Die 27-jährige Oberösterreicherin hat den elterlichen Betrieb seit 2019 gepachtet und führt ihn im Haupterwerb.

Zwei Jahre lang stand er leer. Der Schweinestall am „Aigner-Gut“ in der Gemeinde Kematen an der Krems. Doch dann entschloss sich Sophie Bleimschein wieder einzustallen: „Ich wollte das Vorhandene nutzen. Es ist perfekt anzufangen, wenn es bestehende Stallungen gibt und man nicht viel investieren muss. Außerdem ist es ressourcenschonender, als ein neues Gebäude auf der grünen Wiese zu bauen. Die Schweinemast passt einfach perfekt in unsere Region“, ist die 27-jährige Jungbäuerin überzeugt, denn der oberösterreichische Zentralraum ist von einer starken Veredelungswirtschaft geprägt. Zu den Schweinen kommen noch 500 Legehennen – Freilandeier und Nudeln werden größtenteils direkt ab Hof vermarktet.

Seit 2019 hat sie nun den elterlichen Betrieb gepachtet und führt ihn im Haupterwerb. Aufgewachsen in einem „Dreimäderlhaus“ war für sie schnell klar, dass sie den elterlichen Betrieb einmal bewirtschaften möchte: „Weil ich einfach die Leidenschaft und das Herzblut für die Landwirtschaft habe“, so die engagierte Jungbäuerin, die 2017 ihre landwirtschaftliche Ausbildung an der HLBLA St. Florian mit der Matura abschloss.

„Gesunde Ferkel sind die halbe Miete“

Quelle: BZ/Mursch-Edlmayr
Die Futtergrundlage für die Tiere wächst auf den eigenen Feldern.

Der Stall bietet Platz für 320 Mastschweine. Deren Futter wächst ausschließlich auf den betriebseigenen Flächen. Auf 25 Hektar betreibt Bleimschein eine klassische Fruchtfolge: Mais, Weizen, Gerste, Soja. Zuletzt hat sie in eine automatische Fütterungsanlage investiert: „Die möchte ich nicht mehr hergeben, weil sie mir viel Zeit spart und mich flexibler macht.“ Denn früher war sie täglich eine Stunde im Stall beschäftigt, jetzt sind es nur noch 20 Minuten. Die gewonnene Zeit ist aber nicht der einzige Mehrwert der neuen Fütterung: Durch die genauen, regelmäßigen Zeiten konnte die Fresslust gesteigert werden, was sich natürlich auch auf die Gewichtszunahme positiv auswirkt.

Quelle: BZ/Mursch-Edlmayr
Fasziniert von den Tieren.

Mastschweine seien im Prinzip „unkompliziert“. Das Wichtigste sei die Herkunft der Ferkel. „Gesunde Ferkel sind die halbe Miete.“ Mit ihrem Ferkelerzeuger hat sie großes Glück: „Die Tiere sind sehr gesund und ich habe weniger als ein Prozent Ausfälle – ein Spitzenwert“, steht ihr die Freude ins Gesicht geschrieben.

Die Ferkel kommen mit 31 Kilogramm auf den Betrieb. Die Mastdauer betrage etwa 120 Tage, erzählt sie auf dem Weg zum Stall. Das Thema Stalleinbrüche beschäftige sie immer wieder: „Das hat man immer im Hinterkopf, weil man viel darüber in den Medien liest“, gibt sie Einblick in ihre Gedanken.

Was sie an der Arbeit mit den Schweinen am meisten fasziniert: „Es sind Tiere und keine Maschinen. Sie haben jeden Tag etwas Neues für einen und man baut eine Beziehung zu ihnen auf.“ Und sie spricht auch mit ihnen: „Hallo Lutschis“, ruft sie beim Öffnen der Stalltür, und diese begrüßen sie grunzend und sichtlich quietschvergnügt.

AMA-Gütesiegel: Ein Zeichen für Qualität, Herkunft und Kontrolle

Auch das Tierwohl ist der Jungbäuerin wichtig: „Jeder Bauer geht tagtäglich in den Stall und schaut, dass es seinen Tieren gut geht. Es ist in meinem Interesse, dass die Tiere gut fressen, gesund sind und keines von den anderen hinausgebissen wird.“

Quelle: BZ/Mursch-Edlmayr
Die Tiere beschäftigen sich gerne mit dem angebotenen Spielzeug.

Deshalb nimmt der Betrieb auch am AMA-Gütesiegel teil, bei dem die Tiere zehn Prozent mehr Platz als gesetzlich gefordert zur Verfügung haben. „Das macht schon Sinn. Man merkt es den Schweinen auch an. Sie sind ruhiger und es gibt weniger Krankheitsdruck.“ Vorgeschrieben ist auch Beschäftigungsmaterial – „zwei verschiedene Spielzeuge pro Bucht“, und sie deutet auf eine Kette, an der ein Stück Holz montiert ist.

Quelle: BZ/Mursch-Edlmayr
Alle Schweine am Betrieb sind gekennzeichnet.

Grundsätzlich sei es kein großer Mehraufwand, im Rahmen der AMA-Richtlinien zu produzieren. Vermarktet wird über die Schweinebörse. „Eigentlich sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, die Ferkel aus Österreich zu beziehen, hier zu mästen und zu schlachten.“ Geld ist aber nicht ihre Motivation. Generell könne man auch nicht bei jedem verkauften Schwein mit der Gütesiegelprämie rechnen. „Neben der Haltung und Fütterung nach AMA-Richtlinien zählen später auch die ‚inneren Werte‘ wie Schlachtgewicht und Magerfleischanteil (MFA), um mit dem Gütesiegel ausgezeichnet zu werden“, erläutert Bleimschein. Vielmehr sei es persönliche Ideologie: „Ich will damit auch ein Zeichen für die heimische Produktion setzen.“

Bleimschein: „Jeder Landwirt ist ein Tierwohl-Täter.“

Damit verbunden sind auch Kontrollen: „Einmal im Jahr findet eine unangekündigte Spot-Audit-Kontrolle der AMA-Marketing statt, bei der neben der Besatzdichte vor allem auf Tierwohl-Aspekte geachtet wird.

Und alle zwei bis drei Jahre kommt ein Kontrolleur von Agrovet, der Kot-, Urin- und Futterproben nimmt und analysieren lässt.“ Auch die Teilnahme am Tiergesundheitsdienst ist verpflichtend und bietet dem Betrieb einen Mehrwert.

Das AMA-Gütesiegel hat jedenfalls einen sehr hohen Stellenwert. Andere Länder würden uns darum beneiden. Auch im Marketing werde wichtige Arbeit geleistet, um den Konsumenten die Schweineproduktion mit realitätsnahen Bildern näherzubringen. In Zeiten des Klimawandels und der gesellschaftlichen Diskussionen rund um die Landwirtschaft und speziell den Fleischkonsum sei das ein Muss: „Als konventionelle Landwirtin und speziell als Schweinehalterin ist man schnell eine Bäuerin zweiter Klasse, weil für viele nur Bio das einzig Wahre ist. Dabei haben wir in Österreich auch in der konventionellen Landwirtschaft sehr strenge Richtlinien, die anderswo schon fast als Bio durchgehen würden.“

Bleimschein: „Wir brauchen rasch eine politische Lösung für die Übergangsfrist zum Vollspaltenverbot.“

Die Zukunft der Branche sieht sie etwas zwiespältig: „Schweinehaltung wird es immer geben. Die Frage ist nur, in welcher Form.“ Sie selbst sei jedenfalls vom bestehenden Haltungssystem überzeugt und werde es so lange wie möglich nutzen. Der gesellschaftliche Druck werde aber immer größer. „Deshalb braucht es eine rasche politische Lösung für die Übergangsfrist zum Vollspaltenverbot. Die Zeit drängt“, so die selbstbewusste Jungbäuerin, die sich in einer stark männerdominierten Branche behaupten möchte. Als junge Frau habe sie in dieser Hinsicht schon viele Erfahrungen gemacht: „Darüber könnte man einen eigenen Bericht schreiben“, lacht sie. Durchsetzungsvermögen braucht man auf jeden Fall: „Mittlerweile habe ich mir aber schon einen Namen gemacht“, sagt die junge Frau augenzwinkernd: „Viele glauben nicht, dass ich das alleine schaffe.“ Doch die engagierte Jungbäuerin hat Skeptiker eines Besseren belehrt und einen alten Stall zu neuem Leben erweckt.

 Das AMA-Gütesiegel bei Schweinefleisch garantiert ein geschlossenes Qualitäts- und Kontrollsystem – vom Landwirt über den Schlachthof und Zerlegebetrieb bis zum Lebensmittelhandel. Die Anforderungen für Landwirte sind in der AMA-Gütesiegel-Richtlinie „Schweinehaltung“ festgelegt und werden von unabhängigen Kontrollstellen überprüft. Sie beschreibt Kriterien hinsichtlich Rückverfolgbarkeit, Tierhaltung, Fütterung, Tiergesundheit, Tiertransport, betriebliche Hygiene sowie Umweltaspekte.

Diese Reportage entstand in Kooperation mit AMA-Marketing, Werbung

- Bildquellen -

  • VLV-Tafel: BZ/Mursch-Edlmayr
  • Schweine treiben: BZ/Mursch-Edlmayr
  • Beschäftigungsmaterial: BZ/Mursch-Edlmayr
  • Schlagstempel-Tätowierung: BZ/Mursch-Edlmayr
  • Sophie Bleimschein: BZ/Mursch-Edlmayr
- Werbung -
AUTORThomas Mursch-Edlmayr
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