Wie war deine Zeit bei der Tiroler Jungbauernschaft/Landjugend?
RATHGEB: Ich erinnere mich sehr gern an meine Zeit in der TJB/LJ: Wir waren ein super Team sowohl auf Ortsebene in Ranggen als auch auf Bezirksebene. Wenn ich in Tirol unterwegs bin, treffe ich ehemalige TJB/LJ-Mitglieder in verschiedensten engagierten Funktionen.
Besonders gerne erinnere ich mich an die Bezirkserntedank-Umzüge in Flaurling und Telfs, die Treffen mit den Kolleginnen und Kollegen aus dem Bezirk Eisacktal (das Weinseminar ist inzwischen legendär und der Tag am Monte Piano war ein bleibendes Erlebnis), die Nachtwallfahrten und die Seminare. Auseinandersetzungen um den Brenner-Basis-Tunnel begleiteten uns schon damals (Stichwort „Sautrog“). Die Rhetorikkurse und der Grundkurs am Grillhof helfen mir bis heute. Und die sechs Jahre im Bezirksvorstand waren ein ideales Übungsfeld für alle Sitzungen, die ich zu leiten und moderieren habe. Die paritätische Besetzung der Führungsfunktionen im Duo mit Ortsobmann und Ortsleiterin bis zur obersten Ebene kenne ich sonst nirgends in dieser Konsequenz – das ist gelebte „Geschlechter-Gerechtigkeit“.
Die Wahlen auf allen Ebenen im 3-Jahres-Rhythmus waren zwar immer sehr aufwändig in der Organisation und Begleitung, aber ich denke, es ist die beste Schule in gelebter Demokratie, die man sich nur wünschen kann. Zur Vorbereitung der Wahl 1990 gründeten wir auf Landesebene die Mitgliederzeitung „Logo“. Für den Jahresschwerpunkt „Umweltschutz im Haushalt“ versuchte ich in der Umweltabteilung des Landes eine Liste von Abgabestellen für Frittier-Öl zu bekommen – den „Öli“ gab es noch nicht. Traurige Erinnerungen sind die frühen Todesfälle mehrerer Mitglieder. Dass es jetzt die Gedenk-Kapelle am Rauschbrunnen gibt, finde ich eine super Idee.
Was machst du heute?
RATHGEB: Heute bin ich Caritas-Direktorin. In dieser Funktion bin ich im Rückblick unglaublich dankbar für die vielen Begegnungen und Kontakte, die mir die TJB/LJ ermöglicht hat. Auch in meinen früheren Aufgaben als Bildungshausleiterin in St. Michael in Pfons/Matrei a. Br. und als Seelsorgeamtsleiterin der Diözese Innsbruck hatte ich das Glück, mit einer großen Zahl an engagierten Menschen im Land zu arbeiten: Viele tun weit mehr, als sie müssten. Das macht Mut, denn davon lebt das soziale Miteinander in unserem Land. In der Caritas sehe ich jetzt noch einmal tiefer, wieviel Not es auch bei uns in Tirol gibt. Für die aktuellen Herausforderungen brauchen wir ein starkes soziales Netz und den Zusammenhalt quer durch alle Bevölkerungsschichten. Das ist mir ein großes Anliegen, wie auch der Blick über den Tellerrand – weltweit.
Was möchtest du für die Zukunft noch erreichen?
RATHGEB: Das Caritas-Netz stärken ist aktuell das wichtigste Ziel. Wir brauchen das Miteinander mit vielen Menschen und Organisationen in Tirol. So können wir gemeinsam dafür sorgen, dass niemand in einer schwierigen Lage durch den Rost fällt.
Persönliches
Was ist für dich wichtig?
Der Familien- und Freundeskreis wird immer wichtiger, je älter ich werde. Und Weite und Tiefe: Ein weiter Horizont und eine tiefe Verwurzelung im Glauben.
Was machst du in deiner Freizeit?
Gartenarbeit. Aber lieber ernten als jäten. Und dann Ribiselsaft machen, Brombeergelee kochen und Zucchinigemüse einfrieren.
Im Winter: Lesen
Was isst du am liebsten?
Pellkartoffeln mit Käse und Buttermilch
Was war als Kind dein Traumberuf?
Lehrerin
Wo verbringst du am liebsten deinen Urlaub?
Am Meer in Italien.
- Bildquellen -
- Foto Elisabeth Rathgeb (von Birgit Pichler): Birgit Pichler