Darf´s ein Roter sein?

Kommentar von Michael Stockinger,
Redakteur

In der Weinbranche rumort es. Nicht im Weinkeller, wo die alkoholische Gärung bis auf wenige Ausnahmen bereits abgeschlossen ist, sondern wegen schwer absetzbarer Mengen. Insbesondere beim Rotwein ist die Situation verfahren. Wie Willi Klinger, ehemaliger ÖWM-Chef und nun „Wein & Co-Markenbotschafter“, in Erfahrung gebracht hat, schieben wir in Österreich seit Jahren rund 700.000 Hektoliter vor uns her: Das entspricht etwa einer Jahresernte an roten Trauben. Dabei soll es sich vor allem um „Basisweine im unteren Segment“ handeln, für die es kaum einen Markt gibt. Aber auch große, renommierte Rotweinwinzer kämpfen, nicht nur in Österreich. Momentan kommen einfach zu viele Faktoren auf einmal zusammen: Wirtschaftskrise, Gasthauskrise, Inflation, immer höhere Produktionskosten, Studien über die gesundheitliche Auswirkung von Alkohol, verändertes Ess- und Trinkverhalten sowie weltweit eine Überproduktion an Rotwein.

In das düstere Bild passt auch, dass Wottle, Österreichs innovativer Pressenhersteller, dieser Tage ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung einreichen musste. „Gleichzeitig appellieren wir an euch, uns und andere lokale Unternehmen durch bewusste Einkäufe in der Region zu unterstützen. Jeder lokale Kauf trägt dazu bei, Arbeitsplätze und regionale Wertschöpfung zu sichern“, schreibt die Firma an ihre Kunden und Freunde. Das mit dem Einkauf gilt übrigens auch für heimischen Rotwein, der gerade jetzt in der kühleren Jahreszeit bei moderatem Konsum einiges bietet: Genuss und Entschleunigung.

stockinger@bauernzeitung.at

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