Bittere Tatsachen

Kommentar von Bernhard Weber,
Chefredakteur.

Immer neue Wünsche der Gesellschaft, gegossen in kaum überwindbare Hürden und strenge Produktionsauflagen, verunsichern die Bauern. Dabei ist ihre wirtschaftliche Lage ohnehin nur noch selten rosig. Zu den sichtbar gewordenen Folgen des Klimawandels für Feldkulturen, Obst- und Gemüse oder das Grünland kommen nun auch die Auswirkungen der Corona-Krise hinzu. Oft überzogene Umwelt- oder Tierschutzregeln, die hohe Investitionskosten erfordern und eine Agrarbürokratie, deren Bewältigung vielen zu schaffen macht, lassen viele längst verzweifeln, wenn nicht überhaupt aufgeben. Dramatische Zahlen dazu wurden dieser Tage aus Deutschland bekannt.
Vor allem Tierhalter hören massenweise auf, immer mehr Milchbauern und Schweinemäster schließen ihre Ställe. Die Zahl der Sauenhalter hat sich in den vergangenen zehn Jahren halbiert, je ein Drittel der Schweinehalter und Kuhbetriebe hat das Handtuch geworfen. Das viel diskutierte Höfesterben ist längst bittere Tatsache. Und es trifft schon lange nicht nur die Kleinen. Sogar Großbetriebe in Ostdeutschland finden sich darunter.
Auch hierzulande fragen sich die Bauern, was noch alles auf sie zukommt – von weiteren Wirkstoffverboten im Pflanzenschutz über mehr und mehr Restriktionen im Stallbetrieb, egal ob für konventionelle oder biologisch wirtschaftende Betriebe. Und selbst die Wolfsproblematik wird auf die lange Bank geschoben. Kein Wunder, dass nun besorgte Almbauern in Navis in Tirol die Schafherden zurück ins Tal in Sicherheit bringen. Der eine oder andere vielleicht zum letzten Mal.
 bernhard.weber@bauernzeitung.at
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