonders gern verbringt sie den Sommer auf der Alm und genießt im Winter die Sauna.
“Jemand anderen mitzuziehen, der nicht wie ich dafür brennt, hätte mir nur unnötig viel Kraft gekostet.”
– Katharina Maderebner
Unter ihren bäuerlichen Berufskollegen fühlt sich Maderebner als Frau und Hofbesitzerin ebenbürtig und anerkannt. „Ich denke, dass sich die Rolle der Frau in der Landwirtschaft gut etabliert hat.“ Jungen Bäuerinnen empfiehlt sie, „ehrlich zu sich selber zu bleiben“. Und immer wieder neue Ideen aufzunehmen und aussortieren. „Denn mit Überzeugung und Willenskraft schafft man alles.“

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- Neue Hofstelle: Maderebner
- Stall: Maderebner
- Pferde im Schnee: Maderebner
- Maderebner: Maderebner