„Der persönliche Kontakt zu den Jugendlichen ist wichtiger denn je“

Reinhard Polsterer hat nach 30 Jahren an der Spitze der Landjugend Niederösterreich die Geschäftsführung abgegeben. Im Gespräch mit der BauernZeitung zieht er Bilanz über drei Jahrzehnte Arbeit mit Jugendlichen.

Für Reinhard Polsterer wird stets die hervorragende Zusammenarbeit mit Funktionären und Mitarbeitern in guter Erinnerung bleiben.

BauernZeitung: Wie hat sich Ihre Arbeit und damit die Landjugend seit 1995 verändert?

Polsterer: Es hat sich natürlich sehr viel gewandelt. Die Einführung von Computern und Internet hat eine große Veränderung in der Kommunikation mit Jugendlichen und Vereinen bewirkt. Gleichzeitig hat sich auch ihr Lebensumfeld verändert, worauf mit Fokus auf Dorf und Mitgestaltung erfolgreich reagiert wurde.

Welche Themen und Aufgaben sehen Sie als primär an für die Landjugend?

Die Landjugend legt Wert auf Mitgestaltung des eigenen Umfelds, insbesondere des Dorfes, bei der auch Spaß eine Rolle spielt. Schwerpunkte liegen bei allgemeiner Bildung, Landwirtschaft, Umwelt, Sport, Gesellschaft, Kultur, Brauchtum und internationalem Austausch. Vereine können frei wählen, wo sie Schwerpunkte setzen möchten, um ein breites und sinnvolles Angebot für Jugendliche zu schaffen.

Was ist heute wichtiger als früher?

Neben Öffentlichkeitsarbeit und sozialen Medien ist der persönliche Kontakt zu Funktionären und Jugendlichen essenziell, um sie zu begeistern und zu motivieren. Es geht darum, ihre Zeit sinnvoll zu gestalten, was stark von persönlicher Motivation und Beziehungen abhängt.

Wie schwierig ist es generell, junge Menschen zu motivieren?

Es ist nicht unbedingt schwieriger als früher. Landjugendorganisationen wachsen weiterhin, und viele Jugendliche sind bereit, Verantwortung zu übernehmen, wenn ihnen der Sinn der Aufgabe klar ist und sie dabei auch Spaß haben können. Wichtig ist auch, Anerkennung für die erreichten Ziele zu bieten.

Inwiefern haben sich die jungen Menschen in den vergangenen 30 Jahren verändert?

Jugendliche sind vielfältiger geworden, was ihre Berufe und Bildungswege angeht. Weniger Jugendliche wachsen direkt in die Landwirtschaft hinein, während wir heute viel mehr Schülerinnen und Schüler beziehungsweise Studierende haben. Auch der Anteil junger Frauen, die Verantwortung übernehmen, ist gestiegen. Die Gewohnheit, mit digitalen Techniken umzugehen, verlangt neue Ansätze. Dennoch bleibt der Wunsch bestehen, Gleichaltrige zu treffen und zusammen Spaß zu haben. Das war vor 30 Jahren genauso.

Was haben Sie an Ihrem Job stets geschätzt?

Die Zusammenarbeit mit den jungen Leuten sowie deren Ideen und Dynamik habe ich stets geschätzt. Auch die Unterstützung des Umfelds und von Institutionen wie der LK haben immer großen Wert für mich gehabt.

Gab es auch Misserfolge, was ist Ihnen nicht gelungen?

Natürlich gab es auch Misserfolge. Es hat gelegentlich länger gedauert, Dinge umzusetzen, wie beim Projektmarathon, der fünf Jahre benötigte, um etabliert zu werden. Außerdem wollten wir viel stärker in den Bereich der sozialen Beratung einsteigen, haben aber festgestellt, dass das so ein großer Bereich ist, dass wir uns daraus wieder zurückgezogen haben. Ein Wunsch bleibt die stärkere Mitgestaltung der Jugendlichen in gesellschaftspolitischen Fragen, wo noch Potenzial zur Verbesserung besteht.

Was wünschen Sie Ihrem Nachfolger?

Ich wünsche meinem Nachfolger viel Freude an der Arbeit, dass er diesen Spaß bewahren kann, ein gutes Verhältnis zu seinem Team und den Funktionären hat und die Organisation erfolgreich weiterentwickelt. Ich bin mir sicher, dass ihm das gelingt.

Und was wird Ihnen stets in Erinnerung bleiben?

Freundschaften, die sich durch die Zusammenarbeit mit vielen Funktionären und Mitarbeitern entwickelt haben, sowie Erfolge wie das internationale Praktikum und gelungene Veranstaltungen werden mir immer in Erinnerung bleiben.

- Bildquellen -

  • LJ Geschäftsführer: Foto: Sophie Balber/LJ NÖ
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AUTORJohannes Stift
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