Die Produktion wird verteuert

Der Green Deal verteuert die Schweineproduktion in Europa. Wo heimische Betriebe im Vergleich zu anderen EU-Ländern aber Chancen haben, welchen Herausforderungen sich Schweinehalter stellen müssen und was es beim Umstieg auf Bio zu wissen gibt, wurde beim Lambacher Schweinefachtag erörtert.

Dass man zu Fachveranstaltungen nicht mehr hinfährt, sondern diese vor dem Computer mitverfolgt, sind mittlerweile auch Bäuerinnen und Bauern gewohnt. So wurde auch der Lambacher Schweinefachtag 2022 von vielen Teilnehmern online besucht.

Große Herausforderungen für Schweinehalter

Johann Stinglmayr, Leiter der Beratungsstelle Schweinehaltung bei der Landwirtschaftskammer OÖ, sprach über die Herausforderungen, denen sich Schweinehalter stellen müssen. Er beleuchtete die schwierige Marktsituation des vergangenen Jahres, wo mit 24 Euro Deckungsbeitrag beim Ferkel und 16 Euro Deckungsbeitrag beim Mastschwein die Vollkosten weder bei Züchter noch beim Mäster abgedeckt werden konnten. Im Bereich der Tierhaltung werde sich einiges verändern. So wird es einen Ausstieg aus der herkömmlichen Vollspaltenhaltung geben, der ab 1. Jänner 2023 für Neu- und Umbauten gültig sein wird. Außerdem wird ein Ende des routinemäßigen Schwanzkupierens bei Ferkel kommen. Künftig wird eine Feststellung der Unerlässlichkeit des Kupierens notwendig sein – mit einer jährlichen Tierhaltererklärung und einer Risikoanalyse. So muss dabei etwa die Häufigkeit des Auftretens von Schwanz- und Ohrenverletzungen erhoben werden.

„Bio ist kein Ausweg bei schlechten Leistungen oder wenn man Investitionen scheut.“ Werner Hagmüller

Auch Biosicherheit und die Afrikanische Schweinepest (ASP) wurden thematisiert. Dabei ging es um das Verbot von Verbringungen von Hausschweinen aus Sperrzonen. Unter bestimmten Voraussetzungen kann eine behördliche Genehmigung für das Verbringen erteilt werden. Schweinehalter können sich schon darauf vorbereiten, indem sie ihren Betrieb auf Biosicherheit checken. Checklisten dazu findet man beim OÖ Tiergesundheitsdienst (www.ooe-tgd.at).
Was es vor einem Umstieg auf Bio-Schweinehaltung zu beachten gebe, trug der Leiter der Außenstelle Thalheim der Bundesanstalt Raumberg-Gumpenstein, Werner Hagmüller, vor. Seine Kernaussagen: Bio sei eine Wirtschaftsweise, die den gesamten Betrieb umfasse, Teilbetriebsumstellungen seien nicht möglich. Bio könne bestehende Probleme in der Tierhaltung nicht lösen, generell seien die Anforderungen an den Tierhalter höher als bei konventioneller Haltung. Jedes Tier benötige jederzeitigen Zugang zu einem Auslauf ins Freie, Vierkanthöfe seien für den Umbau auf Bio-Abferkelställe daher oft schlecht geeignet. Hagmüller betonte auch, dass es mittlerweile geprüfte Haltungssysteme mit hoher Funktionssicherheit gebe. Bio sei auch kein Ausweg für Betriebe mit schlechten Leistungen oder für auslaufende Betriebe, die Investitionen scheuen. In Österreich gibt es knapp 5000 Bioschweinehalter. Betriebe, die auf biologische Wirtschaftsweise umsteigen, können mit deutlich geringeren Tierzahlen als bisher ihr Einkommen erwirtschaften. Die Preisbildung erfolgt zwei Mal jährlich durch Verhandlung mit den Abnehmern, Mastschweinepreis und Ferkelpreis sind mit dem Faktor 1,62 aneinander gekoppelt. Der Bioschweinemarkt sei aufnahmefähig.

Trends, die den Schweinemarkt massiv verändern werden

Spannend war der Vortrag von Robert Hoste, einem leitenden Ökonomen für Schweineproduktion an der Universität Wageningen (Niederlande). „Diese Trends werden den Schweinemarkt massiv verändern“ lautete der Titel seines Vortrages, in dem er eingangs auf den rückläufigen Schweinefleischkonsum der Österreicher verwies: Dieser ging von 2000 auf 2020 um zehn Kilogramm pro Person und Jahr zurück. Im Gegensatz sei der Konsum von Fleischersatzprodukten im Steigen. Interessant war auch die Aussage, dass Besserverdienende weniger Schweinefleisch essen.
Die Green Deal-Ziele der EU in der Landwirtschaft sehen etwa eine Reduktion der Treibhausgase, des Mineraldünger- und Pestizideinsatzes sowie des Antibiotikaeinsatzes vor, dazu mehr Bio-Flächen und höhere Auflagen beim Tierschutz. Das alles habe Auswirkungen, etwa geringere Futtererträge und Qualitätsverlust. Die Reduktion des Antibiotikaeinsatzes müsse mit Managementmaßnahmen ausgeglichen werden. Auch über eine „Fleischsteuer“ werde nachgedacht, die Einnahmen sollen nachhaltig produzierenden Betrieben zugute kommen.
Mit dem Green Deal werde die Schweineproduktion in Europa verteuert, daher sei ein Grenzschutz gegen Importfleisch wichtig. Hoste nannte aber auch die Chancen der heimischen Betriebe im Vergleich zu anderen EU-Ländern: Positiv wirke sich der vorwiegend eigene Futteranbau aus, ebenso der geringe Fremdkapitaleinsatz. Nicht zuletzt habe man ein gutes Marketing.

Hannes Mader, Abteilungsvorstand der Fachrichtung Landwirtschaft im Agrarbildungszentrum Lambach

Quelle: Privat

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  • Schweinebauern stehen vor großen Herausforderungen. Alleine im Bereich der Tierhaltung wird sich in den kommenden Jahren einiges verändern.: Mader
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AUTORHannes Mader
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