Bedrohte Graslandschaften

Kommentar von Martin Kugler,
Agrar- und Wissenschaftsjournalist

Wenn man über Biodiversitätsverlust redet, haben die meisten wohl das Roden von Urwäldern oder ausgedehnte Monokulturen vor Augen. An Graslandschaften denkt man dabei eher nicht. Dabei sind auch diese in einem schlechten Zustand, wie kürzlich in einem Bericht der UN-Konvention zur Bekämpfung der Desertifikation beklagt wurde (www.unccd.int). 

Wiesen, Prärien, Almen, Steppen, Savannen, Tundren usw. machen 54 Prozent der Landoberfläche der Erde aus, und davon ist laut dem Bericht die Hälfte degradiert – was wiederum ein Sechstel der Lebensmittelproduktion und ein Drittel aller Biodiversitäts-Hotspots gefährdet.

Bei uns ist extensiv bewirtschaftetes Grünland ein wahrer Hort der Artenvielfalt. Zahlreiche Studien – zuletzt etwa eine über Streuobstwiesen – zeigen, dass jede Veränderung der traditionellen Bewirtschaftung die Artenvielfalt senkt. Eine Intensivierung der Bewirtschaftung (etwa durch Düngen) führt dazu, dass schnellwüchsige Pflanzen Vorteile bekommen und sensiblere Arten überwuchern. Andererseits führt ein Aufgeben von Weideflächen zu einer Verbuschung und Bewaldung; die offene, lichtdurchflutete Landschaft verschwindet, was ebenfalls mit einer Abnahme der Biodiversität einhergeht.

 Das bedeutet, dass wir mit unserem Grünland sehr sorgsam umgehen müssen. Eine Renaturierung um jeden Preis ist sicher nicht das richtige Mittel zum Erhalt der Artenvielfalt. Vom Standpunkt des Naturschutzes aus gesehen müssen wir aber bei der Intensivierung der Bewirtschaftung sehr vorsichtig sein.

martin.kugler@chello.at

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