Energie aus der Region

Wasserkraft ist die wichtigste Energieressource Tirols. Kürzlich fertiggestellte Kleinkraftwerke im Sellraintal leisten einen wertvollen Beitrag zu Energiewende und Versorgungssicherheit.

Im Rahmen einer Veranstaltung konnten Mitglieder von Forum Land vergangenen Freitag das Kraftwerk Sellrain besichtigen.

Seit diesem Jahr ist das Sellraintal unabhängig von teuren Strom-Importen. Der Spatenstich für die Projekte „Kraftwerk Sellrain GmbH“ sowie „Sellrain-Fotsch Wasserkraft Gmbh“ erfolgte im Jahr 2021. Richard Rubatscher, Geschäftsführer des Kraftwerks Sellrain, ist eine treibende Kraft hinter dem Projekt: „Meine Frau ist Bürgermeisterin von Oberperfuss. 2010 hat sie ihr erstes Budget erstellt und berichtet, dass der Gemeinde kaum freie Mittel zur Verfügung stehen. Als mögliche Lösung erschien mir die Errichtung eines Wasserkraftwerks an der Melach sinnvoll“. 

Kraftwerk Sellrain

Beauftragt durch das Land Tirol übernahm die Wasser Tirol im Jahre 2011 die fordernde Aufgabe, die Ziele, Vorstellungen und Wünsche der sechs beteiligten Gemeinden Oberperfuß, Unterperfuß, Grinzens, Sellrain, Gries. i. S. und St. Sigmund i. S. zu bündeln und bei der anstehenden Projektentwicklung weitestgehend zu berücksichtigen. Schon bald wurde in dieser frühen Projektphase auf Basis eines Vorprojektes eine Prüfung nach dem Tiroler Kriterienkatalog durchgeführt. Nach überwiegend positiven Rückmeldungen für das Gemeinschaftsprojekt wurde im Zuge einer vertieften Planungs- und Entwicklungsphase die Sellrain-Kraftwerk-GmbH mit den ehrenamtlich tätigen Geschäftsführern Richard Rubatscher und Karl Jansenberger gegründet. Bereits 2014 wurde das Projekt erstmalig bei der Behörde eingereicht. Ein Jahr später beeinträchtigten Unwetter und die damit zusammenhängenden Änderungen die Kraftwerksplanung. Die Melach wurde im Bereich der geplanten Ausleitungsstrecke teils deutlich verlagert und darüber hinaus einige Grundstücke, durch die die Druckleitung hätte laufen sollen, weggespült. Abschnittsweise war daher eine nahezu vollständige Neuplanung der Anlage notwendig. Die Bewilligung für das Projekt wurde im Juli 2018 erteilt, Mitte September 2021 erfolgte der Baustart. Die Kosten beliefen sich auf etwa 52 Millionen Euro. 

Von zwei Wasserfassungen wird an Melach und Fotscherbach Wasser entnommen und über eine Druckleitung von rund 9,2 km Länge und 1 bis 1,3 m Durchmesser zum rund 390 m tiefer gelegenen Krafthaus geleitet, wo anhand zwei vierdüsiger Peltonturbinen rund 55 GWh Strom pro Jahr erzeugt werden, was in etwa dem Bedarf von rund 15.000 Haushalten entspricht. Größtmögliche Rücksicht nahm das Projekt auf ökologische und landschaftliche Aspekte. Fassungsbauwerke wurden verkleinert, große Anlagenteile überschüttet und sämtliche Leitungen unter die Erde verlegt. 

Kraftwerk Sellrain-Fotsch

Das zweite, kleinere Projekt entstand unter der Geschäftsführung des heutigen LH-Stv. Georg Dornauer und versorgt die Gemeinde Sellrain. 8,9 Gigawattstunden können im Jahr erzeugt werden und so den Energiebedarf von ca. 2.500 Haushalten decken. Der Finanzaufwand belief sich auf neun Millionen Euro. Im Zuge des sehr aufwendigen und langwierigen Behördenverfahrens wurden auch hier sämtliche Umweltaspekte geprüft und in die Einreichplanung mit einbezogen. Die Anlage wurde so geplant, dass notwendige Entsanderspülungen auf ein minimales Ausmaß beschränkt und das Bauvolumen insgesamt stark reduziert wurde, was sich entsprechend positiv auf die Eingriffe und das schlussendliche Landschaftsbild auswirkte.

Heute liefern die Kraftwerke nicht nur regionale, erneuerbare Energie, sondern leisten auch einen Beitrag zum Budget der Gemeinden. 

- Bildquellen -

  • PHOTO 2024 05 21 09 22 15: Bauernzeitung
- Werbung -
AUTORJudith Sappl
Vorheriger Artikel„Deppertes Rindsfilet, minderwertiger Käse“
Nächster ArtikelIm Herz der alpinen Landwirtschaft