Der Verband der Tiroler Biobäuerinnen und Biobauern, BIO AUSTRIA Tirol, feiert heuer sein 40-jähriges Jubiläum. 1980 schlossen sich einige Biobauern und Biobäuerinnen in Tirol zum Zweck einer besseren Vermarktung ihrer Produkte zusammen, damals noch unter dem Namen „Tiroler Landesverband organisch-biologisch-wirtschaftende Bauern“. Nach einigen Umbenennungen schlossen sich 2005 die österreichischen Bioverbände zusammen und treten seither unter dem Namen BIO AUSTRIA auf. Diese letzten Jahrzehnte erzählen eine Erfolgsgeschichte, denn durch die engagierte Bildungs-, Beratungs- und Öffentlichkeitsarbeit des Verbandes konnten die Rahmenbedingungen der Biobauern stetig verbessert werden. Auch bei den KonsumentInnen erfreute sich Bio einer immer größeren Nachfrage, die bis heute anhält.
Unbewölkt ist aber auch der Biohimmel nicht. Für die Landwirtschaft wird es insgesamt eng und den damit verbundenen Preisdruck bekommen auch die Biobauern zu spüren. Obfrau Ing. Christina Ritter und Geschäftsführerin DI Regula Imhof von BIO AUSTRIA Tirol orten die zentralen Herausforderungen nach wie vor im Kampf um die Anerkennung von Leistungen der Biolandwirtschaft für die gesamte Gesellschaft, um die Kennzeichnungspflicht nach Herkunft und Qualität für landwirtschaftliche Produkte und im Ringen um faire ProduzentInnen-Preise für heimische Bioprodukte. Ein Ringen, das für Bauern und Funktionäre unter den derzeitigen Marktbedingungen nicht einfach ist.
Große Herausforderungen
Aktuell zählt BIO AUSTRIA Tirol mehr als 700 Mitglieder. Manche davon besitzen selber eine Alm, die meisten alpen ihre Tiere im Sommer. Bei einigen von ihnen habe ich mich nach ihren Erfahrungen umgehört.
Dass sich der Mehraufwand nicht immer im Preis niederschlägt, zeigt das Beispiel von Martin Heim aus Buch, der seine Kühe im Sommer auf der Fonseiten Alm im Bächental alpt. Er hält sich auch dort strikt an die Richtlinien, das heißt z. B. jeder Zukauf von Ergänzungsfutter ist bio, jeder Medikamenteneinsatz mit doppelter Wartezeit verbunden …, er bekommt im Sommer aber nur den Heumilchpreis ausgezahlt: „In unserer Gegend liefern zu wenig Bauern Bio-Almmilch, deswegen kann der Tankwagen nicht rentabel vollgefüllt werden. Die Milch als konventionelle Heumilch verkaufen zu müssen, bedeutet für uns weniger Geld. Dabei ist die Nachfrage bei Konsumenten nach Bio-Almmilch durchaus gegeben.“
Die Familie von Martin Heim entschied sich 2009 für Bio-Landwirtschaft. „Das war keine große Umstellung, weil wir auf dem Hof immer schon mit Rücksicht auf die Gesundheit, auf das Tierwohl und auf den Erhalt von nährstoffreichem Boden gewirtschaftet haben. Dass die Wertschätzung für Bioprodukte bei den Konsumenten im Laufe der Jahre immer größer wurde, war für uns ebenfalls ein Grund, den Schritt zu BIO zu wagen und wir haben es bisher nicht bereut.“ Der Almsommer ist im Bächental heuer sehr zufriedenstellend verlaufen. Martin Heim: „Das Futtergras ist gut gewachsen, die Tiere sind gesund und Unwetter sind bisher ausgeblieben!“
Anton und Martha Fahringer aus Rettenschöss mit ihrer bekannten Käserei auf der Burgeralm waren dabei, als der Biolandbau zu boomen begann. Auch sie sehen die Entwicklung insgesamt gut, spüren aber auch den zunehmenden Druck, der auf den Bauern lastet: „Die Überzeugung für diese Lebenshaltung und Wirtschaftsform haben wir immer noch, aber manches sieht man mit der Zeit kritischer“, sagt Anton Fahringer. „Strenge Richtlinien sind in Ordnung, aber es gibt schon welche, die schwer verständlich sind.“ Was diesen Almsommer betrifft, ist Anton zufrieden. „Heuer dürfen wir hier bei uns nicht jammern, bis jetzt lief alles zufriedenstellend. Wir hatten in unserer Region keine starken Unwetter und es war ausreichend gutes Futtergras vorhanden.“
Keine Massenproduktion
Christian Erber aus Aurach, der seit 18 Jahren die Innere Bachalm im Auracher Graben gepachtet hat, war 1980 beim Zusammenschluss von Tirols Biobauern dabei und brachte auch später als Funktionär seine Erfahrungen ein. Auch er sieht die Entwicklung ambivalent: „Die biologische Kreislaufwirtschaft ist für meinen Hof, meine Tiere und die Qualität der Milch optimal, der Pflanzenbestand auf den Weiden mit den vielen feinen Kräutern gedeiht prächtig. Das war aufgrund der guten Witterungsbedingungen auch heuer auf der Alm so. Die saftigen Gräser wuchsen den Kühen ins Maul.“
Die Bio-Zuschläge fallen inzwischen weniger saftig aus. Christian Erber: „Vor zehn Jahren hat man uns die Produkte fast aus der Hand gerissen, inzwischen ist der Markt härter umkämpft, ein Markenprodukt möchte das andere übertreffen. Große Biobetriebe geben ziemlich Gas mit der Produktion. Sobald ein Abnehmer an den Qualitätsschrauben dreht, wird es für die kleinstrukturierten Biobetriebe eng. Ich bekam heuer für eine dreijährige Kalbin um 300 Euro weniger als noch vor zehn Jahren, weil sie gemäß der Fleisch-Klassifizierung zu alt für eine Kalbin ist und als Jungkuh gilt. Eine ähnliche Entwicklung wird auch bei der Milch passieren. Der Großhandel steuert die Bedingungen gezielt, dabei sollten lieber wir Bauern selber bewusster steuern und uns den Markt nicht mit Überproduktion kaputt machen, die sich auf lange Sicht auch nicht mit den natürlichen Kreisläufen vereinbaren lässt.“
„Faire Preise sind wichtig und unser Einsatz muss abgegolten werden“, ist der Tenor unter den Tiroler Biobauern. Sie stellen aber auch fest, dass Geld allein den großen Aufwand nicht lohnen würde und der Betrieb ständig weiterentwickelt werden muss. „Biobauer und Biobäuerin muss man aus Überzeugung sein!“ Diese Überzeugung wollen sie sich auch nicht von schwierigen Bedingungen verderben lassen. Und BIO AUSTRIA Tirol wird sie bei ihrer wichtigen Arbeit weiterhin unterstützen.
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- Am Heimweg Von Der Weide Im Nebel Fahringer Edler: BIO Austria Tirol
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