Die BauernZeitung fragte nach bei Thomas Haase, Rektor der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, wie das Lernen und Lehren ohne sozialen Kontakt funktioniert.
Interview: Eva Zitz
BauernZeitung: Die Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik hat kurz nach dem Start der Corona-Restriktionen bekannt gegeben, dass der Umstieg auf E-Learning problemlos funktioniert habe. Sie hätten schon bisher viel auf E-Learning gesetzt. Die Abschlüsse für Ihre Studierenden sind also in diesem Sommersemester nicht gefährdet?
Haase: Unsere Studentinnen und Studenten können wie geplant ihre Prüfungen ablegen, diese finden online statt. Ein Studienabschluss wird ermöglicht. Auch bei der Abgabe der Bachelorarbeiten konnten wir schnell und unkompliziert Lösungen für die Studierenden anbieten, somit müssen keine Termine abgesagt werden.
Die Arbeitskräfte-Vermittlungsplattform dielebensmittelhelfer.at ruft auch Studierende dazu auf, auf landwirtschaftlichen Betrieben oder in der Lebensmittelindustrie zu helfen. Haben Sie Informationen darüber, wie viele Studierende Ihrer Hochschule sich für so einen Einsatz bereit erklären?
Unsere Hochschule unterstützt aktiv diese Initiative des Landwirtschaftsministeriums und der Landwirtschaftskammer. Auch wir fordern unsere Studierenden auf, sich dort zu melden, und die Studierenden kommen dieser Aufforderung auch zahlreich nach. Jene, die nun auf den landwirtschaftlichen Betrieben mitarbeiten, können sich diese Arbeitszeit auch als Berufspraxis oder für die Professionalisierung anrechnen lassen. So kann in der akuten Krise geholfen werden, und gleichzeitig gibt es für die Studierenden keine Verzögerung beim Studium. Dennoch müssen die Studierenden via E-learning ihre vollen Studienleistungen erbringen, um auch zeitgerecht ihr Studium abschließen zu können. Wir haben unsere Online-Lehrveranstaltungen deshalb teilweise auch an die Tagesrandzeiten gelegt, um so die Vereinbarkeit von Arbeit und Studium zu gewährleisten. Viele unserer Studierenden helfen jetzt auch in ihren elterlichen Betrieben aus.
Sie bilden an der HAUP Lehrer und Berater aus. Wie läuft der pädagogische Teil des Studiums? Der lässt sich ja nur schwer online durchführen, oder?
Die Schul- und Beratungspraktika mussten jetzt natürlich abgebrochen werden. Wir befinden uns aber schon in Abstimmung mit den Schulen, diese Praktika auf September und Oktober zu verlegen. Gleichzeitig werden theoretische Lehrveranstaltungen aus dem kommenden Wintersemester vorgezogen. Die Praktika sind ein wichtiges Kernstück unserer Studien. Wir arbeiten im gesamten Team daran, hier gute Lösungen für alle Beteiligten anzubieten.
Wie zufrieden sind Sie mit dem Krisenmanagement des Bildungsministeriums?
Die Kommunikation mit dem Bildungsministerium funktioniert ausgezeichnet. Alle Rektorinnen und Rektoren werden auch in laufenden Videokonferenzen mit Bildungsminister Faßmann über den jeweils aktuellen Stand informiert.
Wie wird es nach der Corona-Krise weitergehen? Was soll oder kann sich Ihrer Meinung nach ändern?
Ich denke, dass die derzeitige Situation ein starkes allgemeines Bewusstsein schafft, wie wichtig die Versorgung mit regionalen und sicheren Lebensmitteln ist. Und nach der Corona-Krise wird E-Learning zum Alltag in der Bildungswelt gehören. Viele Bildungseinrichtungen werden diesbezüglich ihr Angebot erweitern. Das eröffnet natürlich auch neue Möglichkeiten, mehr Menschen zu erreichen. Gleichzeitig werden wir den persönlichen Austausch noch mehr schätzen. Und es wird uns bewusst werden, dass es ein Privileg ist, den ‚normalen‘ Alltag zu leben.
Digitaler Infotag
Die Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik (HAUP) in Wien-Ober St. Veit öffnet am 8. Mai virtuell ihre Türen. Mit Vorstellungen der Studienprogramme in Webinaren und einer individuellen Online-Studienberatung. Aktuelle Infos zu den Berufsfeldern Schule, Beratung und Erwachsenenbildung im Agrar- und Umweltbereich werden per Videokonferenz im Gespräch mit künftigen potenziellen Arbeitsgebern weitergegeben.
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- Haase: ZVG
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