Der Bauer, die Bäuerin, das Burnout

Kommentar von Thomas Weber,
Herausgeber von Biorama und Buchautor.

„Ich bin medikamentös gut eingestellt.“ Christian Kau vom Stockbornerhof in Rheinland-Pfalz bricht ein Tabu. Der Landwirt spricht im Interview mit SWR2 offen über seine psychische Erkrankung, über den Druck am Hof, der zu seinem Burnout geführt hat, und darüber, wie er sich professionelle Hilfe geholt hat. Kau hat beschlossen, das Schweigen zu beenden, alles offen anzusprechen. Oftmals würden sich seine Berufskolleginnen und -kollegen dabei aber abwenden: „Man soll einfach funktionieren. Und wenn das nicht mehr funktioniert, wird’s problematisch“, sagt Kau. Das Gespräch ist Teil einer Folge des öffentlich-rechtlichen SWR2-Wissen-Podcasts zum Thema „Bauern im Burnout – psychische Belastung von Landwirten“ (und überall im Internet abrufbar). Der Bericht macht deutlich: Christian Kau ist alles andere als ein Einzelfall. Harte Zahlen gibt es zwar keine. Eine 2018 von „Agrar Heute“ durchgeführte Umfrage hat allerdings ergeben, dass jeder vierte Bauer Burnout-gefährdet ist. In Kanada wurde erhoben, dass jeder vierte Farmer sein Leben nicht lebenswert findet. Allein 2017 haben sich in Frankreich 650 Landwirte das Leben genommen; womit die Suizidrate in der Landwirtschaft um 50 Prozent höher ist als beim Rest der Bevölkerung. Im SWR2-Podcast beklagt eine Psychiaterin, dass das Thema psychischer Druck und seine fatalen Folgen „in Deutschland und Österreich bis jetzt nie wirklich thematisiert“ wurden. Das liege auch an der Mentalität der Bauern, die einander in einer Region alle kennen, und daran, dass „der Landwirt nach außen glänzen muss“. Da gibt keiner gerne zu, dass er sich überlastet fühlt, dass er fertig ist, dass er nicht mehr kann. Denn dann wird ja sofort geredet.“ Genau darüber gehört geredet.

- Bildquellen -

  • Weber Thomas: Michael Mickl
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