Zuerst waren es im Vorjahr nur die westlichen und südlichen Bundesländer, in denen zwei verschiedene Serotypen der Blauzungenkrankheit, BTV-3 und BTV-4, aufgetreten ist. Ganz Österreich musste daraufhin zur „Blauzungenzone“ erklärt werden. Nun sind beide Formen auch in Oberösterreich angekommen, nachdem der Serotyp 4 im November im Bezirk Steyr-Land und nun der Serotyp 3 im Bezirk Kirchdorf festgestellt worden ist. Letzterer könne Erfahrungsberichten aus Deutschland zufolge zu schweren Krankheitssymptomen führen, vor allem bei Schafen.
Die Viruserkrankung der Wiederkäuer hat sich seit den ersten Fällen in Österreich weiterverbreitet: Laut Landwirtschaftskammer wurden allein bis Mitte Dezember schon mehr als 200 Ausbrüche des Serotyps 3 in Salzburg, der Steiermark, Tirol und Vorarlberg nachgewiesen und mehr als 50 Ausbrüche des Serotyps 4 in der Steiermark, dem Burgenland, Oberösterreich, Kärnten und Niederösterreich.
Warnung vor starker Verbreitung im Frühjahr
Derzeit sei der Infektionsdruck insgesamt eher gering, heißt es aus dem Agrarressort des Landes Oberösterreich. Der Grund: Die Überträger der Krankheit die „Gnitzen“ verbreiten sich in der kalten Jahreszeit nicht so stark. Gnitzen sind kleine Stechmücken. Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen, dass es mit wärmeren Temperaturen im Frühjahr und Sommer zu einer explosionsartigen Verbreitung der Krankheit kommen kann. Daher gelte es nun, die Zeit zu nützen, um die Bestände durch Impfung vor einer Infektionswelle zu schützen. Die Impfung verhindert zwar keine Ansteckung, führt aber zu einer Milderung der Symptome und schützt die Tiere daher vor schweren Krankheitsverläufen und dem Tod. In Bezug auf Fleisch oder Milch gibt es keine Wartezeiten nach der Impfung.
Neben der Impfung kann als Präventivmaßnahme der Tierbestand auch vor den Gnitzen geschützt werden, indem feuchte Stellen beseitigt oder abgedeckt werden. Gnitzen legen ihre Eier an feuchten Stellen ab. Auch Stallhaltung während Dämmerung und Nacht sowie der Einsatz von Insektenabwehrmitteln kann das Risiko reduzieren.
Wirtstiere für die Blauzungenkrankheit sind Wiederkäuer, Wildwiederkäuer (etwa Hirsch, Rotwild, Steinbock, Gämse) und Kamelartige (zum Beispiel Alpaka). Als empfänglichste Tierart gilt das Schaf. Für den Menschen besteht keine Infektionsgefahr, auch eine Übertragung von Tier zu Tier ist nicht bekannt.
Zu erkennen ist die Krankheit durch hohes Fieber, ein reduziertes Allgemeinbefinden (Mattigkeit, Fressunlust), starken Rückgang der Milchleistung, Lahmheiten, Aborte, Entzündungen im Bereich der Zitzen, Schleimhäute und Klauen, Speichelflusss, Nasenausfluss und vereinzelte Todesfälle. Der derzeit in Mitteleuropa kursierende Serotyp 3 führt vor allem bei Schafen zu schweren Krankheitsverläufen und einer hohen Sterberate. Die namensgebende blaue Zunge tritt dabei nur selten auf und wird oft erst nach dem Verenden beobachtet.
Versicherungen für Bauern unumgänglich
Mit der Zunahme extremer Wetterereignisse und dem steigenden Risiko durch Tierseuchen wird die betriebliche Absicherung immer wichtiger. „Das System des Risikotransfers hat sich als Erfolgsmodell etabliert. Rund 36 Millionen Euro investiert die öffentliche Hand alleine in Oberösterreich in dieses System. Die Risikovorsorge in Form betriebsspezifischer Versicherungslösungen ist schon zum ‚Must-have‘ geworden“, so Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger.
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- Injektion Rind 4 ID24728: agrarfoto.com