Für Bäuerinnen und Bauern gilt die Biene seit jeher als gern gesehen: „Denn ohne die Biene keine Landwirtschaft und ohne die beiden keine Lebensmittel. Die Arbeit des Bienenzentrums Oberösterreich inhaltlich, medial und finanziell zu unterstützen ist daher für uns als Agrarressort und mich als zuständige Landesrätin eine Selbstverständlichkeit“, betonte Michaela Langer-Weninger bei der Fachbeiratssitzung, bei der ein konkretes Arbeitsprogramm des heimischen Bienenzentrums für das Jahr 2022 beschlossen wurde.
Langjährige Zusammenarbeit, die Biodiversität beflügelt
„Wir fliegen nicht erst seit gestern auf Bienen“, erklärte Langer-Weninger stolz und verwies damit auf die jahrelange Unterstützung des heimischen Bienenzentrums durch das Land Oberösterreich: „Das Agrarressort ist seit Anfang an zentraler Partner des Bienenzentrums – und wird es auch weiterhin bleiben. Unser gemeinsames Ziel: Eine brummende Artenvielfalt mit vielen fleißigen Bienen, die auf Oberösterreichs Feldern bestäuben und damit zur Ernährungssicherheit im Land beitragen“, so die Landesrätin.
Wertvolle Arbeit in der Umsetzung dieses Ziels leisten vor allem die vier Mitarbeiterinnen des Bienenzentrums im Land ob der Enns. Ihr Arbeitsprogramm für 2022 wurde vergangene Woche von den Stakeholdern des Bienenzentrums, darunter das Land und die Landwirtschaftskammer Oberösterreich, genehmigt und beschlossen. „Wir sind voller Motivation und setzen auch heuer auf ein vielfältiges Programm. Dabei stehen die drei B‘s im Zentrum: Bienen, Biodiversität und Bildung“, so Elisabeth Lanzer, Leiterin des Bienenzentrums Oberösterreich.
Reiche Ernte für die Vielfalt: Rückblick auf das Jahr 2021
Das Bienenzentrum versteht sich als unabhängige Wissens- und Informationsplattform. Angesiedelt ist die Institution an der Landwirtschaftskammer Oberösterreich, die Finanzierung übernimmt das Land – „diese Untersützung ist hierzulande einzigartig“, so Lanzer. Die Kernaufgabe des Bienenzentrums liegt in der unabhängigen Beratung sowie Förderung der Zusammenarbeit und Vernetzung von Bienen- und Landwirtschaft, Bildung und Pädagogik, Behörden und naturaffinen Bevölkerungskreisen. „Kreativität spielt in unserer Tätigkeit eine wichtige Rolle, denn das Bienenzentrum ist Sprachrohr zur Gesellschaft sowie zur Landwirtschaft“, so Lanzer.
Umgesetzte Maßnahmen des Bienenzentrums wie etwa Workshops, Kurse oder Veranstaltungen hätten reiche Ernte getragen, denn die Gesellschaft konnte weiter für das Thema Bienen, Artenvielfalt sowie Imkereiwesen begeistert werden. „Die Biene ist Symbolbild für viele anderen Insekten und ihre Bedeutsamkeit ist in der Gesellschaft angekommen“, ist die Leiterin des Bienenzentrums überzeugt. Zudem haben Aktionen wie die Blühstreifenaktion und die Blühpatenschaft einen wichtigen Beitrag zur Förderung der Biodiversität auf heimischen Feldern und Wiesen beigetragen.
Bienenvergiftungs-Monitoring zeigt Verbesserungen auf
Äußerst positiv sei jedoch nicht nur der öffentliche Zuspruch, sondern auch die Ergebnisse des Bienenvergiftungs-Monitorings, welches möglichen Verdachtsfällen nachgeht. Waren es vor fünf Jahren noch 14 Proben, die untersucht wurden, mit zehn betroffenen Imkern und 17 nachgewiesenen Wirkstoffen, hat sich bis zum Vorjahr die Zahl der notwendigen Proben halbiert. Die Zahl der gefunden Wirkstoffe ist zudem auf sieben geschrumpft. „Viel zu oft und vor allem zu Unrecht werden die Bäuerinnen und Bauern als Bienenmörder verunglimpft. Viele Landwirte sind selbst Imker. Unabhängig davon schätzen die Bäuerinnen und Bauern Bienen wegen ihre Bestäubertätigkeit“, so Langer-Weninger. Weiters treibe die Landwirtschaft die Artenvielfalt voran: „Mit Blühstreifen und -flächen setzen wir weiter wichtige Akzente. Auch die neue Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) wird zu einer noch ökologischeren Landwirtschaft beitragen“, ergänzte die Landesrätin. Doch auch die Gesellschaft sei nach wie vor gefragt, denn in Privatgärten sei das Verbesserungspotenzial für die Artenvielfalt groß: „Englischer Rasen oder gar ein moderner Schottergarten leisten null Beitrag zur Biodiversität“, ist Langer-Weninger überzeugt.
„Englischer Rasen oder gar ein moderner Schottergarten leisten null Beitrag zur Biodiversität.“ Michaela langer-Weninger
Herausforderungen der Imkerei – von Klima und Schädlingen
Ein Schauversuch habe darüber hinaus gezeigt, dass auch seltene und gefährdete Arten in beachtlicher Zahl im Land ob der Enns beheimatet sind. „Insgesamt 66 Arten an Wildbienen und Hummeln konnten an vier Untersuchungstagen gezählt werden“, berichtete Lanzer. Als große Herausforderungen in der Imkerei sehe sie den Klimawandel oder Bienenschädlinge wie etwa die Varroamilbe, die asiatische Hornisse oder den Bienenbeutenkäfer, der ganze Völker zerstören könne und bereits in Italien nachgewiesen wurde. „Wenn diese Parasiten auch bei uns auftreten, sollte man wissen was zu tun ist. Sich anzusehen, wie andere Länder mit diesen Schädlingen umgehen, wäre wichtig“, erklärte die Imkerin.
Fokus auf Erwerbsimkerei im Arbeitsprogramm 2022
Fortgeführt werden sollen auch die sehr gut angenommenen Dialogveranstaltungen „Imker und Landwirte an einem Tisch“, bei welchen auf die Vermittlung von fundiertem Fachwissen zu Bienen und Pflanzenschutz gesetzt werde. Weiters könne man durch die Bestäubungsimkerei einen wichtigen Beitrag in der Landwirtschaft leisten, da Bienen durch ihre große Individuenzahl eine hohe Bestäubungsleistung haben – dies würde auch in Glashauskulturen eine Rolle spielen, so Lanzer.
Außerdem soll im Arbeitsprogramm 2022 Bewährtes fortgeführt und neue Akzente sowie Aktionen gesetzt werden. „So wird es beispielsweise heuer wieder die Blühpatenschaft geben, aber auch Neues wie die Bienenwanderbörse und eine Pressereise“, berichtete Lanzer. Abschließend ergänzte sie, dass heuer die Erwerbsimkerei in den Fokus der Bienenzentrums-Arbeit rücken soll. Dabei werde die Honigverfälschung, also der Import von verfälschten Honig zunehmend als Problem erkannt.
Im Portrait: Elisabeth Lanzer
Quelle: Privat
„Fragt nach, woher die Dinge kommen“
Elisabeth Lanzer aus Schwanenstadt leitet seit Oktober 2021 das Bienenzentrum Oberösterreich. Die leidenschaftliche und innovative Herangehensweise ihrer Eltern an die Landwirtschaft habe die gebürtige Steirerin besonders geprägt – „vor allem, wenn es darum geht, Dinge zu verändern und dabei mutig zu sein“, so die 42-Jährige. Durch die Liebe zu ihrem Mann entwickelte die studierte Juristin die Liebe zu den Bienen. Nach Umzug auf einen Bauernhof entschloss Lanzer die Imkerei zu ihrem Beruf zu machen – eine Tätigkeit, die sich gut mit ihren drei Kindern vereinbaren lässt. „Bildung und Fachwissen sind für mich sehr wichtig, weshalb ich mich entschloss die Ausbildung zur Bestäubungsimkerin zu machen“, so die wissbegierige Oberösterreicherin. Die Aufgabe des Bienenzentrums sieht sie vor allem darin, Sprachrohr zur Gesellschaft zu sein: „Bienen sind durch ihre Bestäubungsleistung Grundlage für Nahrung und Leben. Für ihren Erhalt kann jeder einzelne Mensch einen Beitrag leisten, wie z. B. bei der Gartengestaltung.“ Der Erwerbsimkerei mehr Stimme zu geben sowie die Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft zu stärken liege der Imkerin besonders am Herzen, wobei sie die Untersützung des Landes Oberösterreichs sehr schätze. Die Honigverfälschung sei darüber hinaus eine große Herausforderung: „Die Lebensmittelherkunftskennzeichnung ist daher auch für uns von großer Relevanz.“
- Bildquellen -
- Foto: Privat
- Biene Im Anflug: Foto: C. Schüßler - stock.adobe.com