Handel verteuert Fleisch im Regal, Bauernbund erbost

Der Handelsverband meldet Preiserhöhungen von bis zu 25 Prozent in der Beschaffung. Als Grund dafür nennt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will in einer Aussendung „Engpässe in wichtigen Fleischproduktionsländer wie den Niederlanden und den USA.“

Das wirke sich auch auf die Versorgungslage in Österreich aus, behauptet der Handelslobbyist. Die heimischen Großhändler würden dem Engpass zwar mit dem verstärkten Angebot von österreichischem Rindfleisch entgegen wirken, allerdings sei „ein Umstieg auf inländische Lieferanten kurzfristig nicht in jedem Bereich möglich“, so Will. Um weiter die Verfügbarkeit sicherzustellen, sei der heimische Großhandel aber „weiterhin in der Lage, auf europäischen Märkten Ware zu ordern“.

Auf Unverständnis bis völlige Ablehnung stießen die Aussagen von Rainer Will bei Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger wie auch bei Niederösterreichs Bauernbunddirektor Paul Nemecek.

Köstinger meinte laut Austria Presse Agentur in einer Reaktion darauf: “Ich wünsche mir, dass der Handel von Lippenbekenntnissen aus seiner eigenen Werbung hin zu tatsächlichem Handeln kommt.“ Gemeint ist: Offenbar werde im Inland erzeugtes Fleisch nach wie vor bedenkenlos durch ausländische Ware ersetzt. Österreichs Bauern können den Bedarf an Schweinefleisch und Rindfleisch jederzeit aus eigener Produktion decken, so die Ministerin, für Billigimporte aus dem Ausland gebe es keinerlei Notwendigkeit.

Ins selbe Horn stößt der Niederösterreichische Bauernbund. Nemecek kontert erbost: Aus Sicht der Konsumentinnen und Konsumenten wie auch der Bäuerinnen und Bauern habe es diese Meldung des Handelsverbandes in sich. „Weil globale Handelsketten stocken, drohen in Österreich Lieferengpässe bei Fleisch für die Konsumenten? Warum brauchen wir überhaupt Fleisch aus Holland oder gar aus Übersee, obwohl unsere Bauern mehr als genug Rind- oder Schweinefleisch für den Inlandsbedarf produzieren?“, fragt Nemecek. Und das bei einem aktuellen Selbstversorgungsgrad von 145 bzw. 106 Prozent für diese Fleischarten.

Nicht einzusehen sei auch, dass Fleisch um 25 Prozent je Kilogramm teuer wird, „während unsere Schweinebauern derzeit um bis zu 15 Prozent weniger dafür bekommen als noch im Sommer“, so Nemecek. Zurückzuführen sei dies wohl auf die in Österreich zu große Marktmacht der Handelsketten auf Kosten der Konsumenten und Bauern, mutmaßt der Bauernbund-Vertreter.

 

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AUTORBernhard Weber
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