Lukas und Pichler fordern die nötigen Geldmittel für mehr heimische Lebensmittel in öffentlichen Kantinen.

Seit 2021 gilt in der öffentlichen Beschaffung der vom Klimaschutzministerium erarbeitete „Aktionsplan für eine nachhaltige Beschaffung“ (naBe-Plan). Dieser soll Kantinen- und Großküchenbetreiber dabei unterstützen, den Anteil an regionalen Lebensmitteln in der öffentlichen Gemeinschaftsverpflegung zu steigern.

500 Köche befragt

 Jüngst war allerdings Kritik an der Umsetzung laut geworden. Der Österreich-Anteil an den 450.000 täglich in öffentlichen Kantinen ausgegebenen Mahlzeiten sei immer noch zu gering, die Qualitätskriterien nicht ausreichend. „Wirtschaften am Land“ (WAL) und Geflügelwirtschaft Österreich (GWÖ) wollten es genauer wissen und haben in einer Online-Umfrage 500 Verantwortliche in Spitälern befragt, wie sie es mit der Regionalität handhaben. Das Ergebnis: Die Preisdifferenzen seien zu hoch, das Einkaufsbudget zu knapp und das Angebot an regionalen Produkten, aber auch die Informationen zur Herkunft schlicht unzureichend. Aus bäuerlicher Sicht sei dieses Zeugnis der Großküchenbetreiber für den naBe-Plan bedauerlich, wie WAL-Obmann Robert Pichler und GWÖ-Obmann Markus Lukas per Aussendung mitteilen: „Für die heimische Landwirtschaft und den Klimaschutz ist es wichtig, dass der naBe-Plan erfolgreich umgesetzt wird.“

Zu teuer, zu wenig Budget

Konkret beklagten 40 Prozent der Befragten die zu hohe Preisdifferenz für österreichische Ware und das dafür zu niedrige Einkaufsbudget. In der Umfrage traten durchaus Differenzen zwischen verschiedenen Produktgruppen zutage. Während die Verantwortlichen angaben, Milchprodukte durchwegs aus Österreich zu beziehen, liegt der Anteil bei Eiern bei 94 Prozent und bei Rindfleisch bei 88 Prozent. Schlusslicht bildet das Geflügelfleisch, wo lediglich die Hälfte (47 % bei Huhn, 56 % bei Pute) aus Österreich stammt.

Anreize sollen es richten

Die Obleute sehen deshalb dringenden Handlungsbedarf. Um den Absatz heimischer Lebensmittel im Großkücheneinkauf zu steigern, brauche es finanzielle Anreize. Ein solcher wäre ein „Kantinen-Euro“. „Bereits ein Euro mehr pro Essensportion würde ausreichen, um die Mahlzeiten in öffentlichen Kantinen nachhaltig zu gestalten“, sind sie überzeugt. Dieser solle nur dann ausgezahlt werden, wenn der nachhaltige Einkauf durch Rechnungsbelege nachgewiesen wird. Unterstützung kommt von Bauernbund-Präsident Georg Strasser: „Es ist höchste Zeit, den Kantinenbetreibern einen Rahmen zu geben, der es ihnen ermöglicht, Lebensmittel aus Österreich einzukaufen. Diese haben ihren Preis.“

Strasser: „Es ist höchste Zeit, den Kantinenbetreibern einen Rahmen zu geben, der es ihnen ermöglicht, Lebensmittel aus Österreich einzukaufen. Diese haben ihren Preis.“

Pichler sieht in einem größeren Österreich-Anteil in Großküchen auch enormes Potenzial für den Erhalt der bäuerlichen Landwirtschaft: „Würden wir etwa den Anteil heimischer Lebensmittel in Kantinen um zehn Prozent erhöhen, könnten wir 500 landwirtschaftliche Familienbetriebe absichern.“ 

Die Vereine fordern deshalb eine Verankerung des Kantinen-Euro in den anstehenden Regierungsverhandlungen. Bauernbund-Präsident Strasser kann dem viel abgewinnen, sieht aber auch das zuständige Klimaschutzministerium am Zug. „Beim Essen in der Kantine haben die Konsumenten ein Recht auf hochwertige Lebensmittel aus Österreich“, appelliert er.

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AUTORRed. CW
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