Die Adventzeit hat einen ganz besonderen Zauber – vor allem für Kinder. Sie sind es, die jedes Türchen am Adventkalender mit Begeisterung öffnen und sehnsüchtig warten, wünschen und hoffen. Zu den spannendsten Tagen gehört der Nikolaustag am 6. Dezember. Schließlich erscheint der heilige Nikolaus nicht mit leeren Händen, sondern seit jeher mit kleinen Gaben. Er kommt persönlich ins Haus oder bringt „heimlich“ kleine Geschenke. Oft tritt er gemeinsam mit dem Krampus auf, denn am 5. Dezember ist Krampustag.

Schulung für einen kindgerechten Auftritt

Viele Pfarren bieten das Service der Nikolausbesuche in den Familien an. Wer ein guter Nikolaus werden will, begibt sich in die „Nikolausschule“ der Katholischen Jungschar, die heuer ihr 30-jähriges Bestehen feiert: Gegründet wurde sie 1994 in Oberösterreich, heute gibt es Nikolausschulen in fast allen Bundesländern. Einmal pro Jahr wird dort Nikolausdarstellern eine umfassende Vorbereitung auf ihren Einsatz geboten. Etwa 1.000 Personen haben seither das Angebot genutzt. „Die Nikolausschule gibt den Darstellenden wertvolle pädagogische Tipps und Informationen über den heiligen Nikolaus und schafft eine Plattform zum Austausch von Erfahrungen“, heißt es vonseiten der Jungschar.

“Der Nikolaus erzieht nicht und schimpft nicht. Wir wollen weg von der Drohgestalt hin zum Heiligen, der sich für Kinder stark gemacht hat.”-
Julia Schörkhuber

Dabei wird besonders darauf geachtet, dass der Nikolaus nicht zum Moralapostel wird, sondern der beispielhafte Umgang des Heiligen mit den Menschen im Vordergrund steht. Dargelegt wird vor allem dessen Seite als Schutzpatron der Kinder. „Der Nikolaus erzieht nicht und schimpft nicht.

“Für uns ist wichtig, dass der Nikolausbesuch angstfrei abläuft.”-
Julia Schörkhuber

Wir wollen weg von der Drohgestalt hin zum Heiligen, der sich für die Schwachen eingesetzt und für Kinder starkgemacht hat“, sagt Julia Schörkhuber, Bildungsreferentin der Katholischen Jungschar der Diözese Linz, die seit 2012 als Referentin in der Nikolausschule tätig ist. „Für uns ist wichtig, dass der Nikolausbesuch angstfrei abläuft. Es geht nicht darum, gute und schlechte Taten eines Kindes aufzuzählen. Vielmehr sollte daran erinnert werden, wer der heilige Nikolaus war, wie er sich verhalten hat und wie er für uns heute noch ein Vorbild sein kann“, so Schörkhuber.

Bischof von Myra und großzügiger Wohltäter

Wer aber war dieser Nikolaus, der heute so verehrt wird? Nikolaus war um das Jahr 300 nach Christus Bischof von Myra. Die antike Stadt war einst die Hauptstadt der kleinasiatischen römischen Provinz Lykien. Heute heißt der Ort Demre und liegt im Südwesten der Türkei.
Geboren wurde Nikolaus von Myra zwischen 280 und 286. Der Überlieferung nach soll er mit 19 Jahren zum Priester geweiht worden sein und als Abt im Kloster Sion nahe Myra gewirkt haben. Nach dem Tod seines Onkels, der vor ihm schon Bischof war, wurde er zum Bischof von Myra. Bald setzten aber die Christenverfolgungen ein, bei denen er in Gefangenschaft geriet und gefoltert wurde. Schließlich verstarb er an einem 6. Dezember, vermutlich zwischen 345 und 351.
Als Sohn reicher Eltern soll Nikolaus von Myra sein ererbtes Vermögen großzügig unter den Armen und Kranken verteilt haben. Kaufleute aus Bari entführten die Gebeine des Heiligen im Jahr 1087 aus Myra in ihre süditalienische Heimatstadt, wo sie bis heute ruhen.
Sein Wirken hat dazu beigetragen, dass sich viele Legenden um ihn ranken. Viele haben das Teilen und Schenken zum Inhalt, ebenso das Wohl von Kindern. Der Brauch, den heiligen Nikolaus nachzuspielen, geht bis in das Mittelalter zurück. Im Laufe der Jahrhunderte wurde er zu einem bedeutenden Heiligen. Heute weiß man, dass die Figur auch auf eine zweite Person zurückgeht: auf Nikolaus von Sion, den späteren Bischof von Pinora, ebenfalls im Südwesten der heutigen Türkei gelegen. Dieser starb im Jahr 564 und galt – wie sein Namensvetter mehr als 200 Jahre vor ihm – ebenfalls als Wohltäter.

Keine Zipfelmütze

Immer öfter macht der Weihnachtsmann dem Nikolaus Konkurrenz: Mit seinem roten Mantel und dem langen weißen Bart hat sich dieser als Werbefigur etabliert. Auch in den Süßigkeiten-Regalen tummeln sich in der Vorweihnachtszeit schon mehr Weihnachtsmänner als Nikoläuse. Rein äußerlich zeichnet sich der „echte“ Nikolaus durch Bischofsgewand, Hirtenstab und Mitra auf dem Haupt aus.

Gutes Beispiel für ein christliches Leben

Im christlichen Brauchtum wurde der heilige Nikolaus so wie der heilige Martin zu einem „vorbildlichen“ Heiligen. Er gehört zu jenen Figuren, anhand derer Kindern gerne vermittelt wird, was es heißt, ein christliches Leben zu führen. Der heilige Nikolaus gilt als Patron der Kinder, als Helfer und Gabenbringer. Auch viele andere Gruppen haben ihn zu ihrem Schutzheiligen auserkoren. So ist er auch Patron der Schüler und Studenten, der Pilger und Seefahrer, der Händler, Apotheker, Metzger und Bäcker, der Diebe und der Gefangenen. Ebenso ist er Patron unzähliger Kirchen und Kapellen.

International

Nikolaus-Traditionen gibt es in vielen Ländern. In Deutschland und Rumänien werden Stiefel zum Befüllen vor die Tür gestellt. In Kroatien wird „Sveti Nikola“ von Engeln begleitet. In Luxemburg ist am 6. Dezember schulfrei, die Ankunft von „Kleeschen“ wird kräftig gefeiert. In Skandinavien fliegt Nikolaus mit seinem Rentierschlitten durch die Luft.

Barbara-Tag und Mariä Empfängnis 

Anfang Dezember werden neben dem heiligen Nikolaus noch zwei weitere beliebte Heilige gefeiert: Der erste Festtag im Advent ist am 4. Dezember der heiligen Barbara gewidmet. Sie gilt als Patronin der Bergleute und Architekten. Gerne werden am 4. Dezember Kirschzweige abgeschnitten und in eine Vase gestellt, damit sie zu Weihnachten blühen.
Am 8. Dezember feiern Katholiken das „Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria“ durch ihre Mutter Anna (Mariä Empfängnis). Dabei wird nicht – wie oft angenommen – die Jungfräulichkeit Mariens gefeiert, sondern die Überzeugung der Kirche, dass Maria seit Beginn ihrer leiblichen Existenz ohne Sünde gewesen ist.
In der NS-Zeit wurde der Feiertag am 8. Dezember abgeschafft. Nach Ende des Krieges führte ein Volksbegehren zur Wiedereinführung des Feiertages. Der Nationalrat beschloss 1955, dass der 8. Dezember wieder als Feiertag begangen werden soll – als Dank für die wiedererlangte Freiheit Österreichs. Seit 1995 gibt es die Erlaubnis zum – nicht unumstrittenen – Offenhalten der Geschäfte an diesem Tag.

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