Im Roundhouse ist jedes Tier optimal erreichbar

Seit 13 Jahren baut die britische Firma Simpson & Allinson Rundställe für Nutzvieh. Für Funktion und Design hat das unkonventionelle Stallsystem bereits zahlreiche Auszeichnungen erhalten. Wir stellen das System in Theorie und Praxis vor.

Rundstall der Familie Kordel in Mehren (D). Hier wurde der Stall zur Haltung von Milchvieh und Mutterkühen eingerichtet (Reportage dazu
Rundstall der Familie Kordel in Mehren (D). Hier wurde der Stall zur Haltung von Milchvieh und Mutterkühen eingerichtet (Reportage dazu “Roundhouse für Milch- und Mutterkühe”). ©Rodens
Es ist das einzige Stallsystem für Rinder, bei dem die Fang- und Behandlungsanlage zentraler Bestandteil des Stalles ist, jede Tiergruppe ist von hier aus direkt erreichbar. Dieses Alleinstellungsmerkmal macht das Rundstallkonzept interessant und hat auch dazu geführt, dass es regional doch einige Verbreitung gefunden hat. Ursprünglich für Mutterkühe und Masttiere konzipiert, kommt der Stall mittlerweile auch für Milchvieh, Schweine, Schafe, Ziegen und Hirsche zum Einsatz. Die britische Firma Simpson & Allison hat für das Stallsystem ein europäisches Patent erhalten.

Beste Luftqualität, sichere Tierbetreuung

Beim Roundhouse kann das Dach am Boden vormontiert werden. Im Bild ist am Zentralmast bereits die noch gefaltete Dachhaut ersichtlich. ©Rodens
Beim Roundhouse kann das Dach am Boden vormontiert werden. Im Bild ist am Zentralmast bereits die noch gefaltete Dachhaut ersichtlich. ©Rodens
Firmeninhaber Geoff Simpson beschreibt die Vorteile des Rundstalls gegenüber konventionellen Ställen in rechteckiger Form wie folgt:
• Der Rundstall bietet eine sehr gute Luftqualität, die kaum ein anderer Stall übertrifft. Das erhöht die Mastleistungen und verbessert die Tiergesundheit.
• Die Handhabung der Tiere wird erheblich leichter und sicherer. Nach den bisherigen Erfahrungen gewöhnen sich die Tiere rasch an den Stall und die Fang- und Behandlungsanlage.
Den ersten Roundhouse-Stall hat Simpson & Allison im Jahr 2003 gebaut. Derzeit sind knapp über 100 Ställe in Betrieb. Auch in Deutschland hat das System in einer Handvoll Pionierbetriebe bereits Fuß gefasst.
Verfügbar ist der Roundhouse-Stall in drei Größen, und zwar mit
• 22 m Durchmesser, was eine Grundfläche von 380 m2 ergibt,
• 30 m Durchmesser bzw. 729 m2 Grundfläche sowie
• 45 m Durchmesser und 1882 m2 Grundfläche.
Bei 30 m Durchmesser bietet der Stall Platz für beispielsweise bis zu 140 Mastrinder mit je 500 kg Lebendgewicht. Als Mutterkuhstall kann er 80 bis 100 Kühe mit Kälbern bis zu einem Alter von sechs Monaten beherbergen. Roundhouse-Ställe gibt es mittlerweile für die Rinderaufzucht- und Stiermast mit einzelnen Gruppenbuchten, aber auch für die Mutterkuhhaltung mit einer Großraumbucht und Kälberschlupf. Dazu kommen noch Ställe für die Schaf-, Schweineproduktion, Jungviehställe, Milchviehställe für Trockensteher und laktierende Kühe sowie in der Hirschtierhaltung.

Punktfundamente und Stahlstützen

Die Dachkonstruktion ist fertig montiert, die Dachhaut wird nun ausgefaltet und befestigt. Im nächsten Schritt wird die ganze Konstruktion angehoben. ©Rodens
Die Dachkonstruktion ist fertig montiert, die Dachhaut wird nun ausgefaltet und befestigt. Im nächsten Schritt wird die ganze Konstruktion angehoben. ©Rodens
Tragende Elemente eines Roundhouses sind ein Stahlgerippe mit einer zentralen Stütze in der Mitte und weiteren Stützen entlang des Umfangs. Der Bau des Stalles beginnt deshalb mit dem Gießen von Punktfundamenten. Dann wird die zentrale Stütze in der Mitte aufgestellt. Darauf aufgehängt wird dann bereits das noch zusammengefaltete Dachgewebe. Nun wird das Stahlgerippe zusammengesetzt und in der Folge die Dachhaut aufgezogen. Erst danach wird der zentrale Mast mithilfe einer Hydraulikpresse nach oben in seine endgültige Stellung gebracht. In den anschießenden Arbeitsgängen werden noch die äußeren Stahlträger aufgestellt, die Betonflächen gegossen und die Stalleinrichtung aufgebaut. Das alles kann unabhängig von den Witterungseinflüssen in trockener Arbeitsatmosphäre durchgeführt werden.
Eigenleistungen sind sowohl bei den Betonarbeiten als auch beim Aufbau der Stalleinrichtung möglich. Ganz in Eigenleistung ist der Stall schwer zu erstellen, da das Aufziehen der Dachhaut Fachkenntnis erfordert.Möglich wäre aber auch, einen Rundstall in Holzbauweise und mit Trapezblecheindeckung zu bauen, wobei man hier sehr viel Eigenleistung einbringen könnte.
Was die Wetterfestigkeit betrifft, verweist der Hersteller auf die rauen und windigen Bedingungen auf den britischen Inseln, unter denen sich das System bereits bewährt hat. Weiters steht ein System in Schottland, auf dem schon 90 cm Schnee gemessen wurden. Bei Bedarf kann der Stall auf der Wetterseite auch mit Windschutznetzen ausgestattet werden.

Ab 140.000 Euro ist man dabei

Jedes der acht Stallabteile hat einen eigenen Zugang zur zentralen Fang- und Behandlungsanlage. Der Treiber kann aus sicherer Position heraus arbeiten. ©Rodens
Jedes der acht Stallabteile hat einen eigenen Zugang zur zentralen Fang- und Behandlungsanlage. Der Treiber kann aus sicherer Position heraus arbeiten. ©Rodens
Als Richtwert für die Baukosten nennt der Hersteller beispielsweise für einen Mutterkuhstall mit Stallhülle, Betonarbeiten und Stalleinrichtung incl. Fang- und Behandlungsanlage einen Betrag von 140.000 Euro. Exaktere Kostenbestimmungen hängen von den Bedürfnissen des Einzelbetriebs und den gewünschten Ausstattungsvarianten ab.

Benedikt Rodens, Rückweiler (D)

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