Bundesfleischrinderschau: Die besten Tiere allesamt in einer Arena

Alle vier Jahre laden Österreichs Fleischrinderzüchter zu einer Bundesschau. Heuer findet die Schau im Rinderzuchtzentrum Traboch statt.

Österreichs Fleischrinderzucht ist sehr vielfältig. Insgesamt 24 unterschiedliche Tierrassen mit rund 25.000 Kühen gibt es auf 2.700 Zuchtbetrieben. Verbandsobmann Walter Steinberger erläutert im Interview die Herausforderungen der Sparte und lädt ein zur Bundesfleischrinderschau 2023.

Quelle: Fleischrinder Austria
Ing. Walter Steinberger ist Bundesobmann des Verbands Fleischrinder Austria.

Ing. Walter Steinberger (60) aus Pöls-Oberkurzheim ist seit dem Jahr 2017 Obmann der Arbeitsgemeinschaft Österreichischer Fleischrinderzüchter (Fleischrinder Austria). Der Steirer bewirtschaftet gemeinsam mit seiner Frau Marianne einen Fleckvieh-Fleischbetrieb mit rund 25 Zuchtkühen. Eingestiegen in die Fleischrinderzucht ist der Betrieb im Jahr 2000. Zahlreiche Teilnahmen an regionalen und nationalen Schauen wurden erfolgreich beschickt und viele Deckstiere wurden seit damals an Zucht- und Produktionsbetriebe verkauft.

BauernZeitung: Hat die Fleischrindersparte den Entfall der Mutterkuhprämie ab 2016 verkraftet?
Steinberger: Man muss bei dieser Frage zwischen der Reinzucht und der Mutterkuhhaltung von Gebrauchskreuzungen unterscheiden. In der Zucht ist die Zahl der Mutterkühe seit 2015 konstant.Bei bestimmten Fleischrassen, wie zum Beispiel Angus, ist die Kuhzahl deutlich gestiegen, auch die meisten Generhaltungsrassen haben zugelegt. Bei anderen Rassen ist der Bestand allerdings zurückgegangen. Dramatisch gesunken ist seit 2015 allerdings die Anzahl der Mutterkühe – von über 220.000 Tieren im Jahr 2016 auf rund 158.000 per Juni 2023. Auch die Zahl der Mutterkuhbetriebe ist deutlich zurückgegangen. Neben den geänderten Förderbedingungen ist allerdings auch ein Strukturwandel im Gang, zumal der Anteil an kleineren Nebenerwerbsbetrieben hoch ist. Für die Bewirtschaftung extensiver Flächen, die Pflege der Kulturlandschaft und den Erhalt des ländlichen Raumes sind die Betriebe ein wichtiger Faktor. Wie weit die Mutterkuhhalter das neue ÖPUL annehmen, muss sich erst zeigen. Die Teilnahme an den Maßnahmen Tierwohl Stallhaltung sowie Tierwohl Weide mit der verlängerten Weideperiode ist für viele Mutterkuhbetriebe möglich.

Tierschützer kampagnisieren gegen die Haltung auf Spaltenböden. Sind deren Vorwürfe gerechtfertigt? Und wie können die Rindermäster darauf reagieren?
Wir sind in dieser Frage solidarisch mit der gesamten Sparte. Die Methoden des VGT mit Einbrüchen in Stallungen sind klar abzulehnen. Im Vordergrund steht für diese Tierrechtsbewegung nicht die „bessere“ Haltung von Nutztieren, sondern gar keine Haltung von Nutztieren. Auch zum Thema Wolf läuft eine Kampagne. Weide- und Almhaltung sind offenbar nicht schützenswert.

Wie bewähren sich die Marken- und Qualtitätsprogramme?
In der Mutterkuhhaltung sind Markenprogramme seit vielen Jahren etabliert. Man denke nur an Styria Beef, das Pilotprogramm für die Jungrinderprogramme. Die Programme können sogar einen wichtigen Beitrag zum Erhalt einer Rasse leisten, wie das Beispiel Murbodner Rind zeigt. Als Zuchtbetriebe wollen wir diese Programme auch beliefern.

Wie steht es um Aktivitäten zur Verbesserung der Fleischqualität?
Was die Fleischqualität betrifft, arbeiten wir laufend an der Genetik und Fütterung, an Verarbeitungsschritten und Reifemethoden. Bei der Rinderzucht Austria läuft in Kooperation mit Forschungspartnern wie der Universität für Bodenkultur ein Projekt zur Erhebung von Fleischqualitätsmerkmalen. Es tut sich in diesem Bereich gerade viel.

Während die heimischen Bauern mit immer strengeren Haltungsauflagen konfrontiert sind, erwägt die EU, Importkontingente für Rindfleisch aus Drittstaaten aufzumachen. Wie lautet Ihre Meinung dazu?
Mehr Importe von Rindfleisch lehnen wir klar ab! Solche sind auch nicht notwendig. Die Rinderbauern in der EU würden klar zu den Verlierern von Mercosur zählen. Der Bedarf nach Fleisch aus Übersee wird manchmal auch damit begründet, dass es bessere Qualität hätte oder man das Fleisch bestimmter Rassen bei uns gar nicht bekäme. Beides trifft nicht zu. Noch dazu sind die CO2-Emissionen bei Rindfleisch aus Südamerika viel höher als bei unserem Rindfleisch aus heimischer Produktion.

Umso wichtiger ist die Herkunftskennzeichung. Wie könnte hier mehr weitergehen?
Die Kennzeichnung in der Gemeinschaftsverpflegung ist ein erster Schritt. Wir fordern die verpflichtende Herkunftskennzeichnung auf dem Teller, egal ob es eine Großküche oder der Wirt ums Eck ist. Es kommt auf den Druck der Bevölkerung an, damit sich mehr tut. Auch als Bauern sollten wir hie und da „unbequem“ sein und im Gasthaus genau fragen, woher die Produkte kommen. Bei der Auswahl der Gaststätte kann man auch auf das AMA-Gastrosiegel achten.

Ist die Bundesschau der Fleischrinder im Oktober im Zeitalter der sozialen Medien noch zeitgemäß?
Auf jeden Fall! Die Schau ist für die Züchter ein wichtiger Treffpunkt zum Erfahrungsaustausch. Und die Rinderhalter, die nicht ständig mit Zuchttieren zu tun haben, können sich über einzelne Rassen informieren und auch darüber, was ein gutes Fleischrind ausmacht. Dieses Wissen kann beim Kauf eines Deckstieres für die eigene Mutterkuhherde hilfreich sein.

15 Rassen, 230 Schautiere

Am 14. und 15. Oktober findet die 11. Bundesfleischrinderschau im Rinderzuchtzentrum Traboch statt. 15 verschiedenen Rinderrassen werden an den beiden Tagen präsentiert, insgesamt 230 Tiere gezeigt. Eine große Anzahl an Generhaltungsrassen wird ebenso ausgestellt wie bekannte Intensivrassen rund um Angus, Charolais und Limousin. Erstmals werden auch die aus Irland stammenden Dexter-Rinder und die japanischen Wagyu bei einer Bundesschau zu sehen sein. Betriebe aus ganz Österreich stellen ihre besten Tiere aus. Ein laufend aktualisiertes Schautagebuch im Internet informiert über die Programmpunkte der Veranstaltung und gibt ein Bild von der Vielfalt der österreichischen Fleischrinderzucht. Programm: Samstag, 9.30 Uhr: Gruppenentscheidung der einzelnen Rassen. Sonntag, 10 Uhr: Jungzüchterwettbewerb, 11.30 Uhr Championswahlen und 14.30 Tombola. 
www.fleischrinder.at

- Bildquellen -

  • 2338 W02 Steinberger: Fleischrinder Austria
  • 2338 W01 Bundesfleischrinderschau: Fleischrinder Austria
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QuelleH.M.
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