Kommentar von Bernhard Weber,
Chefredakteur.
Brüssel, Anfang Dezember: Die Dichte an Bauernbund-Politikern im EU-Regierungsviertel ist hoch. Die traditionelle Übergabe eines Christbaumes an das EU-Parlament ist für die meisten ein netter Anlass, aber nicht Hauptgrund für ihren Aufenthalt im EU-Zentrum. Denn für Österreichs Bauern steht derzeit einiges am Spiel. Wie viel Geld gibt es im nächsten EU-Haushalt für die Landwirtschaft? Und wie werden die Mittel künftig verteilt, weil zunehmend zweckgebunden an Umwelt- und Klimaschutz, auch mit mehr Augenmerk auf die Artenvielfalt. Davon könnten die Landwirte profitieren, sorgen doch gerade sie für den Lebensraum von Bienen, auch von Hase, Rebhuhn und Fasan. Und das gehört rechtzeitig deponiert im Verteilungskampf ums Agrarbudget.
Zudem hat Österreich ein veritables Problem. Bislang gewährte Ausnahmeregelungen für Biobauern etwa von der Weidepflicht ihrer Tiere sollen künftig nicht mehr gelten. Es droht der Verlust des Biostatus für hunderte Betriebe, weil ihre Ställe nach wie vor wie seit jeher mitten im Dorf liegen – ohne Weidemöglichkeit gleich hinter dem Hof.
Daher gab es rund um die Baumübergabe und tags darauf zahllose Gespräche mit EU-Politikern und Beamten, auch mit dem neuen Agrarkommissar. Der betonte als gebürtiger Pole prompt die ähnlichen Agrarstrukturen beider Länder. Keine schlechten Voraussetzungen also für weitere Verhandlungen.
Indes geiferte die FPÖ fernab daheim über „Dauerversager“. Und ließ die nachweisbar blaue Inkompetenz ihrer einstigen Gesundheitsministerin in Sachen Bio-Misere unerwähnt.