Die österreichische Sägeindustrie konnte im ersten Halbjahr 2018 die Schnittholzproduktion gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um acht Prozent (%) steigern. Daher rechnet die Branche zum dritten Mal in Folge mit einem Produktionsplus von einigen Prozentpunkten bis zum Jahresende. Dies teilten Herbert Jöbstl, Vorsitzender der österreichischen Sägeindustrie, und Carl-Erik Torgersen, Vorsitzender des Holzhandels, im Rahmen der Internationalen Holzmesse in Klagenfurt mit. “Durch die guten Prognosen und Rahmenbedingungen wird auch das Investitionsklima gestärkt. Renommierte Architekten haben den Baustoff Holz für sich entdeckt. Die Nachfrage ist hoch. Weltweit werden derzeit spektakuläre Bauten aus Holz errichtet – großteils mit österreichischem Know-how”, berichtete Jöbstl.
Die Ausfuhren von Schnittholz entwickelten sich in den ersten zwei Quartalen 2018 positiv, ein Exportplus von sechs % war die Folge. Italien konnte mit einem Zuwachs von zwei % stabile Absatzmengen verzeichnen. “Besonders hervorzuheben ist der US-Markt, wo wieder nennenswerte Mengen untergebracht werden können. Der Ausblick auf die Absatzmärkte der Sägeindustrie ist sehr positiv, jedoch werden die Auftragsmengen im dritten Quartal kaum mehr gesteigert werden können”, erläuterte Jöbstl.
Rundholzpreise kontinuierlich gesunken
Die Rundholzlager der Sägebetriebe sind derzeit für zwei Monate gefüllt. “Die Rundholzpreise sind seit Jänner 2018 im gesamten mitteleuropäischen Raum kontinuierlich gesunken, was nicht zuletzt auf das Überangebot, bedingt durch Windwürfe und Borkenkäferbefall, zurückzuführen ist. Infolge der schlechten Versorgung Anfang 2018 mussten die Unternehmen der Sägeindustrie auf Importe zurückgreifen, um ihre Produktion auf hohem Niveau am Laufen zu halten”, argumentierte Jöbstl. In den Schadgebieten in Nieder- und Oberösterreich sei deutlich weniger Rundholz importiert worden als in den übrigen Bundesländern, man habe verstärkt Schadholzmengen von den heimischen Forsten abgenommen.
Die Schnittholzpreise sind nach Angaben des Fachverbandes seit Jänner 2018 aufgrund der hohen Nachfrage gestiegen. Ebenso zeigen die weiterverarbeiteten Produkte seit Jahresbeginn eine konstant hohe Absatzmenge. Die Preise für Hackgut und Sägespäne bewegen sich bereits seit Mitte 2016 auf stabilem Niveau.
Hohen Käferholzanfall gemeinsam mit Forstbesitzern bewältigen
Was die kritische Situation aufgrund der starken Borkenkäfervermehrung betrifft, so betonte Jöbstl, dass “die österreichische Sägeindustrie bemüht ist, gemeinsam mit allen Partnern innerhalb der Wertschöpfungskette, die Rekordmengen an Käferholzanfall in Nieder- und Oberösterreich zu bewältigen”. Der enorme Anlieferungsdruck aus den betroffenen Gebieten stelle einzelne Werke und ihre Mitarbeiter vor große Herausforderungen. Forstwirtschaft und Industrie müssten sich dieses Problems gemeinsam annehmen. Es gehe vor allem darum, rechtzeitig Nass- und Pufferlager zu finden. Hier wolle man sich mit dem Ministerium und den Landesregierungen abstimmen.
Um 2018 weiterhin vom weltweiten Nachfrage-Plus bei Holz zu profitieren, brauche die österreichische Sägeindustrie das ganze Jahr hindurch eine konstante Versorgung mit Rundholz aus dem Inland, insbesondere mit Frischholz. Diese hohen Holzqualitäten und Mengen benötige die moderne Holzbauindustrie laufend, sagte der Vorsitzende.
Aktuelle Trends beim Holzhandel
“Der Holzhandel erwartet für den Herbst im Inland insgesamt ein auskömmliches Geschäft. Die Hektik vom Frühjahr wird sich aller Voraussicht nach nicht weiter fortsetzen, wir rechnen aber auch für den Herbst mit einer guten Nachfrage. Die Auftragsbücher der holzverarbeitenden Industrie sind gut gefüllt”, berichtete Torgersen. Einkaufseitig mache nur die Eiche Probleme. Hier sei nach wie vor die Nachfrage weitaus größer als das Angebot. Bei allen anderen Holzarten sei genug Ware vorhanden, um den Bedarf abzudecken.
Zur österreichischen Holzindustrie zählen rund 1350 Betriebe mit über 26.000 Beschäftigten. Ein Großteil der Unternehmen (etwa 1020) sind Sägewerke, die restlichen Betriebe finden sich im Holzbau sowie in der Möbel-, Platten- und Skiindustrie wieder. Die heimische Sägeindustrie belegt im internationalen Vergleich Rang fünf bei den Nadelschnittholzproduzenten (ca. 9,5 Mio. Kubikmeter pro Jahr). Wesentliche Merkmale der Branche sind das über Jahrzehnte relativ stabile Beschäftigungsniveau und die starke Exportorientierung. Da die Betriebe meist dort angesiedelt sind, wo auch der Rohstoff Holz wächst, leistet die Holzindustrie einen wertvollen Beitrag zur Wertschöpfung in der Region und bietet vor allem in strukturschwachen Gebieten einen sicheren Arbeitsplatz. AIZ
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