Cyber-Erpresser: Hacker legten einen Fleischgiganten lahm

Der größte Fleischverarbeiter der Welt, die brasilianische Firma JBS, ist Opfer eines Cyberangriffs geworden. Dieser hat zum Stillstand von Produktionsanlagen in den USA, Kanada und Australien, geführt.

Cyber-Kriminelle nehmen gezielt weltweit agierende Agrarunternehmen ins Visier. Foto: denisismagilov - stock.adobe.com

Zwar konnte der Konzern Anfang Juni nach vier Tagen Entwarnung geben und teilte mit, dass alle seine weltweiten Fleischfabriken wieder voll funktionsfähig seien. „Wir konnten die Cyberattacke mit erpresserischer Ransomware dank unserer IT-Experten und dem nicht infizierten Backup-Server recht schnell abwehren“, erklärte der JBS-Chef Andre Nogueira. „Die Kriminellen konnten nie auf unsere Kernsysteme zugreifen“. Laut JBS ging in den USA aber ein Produktionstag verloren, in Down Under standen die Schlachthofbänder zwei Tage still. Die Auswirkungen für Kunden und Geschäftspartner hätten sich in Grenzen gehalten.

Der Fleischkonzern JBS mit Fabriken von Amerika bis Australien wurde massiv erpresst.
Foto: David Zalubowski / AP / picturedesk.com

JBS zahlte Lösegeld
Die Urheber des Hackerangriffes werden in Russland vermutet. Unmittelbar nach Bekanntwerden der Cyberattacke hatte JBS auch die Regierungen in den USA und Australien davon unterrichtet. Nogueira dankte dem Weißen Haus, dem US-Landwirtschaftsministerium und dem FBI für ihre Unterstützung zur schnellen Lösung dieser Situation. In Australien bestätigte Agrarminister David Littleproud den Hackerangriff. Im März 2020 war in Down Under bereits der digitale Handel mit Wolle durch ein Schadprogramm außer Gefecht gesetzt worden; auch eine Molkerei geriet schon ins Visier der kriminellen Cyber-Erpresser. Laut IT-Experten hätten diese angekündigt, vermehrt „Unternehmen des globalen Agribusiness“ mit ihrer Erpresser-Software ins Visier zu nehmen, da aufgrund deren engen Lieferkettenstruktur viel Schaden angerichtet werden könne.
Dem Vernehmen nach soll JBS ein hohes Lösegeld in Form der Kryptowährung Bitcoin bezahlt haben, umgerechnet rund 9 Mio. Euro. Die Zahlung sei in Absprache mit ex­ternen Cybersicherheitsexperten erfolgt, um weitere Probleme rund um den Angriff abzuschwächen und sicherzustellen, dass keine Daten gestohlen werden. Auch in Österreich wurden große Firmen bereits Opfer von Erpressern; zuletzt im Frühjahr der vom früheren Case IH/Steyr-Topmanager Andreas Klauser geleitete Kranbau-Konzern Palfinger. Das Salzburger Unternehmen und mehrere seiner 35 Fabriken in aller Welt waren per Cyberangriff stillgelegt worden. Auch Palfinger habe Bitcoin-Lösegeld gezahlt, bestätigte Klauser, damit die Produktion nach beinahe zwei Wochen wieder hochgefahren werden konnte.

Bernhard Weber

- Werbung -
Vorheriger ArtikelTrauriger Rekord: 22 Millionen Euro Schaden durch Hagel
Nächster ArtikelKinderbetreuung ist für Landwirtschaft wichtig