Bio-Saatgut: Das Problem mit der Verfügbarkeit

Österreich punktet mit hoher Qualität, lokal angepassten Sorten und einer dynamischen Saatgutwirtschaft, welche sich auch im internationalen Umfeld behaupten kann. Dennoch kommt es in der Praxis immer wieder zu Engpässen.

Nicht jedes Jahr und bei jeder Sorte können Bio-Landwirte bei Saatgut aus dem vollen schöpfen.

Die Veränderung des Klimas stellt die Landwirtschaft vor große Herausforderungen. Die heimische Pflanzenzüchtung ist daher gefordert, auf die sich ändernden Gegebenheiten durch die Züchtung klimafitter Sorten unter Berücksichtigung von Trockenheits- und Hitzetoleranz zu re­agieren. Zu diesem Zweck wurde das Projekt „Klimafit“ gestartet, welches vom Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus sowie von den Bundesländern finanziert wird. Österreich hat mit einer Bio-Anbauflä­che von 25 Prozent einen sehr hohen Anteil. Trotz des hohen Selbstversorgungsgrades mit Saatgut kommt es den­noch gerade bei der Verfügbarkeit von Bio-Getreidesaatgut sowie bei Bio-Großleguminosen-Saatgut (Sojabohne, Ackerbohne und Erbsen) bei gewissen Sorten zu Engpässen. Manche Landwir­te kaufen daher Saatgut bereits ein Jahr vor der geplanten Aussaat, damit dies in ausreichender Menge vorhanden ist.

Die Gründe für den Saatgut-Mangel

Bei der Recherche zu diesem Thema wurden Saatgutproduktionsfirmen, Beratungsstellen für die biologische Landwirtschaft und öffentliche Einrichtungen (AGES – Österreichische Agentur für Ernährungssicherheit und BAES – Bundesamt für Ernährungssi­cherheit) kontaktiert. Wider allen Er­wartungen war das Ergebnis sehr unterschiedlich, frei nach dem Motto „Eine Frage, tausend Antworten“. Es gab kein richtig und kein falsch.

Jeden­falls kennen die diversen Stellen das Problem und gaben folgende Gründe an:

  •  Samenbürtige Krankheiten (Steinbrand, Flugbrand und Schneeschimmel)
  • Trockenheit
  • Verspätete Gebrauchswertprüfung für Originalsaatgut (Z-Saatgut)

In manchen Jahren treten besonders samenbürtige Pilzerkrankungen, wie der Steinbrand (Weizen- und Zwergsteinbrand) sowie der Flugbrand gehäuft auf. Steinbrand kann zur Aberkennung von Saatgutbeständen führen und stellt somit im Bio-Landbau ein großes Problem dar. Zusätz-lich wirkt sich die Verfütterung negativ auf die Gesundheit der Nutztiere aus. Die Sporen (Vermehrungskörper) des Pilzes sind jahrzehntelang im Boden lebensfähig. Beim Dreschen werden die Sporen auf den Boden und andere Körner verteilt. Die Sporen keimen nach der Aussaat gleichzeitig mit dem Korn aus. Der Schneeschimmel tritt besonders in Jahren mit langanhaltender Schneedecke auf. Auch hier ist das Saatgut mit Sporen belastet.

Die Trockenheit der vergangenen Jahre führte in manchen Regionen, vor allem in den Trockengebieten im Osten Österreichs, zu geringeren Erntemengen von Saatgut. Zudem hat die Trockenheit negative Auswirkungen auf die Keimfähigkeit des Saatgutes, wodurch sich ebenfalls die Saatgutmenge reduziert.

Biosaatgutdatenbank für mehr Transparenz bei Verfügbarkeit

Laut Verordnungen ist für Bio-Betriebe die Verwendung von biologisch produziertem Saatgut verpflichtend. Um die Verfügbarkeit von Saatgut bestimmter Arten und Sorten transparent zu machen, wurde die sogenannte Biosaatgutdatenbank ins Leben gerufen, wobei nur Original-Saatgut aufgenommen wird. Das heißt, es wird kein Vermehrungsmaterial (Züchter-, Vorstufen- und Basissaatgut) erfasst.

Leider kommt es in der Praxis immer wieder vor, dass bestimmte Kulturarten- und sorten aufgrund von festgestellten Mängeln bei der Feld- und Laboranerkennung vergriffen sind. Anders als beim konventionellen Saatgut muss biologisch produziertes Saatgut oftmals beim Saatguthändler bestellt werden. Eine zeitgerechte Bestellung wird daher empfohlen.

Konventionelles Saatgut: Ansuchen um Genehmigung

Falls gewisse Kulturarten- und sorten vergriffen sind, kann auf konventionelles, ungebeiztes Saatgut zurückgegriffen werden. Es muss jedoch zuvor ein Ansuchen bei der Biokontrollstelle für dessen Verwendung gestellt werden und eine Genehmigung vorliegen.

Gründe für Ausnahmen sind:

  • Keine Eintragung der Art/Sorte in die AGES-Datenbank
  • Biosaatgut ist nicht lieferbar beziehungsweise ausverkauft
  • Vorhandene Biosorten sind ungeeignet
  • Sortenvorgaben des Abnehmers
  • Kleiner Feldversuch oder Anbau zur Sortenerhaltung 

Die Verwendung des eigenen Saatgutes (Nachbau) ist sowohl im konventionellen Bereich als auch im Biolandbau möglich. Selbstverständlich sollte nur gesundes Saatgut verwendet werden. Die Gebrauchswertprüfung der AGES gibt über die Anbautauglichkeit und die Qualitätsbeschaffenheit Auskunft.

- Bildquellen -

  • Gerste Saat 30 ID33632: Agrarfoto.com
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AUTORMichael Harant
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