In einer Aussendung begrüßt die Arbeitsgemeinschaft (ARGE) Österreichische Bäuerinnen die Maßnahmen zur Pflegereform. Gleichzeitig fordern sie aber Unterstützung und einen weiteren Ausbau der Pflege zu Hause sowie mehr Wertschätzung für Menschen, die Angehörige daheim pflegen und betreuen. “Es braucht für pflegende Angehörige zusätzliche Entlastungs-Angebote, wie mobile Dienste, Pflegestammtische und Erholungsaufenthalte“, fordert Bundesbäuerin Irene Neumann-Hartberger. 

Die von der Bundesregierung kürzlich präsentierte Pflegereform bringe den pflegenden Angehörigen jetzt endlich Entlastung. Die häusliche Pflege hat einen hohen Stellenwert in Österreich. Etwa drei Viertel der pflegebedürftigen Personen werden daheim von Familienangehörigen betreut und gepflegt. Das sei besonders auch im bäuerlichen Bereich weit verbreitet.

Lebensqualität durch Prävention

„Ein künftiges Ziel muss es sein, die Kurzzeitpflege auszubauen und auch bestehende Erholungsangebote für pflegende Angehörige besser zu bewerben“, hebt Neumann-Hartberger hervor. Es müsse die Regel werden, frühzeitig professionelle Hilfe zu holen und nicht erst dann, wenn die pflegende Person bereits zu stark körperlich und seelisch belastet ist“, fordert die Bundesbäuerin. So biete etwa die SVS zahlreiche Gesundheitsangebote für Pflegende, die sich so Auszeiten vom Pflegealltag nehmen und wertvolle Hilfestellungen zur Bewältigung der Pflegesituation erhalten. Sie möchte auch mehr Pflegepersonal, welches die pflegenden Angehörigen entlasten könne. „Die neue Pflegelehre bietet hier eine ideale Möglichkeit, junge Menschen für den Pflegeberuf zu begeistern. Je mehr Pflegekräfte da sind, desto einfacher ist es für pflegende Angehörige, Auszeiten zu nehmen“, erklärt Neumann-Hartberger weiter. Die Lehre dauert drei oder vier Jahre und ende mit einem Lehrabschluss als Pflegefachassistenz oder Pflegeassistenz. Eine wichtige Initiative sei das bundesweite LFI-Bildungsprojekt „Lebensqualität am Bauernhof“. Die Prävention stehe bei diesem Projekt im Vordergrund. Über das bäuerliche Sorgentelefon würden Betroffene bei allen Problemen im familiären Bereich Rat und Unterstützung erhalten.

Green Care: Bäuerinnen bieten Betreuung und Pflege älterer Menschen

Auch Green Care Betriebe bieten österreichweit Pflegeangebote an. Pflege am Bauernhof könne durchaus eine Betriebschance sein. Denn angesichts der demografischen Entwicklung brauche es dringend dezentrale, niederschwellige Angebote im ländlichen Raum. Aktuell gebe es sowohl ambulante als auch stationäre Green Care-Angebote, die auf Bauernhöfen umgesetzt werden, wie zum Beispiel Tageszentren für ältere Menschen. 

Neues Angebot: „Hofzeit“

Dafür kommen ältere Menschen für einige Stunden auf Betriebe und können im Garten mithelfen, Tiere füttern oder im Wald spazieren. „Das anregende Umfeld eines Bauernhofes macht diese Betreuung so einmalig und mit Green Care bieten die Landwirtschaftskammern auch die notwendige Unterstützung für interessierte Betriebe”, so Neumann-Hartberger.

Diese Maßnahmen sind aktuell geplant und werden von den Bäuerinnen begrüßt:

  • Ab dem Jahr 2023 und ab Pflegestufe 4 erhalten selbst- oder weiterversicherte pflegende Angehörige eine jährliche Pflegegeld-Sonderzuwendung von 1.500 Euro. Das gilt für die Person, die den größten Teil der Pflege zuhause leistet.
  • Für die Pflege von Menschen mit schweren psychischen Behinderungen oder Demenz wird der Wert des Erschwerniszuschlages von 25 auf 45 Stunden pro Monat erhöht. Damit stehen 20 Stunden zusätzlich pro Monat für die Pflege und Betreuung zur Verfügung.
  • Pflegende Angehörige haben zudem statt für einen nun für drei Monate Rechtsanspruch auf Pflegekarenz. Jedoch muss eine solche Vereinbarung in Kollektivverträgen oder Betriebsvereinbarungen stehen.
  • Verbesserungen gibt es auch bei der 24-Stunden Pflege, indem die unselbstständige Beschäftigung attraktiviert wird. Details dazu werden im Herbst veröffentlicht.
  • Die erhöhte Familienbeihilfe wird auch nicht mehr auf das Pflegegeld angerechnet. Dadurch bleiben 60 Euro mehr pro Monat für pflegende Angehörige.

- Bildquellen -

  • Irene Neumann Hartberger: Rieberer
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AUTORRed. M.R.
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