Das Kartoffellager ist kein Sanatorium. Mit diesem Satz eröffnete Burkhard Wulf, Lagerungsfachmann an der niedersächsischen Versuchsstation Dethlingen, seinen Vortrag. Unter dem Titel „Qualitätserhalt im Kartoffellager – Möglichkeiten und Grenzen“ setzte Wulf Schwerpunkte bei Abtrocknung und maschineller Kühlung. Unter den Rahmenbedingungen der aktuellen Saison mit knapp verfügbarer Ware ist die Gesunderhaltung der Kartoffeln am Lager besonders von Bedeutung.
Stress am Feld verkürzt die Keimruhe
Auch wenn am Beginn der Einlagerung die Wundheilung stehe, seien vom Feld herkommende Qualitätsmängel nicht mehr gut zu machen, betonte Wulf. Am Lager stehe der Qualitätserhalt im Vordergrund. Zu beachten sei vor allem, dass Stress am Feld, wie Hitze, Trockenheit und Krankheiten die Keimruhe um zwei bis drei Monate verkürzen können. Zudem müsse die Ware für längere Lagerdauer auch unbedingt schalenfest sein. Neben der Belüftung stellt die Lagerhygiene über die Reinigung und Desinfektion eine grundlegende Voraussetzung zur Begrenzung pilzlicher und bakterieller Lagerkrankheiten dar.
Quelle: KTBL
Haftwasser muss abtrocknen
Am Beginn der Lagerung steht die Abtrocknung. Feldfallend bringen die Knollen zumindest ein Prozent ihres Gewichst an Haftwasser mit. Dazu können weitere Wassermengen kommen durch anhaftende Erde oder sonstige Beimengungen. Ziel müsse sein, die Kartoffeln zumindest binnen 48 Stunden trocken zu bekommen, optimal wären 24 Stunden. Es geht hier vor allem darum, Fäulnisbakterien das Wasser zu entziehen. Im Vordergrund stehen hier Pectobacterium-Arten als Erreger der Nass- und Stengelfäule sowie bei vorhergehendem Phytophthorabefall auch Braunfäuleerreger. Zur Abtrocknungsbelüftung sollte Außenluft verwendet werden, die kälter ist als das Erntegut, wozu man meist Tag-/Nacht-Unterschiede nutzt. Die kältere Luft erwärmt sich beim Durchströmen des Kartoffelstapels und nimmt dadurch Feuchtigkeit auf. Ab einem Temperaturunterschied von 2 °C zwischen Kartoffeln und Luft ist ein Abtrocknungseffekt auch bei hohen relativen Luftfeuchten der Außenluft gewährleistet. Bei kleineren Temperaturdifferenzen, etwa in warmen Nächten oder wenn die Trocknungsluft gar wärmer ist als die Kartoffeln, sollte durch Berechnung des Taupunktes sichergestellt werden, dass es im Kartoffelstapel bzw. in den vollen Kisten zu keiner Kondenswasserbildung kommt.
Taupunkt beachten
Dabei soll der Taupunkt der verwendeten Außenluft deutlich unter der jeweiligen Temperatur der Kartoffeln liegen. Auf der Homepage der der Versuchsstation Dethlingen steht ein Taupunktrechner zur Verfügung, mit dem sich nach Eingabe der Außenluft- und Knollentemperatur sowie der relativen Luftfeuchtigkeit der Außenluft die aktuellen Taupunkte ermitteln lassen. Nach der Abtrocknung unterstützt die Belüftung auch die Wundheilung der bei der Ernte und Einlagerung entstandenen Knollenbeschädigungen. Über einen Zeitraum von etwa zwei Wochen sollte die Knollentemperatur im Bereich von 12 bis 15 °C liegen. Wichtig ist, dass die Knollen auch in dieser Lagerphase trocken bleiben. Eine ein- bis zweimal tägliche Erfrischungsbelüftung verringert dabei das Nassfäulerisiko. Allerdings sollten die Knollen auch nicht austrocknen. Automatische Belüftungssteuerungen sind in dieser Phase hilfreich.
Maschinelle Kühlung kostet etwa 3 Euro/dt
Zum Abkühlen auf die Lgertemperatur von etwa 4 °C wird wieder kältere Außenluft verwendet. Die tägliche Absenkung der Temperatur im Kaltlager soll etwa 0,3 bis 0,5 °C betragen. Um Wiedererwärmung zu vermeiden, empfiehlt es sich, eher moderat runterzufahren. Die Abkühlluft sollte möglichst feucht sein, um ein Austrocknen zu vermeiden. Eine mechanische Kühlung ist vorteilhaft, weil sich Wiedererwärmung besser vermeiden lässt und weil keimfreudige Sorten durch schnelle Kühlung besser beherrschbar sind. Kostenmäßig schlägt die Investition in eine maschinelle Kühlung mit etwa 3 Euro/dt zu Buche. Während der Dauerlagerung sind in Abhängigkeit von der Witterung, Lagerisolierung und Luftführung nur relativ kurze Belüftungszeiten mit Außenluft notwendig.
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