Eigenversorgung ist ein hohes Gut und Versorgungssicherheit keine Selbstverständlichkeit: Das zeigt sich momentan am Beispiel USA und Eier (die BauernZeitung berichtete). Hierzu-
lande kann dem Osterfest entspannt entgegengeblickt werden. „Die Versorgung ist gesichert. Und obwohl bei Färbeeiern die Kennzeichnung gesetzlich nicht vorgeschrieben ist, gibt es im Handel kaum Färbeeier ohne AMA-Gütesiegel. Sie können sich also zu über 95 Prozent als ‚Östereier‘ bezeichnen“, sagt Oberösterreichs LK-Vizepräsidentin Rosemarie Ferstl.

Da und dort kann das Angebot – vor allem zu den Wochenenden hin und in Ballungs-
zentren – in den Regalen jedoch etwas dünner sortiert als gewohnt sein. Die Gründe dafür sind mehrschichtig und reichen vom zuletzt deutlich gestiegenen Konsum bis zu den Folgen der Vogelgrippe und des allmählichen Ausstiegs aus der Käfighaltung in der EU.
Lange Vorlaufzeiten für neue Stallungen
Anders als in der EU sind die Bestände hierzulande stabil. „Trotzdem gibt es keine nennenswerte Steigerung der Eierproduktion. Stallneubauten sind in den letzten drei, vier Jahren ausgeblieben, wegen hoher Baukosten, steigender Zinsen und allgemeiner Unsicherheit“, fasst Ferstl zusammen. Dabei ist gerade bei Legehennensstallungen mit langen Vorlaufzeiten zu rechnen. Von der Planung über die Genehmigungsverfahren bis zur ersten Ei-Produktion vergehen meist etwa zwei Jahre.
Zu den historisch hohen Baukosten kommen steigende Anforderungen beziehungsweise Kosten für Klima- und Tierschutz sowie Futter und Energie. „Trotzdem haben sich die Eierpreise im Handel seit 2024 kaum geändert, obwohl das notwendig wäre. Verantwortlich dafür sind teils langfristige Lieferverträge zwischen den Großpackstellen und dem Lebensmitteleinzelhandel. Auf Dauer sind Preisanpassungen aber unvermeidbar“, betont Gerold Sterrer, Obmann der Geflügelwirtschaft OÖ. Und: „Eier in die USA zu exportieren interessiert bei uns niemanden. Wir wollen konstante, faire Preise, damit wir die Produktion langfristig aufrechterhalten und auch Neuinvestitionen absichern können.“ Österreichisches landwirtschaftliches Denken sei schließlich ein Generationendenken, betont Sterrer. Die Branche fordere zwei Cent pro Ei mehr für die Erzeuger. Martin Mayringer, Geflügelreferent der LK OÖ, verweist darauf, dass es gerade die bäuerlichen Strukturen sind, die in Österreich eine stabile Versorgung garantieren. So konnte etwa auch die Vogelgrippe die Situation nicht wesentlich beeinflussen.
Bio-Eier: Entwicklung mit Fragezeichen
Im Lebensmitteleinzelhandel nimmt der Absatz von konventionellen Freilandeiern zu, die Bodenhaltung verliert etwas an Boden. Im Biosegment geht die Tendenz nach einem Rückgang wieder etwas nach oben. Wie nachhaltig diese ist, sollte sich aber erst in den nächsten ein, zwei Jahren zeigen, da die seit 1. Jänner geltenden EU-Bio-Vorschriften mit weniger Hennen pro Stall erneut zu einem Rückgang führen könnten.
“Wir wollen konstante und faire Preise, damit wir die Produktion langfristig aufrechterhalten können.” Gerold Sterrer
Corona-Pandemie, Teuerungskrise und damit verbundene Schwankungen bei Absatz und Einkommen ließen geplante Stallbauvorhaben zuletzt erstarren, erst seit einigen Monaten geht es wieder voran. Die Geflügelberater der Landwirtschaftskammer orten einen steigenden Bedarf an Beratungen. „Mit Ende 2025 sollten die ersten Bautätigkeiten für Legehennenstallungen beginnen“, so Sterrer.
Hält die Tendenz an, dann wird der Bedarf an Eiern in Österreich auch in den kommmenden Jahren zunehmen. Das kleine Kraftpaket liegt dank seines hochwertigen Eiweißes schließlich voll im „High-Protein-Trend“. Lag der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch 2010 noch bei 233 Eiern, so sind es mittlerweile bereits um 15 Stück mehr. Gemeinsam mit dem kontinuierlichen Bevölkerungswachstum und dem Trend zu vegetarischer und flexitarischer Ernährung, bei der einige Tage fleischfrei bleiben, ergibt sich ein spürbarer Mehrbedarf.
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