Auch wenn die Ernte der Herbstkulturen in Oberösterreich noch nicht zur Gänze abgeschlossen ist es steht noch etwas Mais sowie der Großteil der Zuckerrüben auf den Feldern zog die Landwirtschaftskammer Anfang dieser Woche eine erste Bilanz. Diese fällt heuer durchwachsen und regional sehr unterschiedlich aus. Das Land ob der Enns war witterungstechnisch quasi zweigeteilt.
Im nordöstlichen Landesteil Oberösterreichs sorgte die Dürre im Hochsommer für eine besonders frühe Ernte bei Soja und Mais. „Je nach Wasserhaltevermögen der Böden und der Gunst kleinräumiger Gewitterregen schwankten die Ernteergebnisse bei beiden Kulturen stark. Zudem war die Druschfeuchte vor den ergiebigen Niederschlägen Mitte September heuer besonders niedrig“, erklärte Präsident Franz Waldenberger.
Von der Dürre besonders betroffen waren die Gebiete Eferding, Wels ostwärts und das Mühlviertel. Dort gab es in einem Zeitraum von sechs Wochen Niederschlagsdefizite bis weit über 90 Prozent. Nach ersten Erhebungen der Hagelversicherung kam es durch die brütende Hitze und langanhaltende Trockenheit in Summe zu Schäden in Höhe von 25 Millionen Euro das entspricht 75 Prozent der heurigen Gesamtschäden in der oberösterreichischen Landwirtschaft.
Anders dagegen die Situation im südwestlichen Landesteil, wo laufende Niederschläge für eine gute Wasserversorgung der Herbstkulturen sorgten. Die Ernte erfolgte in diesen Gebieten zu einem großen Teil erst ab Ende September und dies bei vorwiegend „guten Erträgen“.
Körnermais: Erträge von „katastrophal“ bis „rekordverdächtig“
Beim Körnermais schwanken die Erträge heuer je nach Bodenqualität und Wasserhaltevermögen sowie der Gunst von regionalen Gewitterregen beträchtlich. „Von katastrophal bis hin zu rekordverdächtig ist heuer alles dabei“, so Pflanzenbaudirektor Helmut Feitzlmayr. Der Durchschnittsertrag wird sich heuer bei circa elf Tonnen pro Hektar einpendeln, und wird damit etwas unter dem Fünf-Jahresschnitt liegen. Die Erntefeuchte war dieses Jahr mit teilweise unter 20 Prozent Wassergehalt besonders niedrig. Auch die Mykotoxinbelastung war heuer gering die Werte lagen deutlich unter den neuen Grenzwerten.
Für Trockenmais werden derzeit zwischen 185 bis 200 Euro netto pro Tonne bezahlt. Bei Nassmais lag der Preis vergangene Woche bei circa 135 Euro netto pro Tonne. Die Preise liegen somit moderat höher als im Vorjahr.
Sojabohne: Erträge im Schnitt „zufriedenstellend“
Auch beim Soja führte die Trockenphase zu starken regionalen Unterschieden und eine Zweiteilung bei den Erträgen, die zwischen zwei und fünf Tonnen pro Hektar liegen. Der Landesschnitt beträgt circa 3,3 Tonnen pro Hektar: „Damit sind wir sehr zufrieden“, so Feitzlmayr. Die Ernte war heuer bereits Ende September weitgehend abgeschlossen. Die Erntefeuchte war auch bei Soja mit neun bis zwölf Prozent sehr niedrig.
Im Frühjahr wurden Kontraktpreise in Höhe von circa 400 Euro netto pro Tonne geboten. Die Sojapreise sind bis zur Ernte nicht mehr weiter gestiegen und liegen damit nominell auf dem Niveau von 2023.
Sorgen bereitet den Landwirten auch die Ausbreitung der Grünen Reiswanze. Heuer wurden auch in Oberösterreich mehrere Sichtungen, vor allem im Linzer Zentralraum, gemeldet. Sie befällt in erster Linie Hülsenfrüchte wie die Sojabohne und ist in der Lage große Schäden an den Kulturen anzurichten.
Ölkürbis konnte heuer ertraglich positiv überraschen
Positiv überraschen konnte heuer der Ölkürbis. Es ist die einzige Herbstkultur, wo der Ertrag mit 900 Kilo pro Hektar über dem Durchschnitt liegt, wenngleich die Erträge auch hier regional sehr unterschiedlich ausgefallen sind. In Kombination mit der Flächenausweitung wird preislich ein gesteigerter Marktruck befürchtet.
Zuckerrübe: Erträge, Zuckergehalt und Preise gesunken
Nach dem verzögerten Start der Rübenkampagne auf Grund der hohen Niederschlagsmengen Mitte September und dem damit verbundenen Ausfall der neuen Westbahnstrecke die BauernZeitung hat berichtet läuft die Anlieferung der oberösterreichischen Rüben in die Zuckerfabriken seit dieser Woche wieder auf Hochtouren.
Für das Land ob der Enns rechnet man heuer mit einem unterdurchschnittlichen Ertrag von circa 88 Tonnen pro Hektar bei ebenso unterdurchschnittlichen Zuckergehalten. Dem nicht genug ist auch der Zuckerpreis von 850 Euro pro Tonne im Vorjahr um 30 Prozent auf 600 Euro gesunken. „Damit wird auch der Rübenpreis um ein Drittel zurückgehen“, erklärte Feitzlmayr, der in diesem Zusammenhang von einer „Preiszäsur“ sprach.
Waldenberger betonte das derzeit generell „sehr schlechte Preisniveau“ für Ackerkulturen: „Die Marktfruchtbetriebe befinden sich in einer schwierigen wirtschaftlichen Situation. Der Grüne Bericht hat schon für das Vorjahr einen Einkommensrückgang von 42 Prozent ausgewiesen. Heuer sehen wir eine Fortschreibung der Preissituation. Diese Entwicklung ist besorgniserregend und auf Dauer für die Betriebe nicht tragbar“, betonte der Landwirtschaftskammerpräsident.
Auch für Feitzlmayr sei es schwierig nachzuvollziehen, warum sich die Preise trotz weltweit geringerer Produktion, niedrigeren Lagerständen und der aktuellen geopolitischen Lage nicht wirklich erholen: „Eigentlich müssten sie mehr anziehen.“
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- 20240907 202120: BZ/Mursch-Edlmayr