Coronavirus steckt nun auch die Agrarmärkte an

Nicht nur für immer mehr Menschen in aller Welt, auch für die Agrarmärkte wird das Corona-Virus „Covid-19“ zu einer wachsenden Bedrohung.

Foto (2): Naeblys – adobe.stock.com

Ausgehend von China hat das Virus in den vergangenen Wochen überwiegend in Asien rund 80.000 Menschen infiziert und mehr als 2.600 Todesopfer gefordert, bis Montag sieben in Europa. In aller Welt beobachtet man die Ausbreitung von Convid-19 mit wachsender Sorge und Anspannung, nicht nur wegen dessen Gefährdung von Gesundheit und Leben. Auch die weltweite Wirtschaft spürt längst die Auswirkungen der Epidemie, laut Chinas Staatschef Xi Jinping gar „die größte Gesundheitskrise seines Landes seit 1949“. Das Coronavirus schickt die weltweiten Aktienbörsen derzeit ebenso auf Talfahrt wie die Agrar- und Rohstoffmärkte.
Der Grund dafür: In China wurden die Bewohner mehrerer Millionenstädte und Regionen quasi „unter Hausarrest“ gestellt, in vielen Teilen der Volksrepublik stehen die Fabriken still. An den Börsen gingen prompt die Kurse nach unten, erst für Öl, mittlerweile auch für andere Rohstoffe und nun auch Lebensmittel. Xi kündigte nun weitere massive Anstrengungen an, um die Verbreitung der Krankheit zu stoppen und die Industrie, von der nicht nur in- und ausländische Firmen in China abhängen, so rasch wie möglich wiederzubeleben.
Außerdem naht auch im Reich der Mitte der Frühling. Es wird befürchtet, dass die Krankheit die Aussaat in der Landwirtschaft bis weit hinein ins Frühjahr stören könnte. Das hätte weitere Versorgungsprobleme in China – und rasch darauf in aller Welt zur Folge.
Derzeit ist der Agrarhandel mit China erheblich gestört. Das Land ist einer der größten Importeure von Agrarprodukten. Am Beginn dieser Woche gaben die Terminbörsen in Paris, London und Chicago bei den Preisen für Weizen, Mais, Raps und Sojabohnen erstmals kräftig nach, in den USA rasselten zudem die Preise für Schweine, Rinder und Milch nach unten, weil die Exporte nach China ins Stocken geraten sind. Speziell der Schweinemarkt gilt als ein Problem: Convid-19 hat die staatlichen Bemühungen zu dessen Wiederbelebung unterbrochen. Nach Ausbruch der Schweinepest mussten in China 2019 zigtausende Tiere gekeult werden. Nun hat der Ausbruch des Corona-Virus auch die Produktion in großen Mastbetrieben gestört, die Lieferung von Futter und Tierarzneimitteln unterbrochen. Wie in den Fabriken sind auch Tausende Landarbeiter bis dato nicht von den Neujahrsfeiern am 5. Februar bei ihren Familien auf die Agrarbetriebe zurückgekehrt. Die Fleischlager sind leer, die Preise hoch.
Marktbeobachter rechnen damit, dass auch in Europa die Agrarpreise unter Druck geraten werden. Erst mittel- oder gar erst wieder langfristig könnten die aktuellen Versorgungsprobleme Chinas das Geschäft mit Getreide, Ölsaaten und auch Fleisch ins Reich der Mitte sogar beflügeln und die Preise wieder anziehen lassen.

Bernhard Weber

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