Berichte aus Norditalien und aus der südlichen Schweiz sind alarmierend. Dort hat sich in jüngerer Vergangenheit der Japankäfer (Popillia japonica) festgesetzt. Ausgehend vom Erstfund nahe des Flughafens Mailand im Jahr 2014 hat das Insekt mittlerweile die Lombardei, den Piemont und das Aostatal besiedelt und die Grenze zur Schweiz übersprungen. Dort gab es, nach Befall in den Kantonen Tessin und Wallis, im Sommer des Vorjahres erste Funde in der Region Zürich-Kloten.
Massenbefall wird zur Plage
Der Japankäfer zählt zur Familie der Blatthornkäfer, bei uns besser bekannt durch verwandte Arten, wie den Gemeinen Rosenkäfer, den Feldmaikäfer, den Gartenlaubkäfer oder den Kleinen Julikäfer. Das Insekt aus Fernost ist in Japan wegen natürlicher Fressfeinde unbedeutend. In den USA, wohin die Art bereits vor 100 Jahren verschleppt wurde, wurde der Japankäfer alsbald zur Plage und besiedelt heute verschiedene Klimate Nordamerikas von Ontario in Kanada bis Texas, Georgia und Louisiana im Süden oder von der Atlantikküste bis zu den Rocky Mountains. Der Käfer schädigt mehr als 300 unterschiedlichste Pflanzenarten verschiedenster Gattungen und Familien. Die Larven fressen etwa im Wurzelbereich von Grünland- und Wiesenpflanzen. Adulte Käfer ernähren sich bevorzugt vom Laub von Zierpflanzen-, Obst- Wein-, Gemüse- und landwirtschaftlichen Kulturen wie Mais und Sojabohne. Die erwachsenen Käfer fressen meist in Gruppen an Blättern, Blüten und Früchten, was zu Schäden führt. Weitere Fraßschäden verursachen die im Boden lebenden Larven, da sich diese von Pflanzenwurzeln ernähren. Bei starkem Befall kann die gesamte Grasnarbe absterben. Besonders betroffen: bewässerte Felder, Sportplätze und Parks.
Auftreten in Österreich ist eine Frage der Zeit
Laut Robert Steffek vom Pflanzenschutzdienst der AGES hat man den Japankäfer in Österreich noch nicht gefunden jedoch seien erste Funde auch hierzlande nur „eine Frage der Zeit“. Das Insekt selbst bewältigt auf natürlichem Weg Distanzen von jährlich einigen Kilometern. Der bedeutendere Einschleppungspfad ist die Ausbreitung als „blinder Passagier“ entlang der Hauptverkehrs- und Handelswege.
Der Käfer mag es feucht und warm
Seine Hauptaktivität entfaltet das Insekt in der wärmeren Jahreszeit, in unseren Breiten somit etwa ab Juni bis September. Die erwachsenen Käfer sind etwa 8 bis 11 mm lang und 5 bis 7 mm breit, grün-metallisch schillernd mit kupferfarbigen Flügeldecken und in Summe zwölf weißen, behaarten Stellen am Hinterleib.
Dessen Larven sind in Befallsgebieten das ganze Jahr über im oberen Bodenhorizont bis 30 cm Tiefe zu finden. Im Frühjahr vor der Verpuppung sind sie größer und damit besser zu erkennen. Allerdings sind die Larven aller Blatthornkäferarten einander sehr ähnlich und schwer zu unterscheiden.
Wie seine Verwandten bevorzugt der Japankäfer junges Pflanzengewebe und frisst zuerst oben an der Pflanze, von wo aus er sich nach unten „arbeitet“. Die Käfer fressen an den Blättern das Gewebe zwischen den Adern. Bei dünnen Blättern oder an Blüten fressen sie auch größere Teile ab.
Bei Mais sind die Körner nicht ausgereift und missgebildet. Die Käfer sind gesellig, so fressen ganze Schwärme an einzelnen Pflanzen oder Früchten, während benachbarte Pflanzen unversehrt erscheinen.
Der Japankäfer entwickelt eine Generation pro Jahr, in kälteren Gebieten nur alle zwei Jahre eine Generation. Die Weibchen bevorzugen feuchte, schwere Böden und legen die Eier in die Erde von Wiesen ab, wo die geschlüpften Larven an Wurzeln fressen und in 10 bis 30 cm Tiefe überwintern. Rasen- und Wiesenflächen werden dadurch mitunter stark geschädigt. Wenn die Temperatur im Frühling über 10 °C steigt, fressen die Larven weiter und verpuppen sich nach einigen Wochen. Im Sommer (Flugperiode Juni-September) schlüpfen die adulten Käfer.
Vorbeugung und Bekämpfung
Der Japankäfer ist in der EU als meldepflichtiger Quarantäneschädling gelistet, für den einheitliche Überwachungs- und Bekämpfungsmaßnahmen festgelegt sind. Um die Ausbreitung zu verhindern, sind folgende Maßnahmen vorgesehen:
• Bei neuen Funden einzelner Käfer sollen rasche, umfassende Maßnahmen den Ausbruch tilgen.
• In jedem Fall soll der Aufbau hoher Populationsdichten verhindert werden.
Zur Bekämpfung anderer Blatthornkäfer zugelassen sind aktuell biotechnologische Gegenspieler (Bakterien, Pilze, Nematoden, Insekten). Sollte der Japankäfer in Österreich auftreten, können die Zulassungen rasch erweitert werden.
Für den Erfolg der Tilgung ist die Früherkennung essenziell. Das Bundesamt für Ernährungssicherheit (BAES) kontrolliert Importe von Wirtspflanzen, z. B. am Flughafen Wien-Schwechat. Am besten zum Fang einzelner Insekten eignen sich Lockstofffallen (Pheromone), die an den vermutlichen Einschleppungspfaden positioniert werden (z. B. bei Containerterminals).
In Österreich läuft über die Pflanzenschutzdienste der Bundesländer bereits ein Überwachungsprogramm zur Früherkennung, mit einem Netz von Pheromonfallen die risikobasiert an den erwarteten Ersteintrittstellen angebracht sind. Auch Landwirte und Bevölkerung sind aufgerufen, Funde des Japankäfers zu melden. Eine Meldeplattform wird bis Jahresmitte online zur Verfügung stehen.
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