Die diesjährige Grüne Woche sei „ein Branchentreff in Krisenzeiten. Die Agrar- und Ernährungsbranche steht unter Druck, international, aber auch national“, erklärte Lars Jaeger, Cheforganisator von der Messe Berlin, im Vorfeld der Veranstaltung gegenüber Agra-Europe. „Fehlende Planungssicherheit für die Agrarwirtschaft und die Landwirte ist ein großes Problem. Darum werden sich auch die Gespräche in diesem Jahr drehen, sei es bei den vielen Foren und Fachveranstaltungen, sei es bei Empfängen.“

Auch Österreichs Agrarpolitik-Spitze zieht es wie jedes Jahr Anfang Jänner in die Spree-Metropole, allen voran Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig, LK Österreich-Präsident Josef Moosbrugger und Bauernbundpräsident Georg Strasser. Auch Bundesbäuerin Irene Neumann-Hartberger wird wie mehrere Agrarlandesräte und auch den Spitzenfunktionären verschiedenster Verbände nach Berlin reisen.

Forum für Agrarpolitik

Die Grüne Woche wird von ihnen traditionell zur Kontaktpflege genutzt, sich mit deutschen Agrarpolitikern und Bauernvertretern auf nationaler und Länderebene, aber auch mit internationalen Amtskolleginnen sowie Vertretern der Wirtschaft, diverser landwirtschaftlicher Organisationen und Verbände auszutauschen. „Dafür bietet die Grüne Woche mit den verschiedenen Formaten hinreichend Gelegenheit“, meint auch Jaeger. „Etwa beim ‚Global Forum for Food and Agriculture‘, kurz GFFA sowie der Berliner Agrarministerkonferenz, die heuer erstmals im CityCube am Messegelände abgehalten wird.“ Beide Veranstaltungen bringen laut Jaeger „noch einmal einen neuen Drive in die Grüne Woche, weil wir damit die wichtigsten politischen Entscheidungsträger aus der ganzen Welt auf dem Gelände haben.“ Damit will die Grüne Woche auch ihrem heimlichen Ruf als das „Davos der Land- und Ernährungswirtschaft“ gerecht werden.

Quelle: Messe Berlin
Zahlreiche Fachvorträge stehen am Programm.

So wird Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig den chinesischen Vize-Landwirtschaftsminister Ma Youxiang treffen. Außerdem sind laut seinem Büro bilaterale Arbeitsgespräche mit dem moldawischen Agrarminister Vladimir Bolea sowie mit Peter Hauk, Landwirtschaftsminister von Baden-Württemberg, vorgesehen. 

Vorübergehend vorbei ist die Zeit der Partnerländer, welche seit 2005 offiziell als solche ausgewiesen seither von Tschechien, Russland, Deutschland, Schweiz, Niederlande (2x), Ungarn, Polen, Rumänien, Estland, Lettland, Marokko, Ungarn, Bulgarien, Finnland, Kroatien und Irland wahrgenommen wurden. Am längsten mit dabei sind übrigens die Holländer, seit 1953. Heuer wurde kein Partnerland ausgemacht. Solche zu finden sei zunehmend schwierig, „da spielen auch finanzielle Fragen eine Rolle. Wir sind aber in Gesprächen mit einigen Ländern, die sich eine Partnerschaft in den nächsten Jahren gut vorstellen können.“, so Jaeger.

300.000 Besucher erwartet

Auch die Zahl der Besucher erreicht längst nicht mehr die früheren Höhen, als etwa nach dem Mauerfall Ende 1989 in den 1990er Jahren mehr als eine halbe Million Gäste auf die Grüne Woche drängten. 2023 waren es laut Messeangaben rund 300.000.

Auf der Grünen Woche treffen wieder gut 1.400 Aussteller aus 60 Ländern mit ihren regionaltypischen Spezialitäten täglich auf zehntausende Besucher. Aus Österreich mit dabei sind 30 Firmen und Betriebe. Sie locken das Berliner Publikum wieder mit Bergkäse, Weine, Speck, Edelbränden oder Honig. Und es wird einmal mehr die Werbetrommel für Urlaub am österreichischen Bauernhof gerührt.

Warum es sich lohnt, auch von weiter weg die Reise nach Berlin anzutreten? Jaeger: „Die Grüne Woche ist nach wie vor ein großes Branchenereignis. Sie strahlt aus in die Gesellschaft und hat nichts von ihrem Glanz verloren. Von Landwirtschaft über Ernährung bis Gartenbau: die Vielfalt macht die Grüne Woche aus.“ Und speziell für Landwirte und deren Vertreter, die wissen möchten, wohin die Reise für ihren Sektor geht, sei der Besuch der Grünen Woche laut Jaeger „ein Muss“. Nirgendwo sonst seien „die Diskussionen intensiver und der Austausch mit Verbandsvertretern, Wissenschaftlern, Medien und nicht zuletzt Politikern direkter.“

70 Minister am GFFA-Treffen

Noch kurz zum Motto des 16. GFFA von 17. bis 20. Jänner, bei dem sich alles um „Ernährungssysteme der Zukunft” dreht. Das GFFA widmet sich insbesondere der Umsetzung des Ziels einer Welt ohne Hunger. Hintergrund: Die freiwilligen Leitlinien zur Umsetzung des Rechts auf angemessene Nahrung der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) der Vereinten Nationen (UNO) feiern heuer ihr 20-jähriges Bestehen. Dazu brauche es die Stärkung einer nachhaltigen Produktion und der Ernährungssouveränität, resilienter Lieferketten sowie weniger Lebensmittelverluste und -verschwendung.

Politischer Höhepunkt des GFFA ist stets die internationale Agrarministerkonferenz am Schlusstag. Zum dem weltweit größten informellen Treffen dieser Art gaben sich wieder rund 70 Agrarministerinnen und -minister aus aller Welt ein Stelldichein. An der Konferenz nehmen zudem hochrangige Vertreterinnen und Vertreter der FAO, der Welthandelsorganisation (WTO) oder auch der Weltbank teil.

Erneut auf der Tagesordnung steht zudem das „Internationale Junglandwirteforum“ mit rund 20 Jungbäuerinnen und Jungbauern von allen Kontinenten an der Spitze. Und beim GFFA-Innovationsforum geht es um praktische Beispiele und neue Lösungen rund um das Schwerpunktthema, einer Welt ohne Hunger.

Hier noch einige Tipps aus dem umfangreichen Rahmenprogramm:

Business Days, 19., 23., 24. Jänner, Messegelände Kleiner Stern:
Teilnehmer treffen hier auf nationale und internationale Experten aus Handel, Industrie, Forschung, Politik sowie Interessenverbänden. Austausch und Vernetzung über aktuelle Entwicklungen, innovative Lösungen und Produkte oder geplante Projekte.
Fachkongress Kraftstoffe der Zukunft, 22., 23. Jänner, CityCube Berlin:
Mehr als 60 Speakern aus Politik, Forschung, Verbänden und Wirtschaft werden zu Fragen zu Klimaschutz und Verkehr auf der Bühne stehen.
Startup-Days, 23.,24. Jänner, Messegelände Halle 6.2a:
Gründungen aus der Agtech- und Foodbranche pitchen auf der Grüne Woche Bühne. Eine Fachjury aus Politik, Wirtschaft, Forschung und Verbänden bewertet die Präsentationen und zeichnet das Siegerunternehmen aus. Umrahmt werden die Pitches von Vorträgen und Diskussionen.
Regional-Star Award. 23. Jänner, Messegelände Bayernhalle 22b:
Die Messe zeichnet alljährlich nachhaltige Regional-Konzepte im Lebensmittelhandel aus. Unternehmen aus Handel, Landwirtschaft und Industrie, sowie Vermarktungsorganisationen und Dienstleister rittern um den Award in den Kategorien Produktinnovation, Handelskooperation, Verarbeitung und Marketing.
Zukunftsforum Ländliche Entwicklung, 24., 25. Jänner, CityCube Berlin:
Organisiert vom Landwirtschaftsministerium geht es in mehr als 30 Panels und Expertenrunden um gute Gründe für das Leben auf dem Land, die Entwicklung strukturschwacher Regionen sowie um internationale Best Practice-Beispiele.
Unser Dorf hat Zukunft, 26. Jänner, CityCube Berlin:
Erstmals seit der Corona-Pandemie werden auf der Grünen Woche wieder Dörfer aus ganz Deutschland für ihr Engagement ausgezeichnet. Mehr als 1.100 Dörfer haben sich für den Wettbewerb beworben, 22 wurden von einer Fachjury ausgewählt, sieben bekommen die Auszeichnung in Gold.

www.gruenewoche.de
www.gffa-berlin.de

- Bildquellen -

  • Fachvorträge: Messe Berlin
  • Grüne Woche: Messe Berlin
- Werbung -
AUTORBernhard Weber, Berlin
Vorheriger ArtikelMehr Unterstützung für Betriebe in Notfällen
Nächster ArtikelSchweinemarkt KW 03-04/’24: Preisdruck aus Deutschland