Kommentar von Martin Kugler,
Chefredakteur Universum Magazin.
„Fleischverzicht kann das Klima retten.“ So oder so ähnlich lauteten jüngst viele Schlagzeilen. Diese Aussagen sind, sagen wir einmal, unvollständig. Es ist zwar richtig, dass die Fleischproduktion für
(je nach Berechnung) bis zu 14 Prozent des Treibhausgas-Ausstoßes verantwortlich ist. Doch kaum jemand sagt dazu, dass ein Ende der Tierzucht viele negative Folgen hätte: etwa dass alpines Grünland nicht mehr bewirtschaftet würde; dass ohne Vermehrung von Tieren keine Milchproduktion möglich ist; dass Tierzucht zum Einkommen von weltweit 1,7 Mrd. Menschen beiträgt; oder dass biologische Landwirtschaft ohne Vieh kaum denkbar ist – und das, wo auch „bio“ als wichtig im Kampf gegen den Klimawandel angesehen wird.
Aber auch abgesehen davon gilt: Fleischverzicht kann das Klima nicht retten. Das kann nämlich keine einzelne Maßnahme für sich genommen – nicht der Umstieg von fossilen auf erneuerbare Energieträger, nicht die Aufforstung großer Teile der Welt, nicht der Verzicht auf den eigenen PKW, und auch nicht eine vegetarische oder vegane Ernährung.
Es braucht vielmehr eine Kombination aus vielen Maßnahmen – etwas, das Forscher als „Paris-Lebensstil“ bezeichnen (benannt nach dem Pariser Weltklimaabkommen): Die Begrenzung der Erderwärmung auf zwei Grad erfordert eine Änderung unserer heutigen Wirtschaftsstrukturen und Lebensgewohnheiten (Stichwort: Konsum- und Wegwerfgesellschaft).
Wie das genau aussehen wird, ist derzeit unbekannt. Aber hin und wieder ein Schnitzerl wird da wohl drin sein.