Bereits seit vielen Jahren treffen sich auf Einladung des Südtiroler Bauernbundes und des EU-Abgeordneten Herbert Dorfmann die Spitzen bäuerlicher Organisationen aus Tirol, Bayern, Salzburg, Vorarlberg sowie Agrarpolitiker zu einem Agrargipfel. Ein Thema heuer war die Europäische Union nach den EU-Wahlen. „Wir brauchen mehr denn je ein starkes Europa, um den großen Herausforderungen wie dem Klimawandel zu begegnen und ein Gegengewicht zu den übrigen Weltmächten zu bilden“, sagte der ehemalige EU-Agrarkommissar Franz Fischler. Auch für die Landwirtschaft selbst sei ein geeintes und starkes Europa wichtig.
Der Klimawandel war ein weiteres zentrales Thema, das die Agrarvertreter beschäftigte. „Die Landwirtschaft wird grüner werden. Die Bäuerinnen und Bauern sind eindeutig Teil der Lösung. Das müssen wir noch stärker kommunizieren“, sagte der Präsident des Europäischen Bauernverbandes COPA und des deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied.
Bäuerliche Perspektive auf EU-Ebene
Diskutiert wurden auf der Europawanderung auch die EU-Agrarpolitik und das zukünftige Agrarbudget. „Wir hoffen, dass noch heuer eine Entscheidung fällt. Die neue Agrarpolitik muss einen gesellschaftlichen Konsens finden und gleichzeitig die Bauern arbeiten lassen“, forderte Joachim Rukwied. Für den EU-Abgeordneten Herbert Dorfmann hänge die Frage des zukünftigen EU-Agrarbudgets maßgeblich von den Nationalstaaten ab. „Wenn das EU-Budget insgesamt gekürzt werden sollte, wird auch das Agrarbudget sinken“, war Dorfmann überzeugt. Daher müsse auf die Nationalstaaten Druck ausgeübt werden, das Budget wie bisher zu belassen. Zudem seien in der neuen Gemeinsamen Agrarpolitik einige Korrekturen nötig, etwa bei den Flächenförderungen. Für die österreichische EU-Parlamentarierin Simone Schmiedtbauer bräuchten die europäischen Bauern auch in Zukunft Planungssicherheit, damit die Landwirtschaft für junge Menschen weiterhin attraktiv bleibt. Zu stärken sei auch die Regionalität. Für Bauernbund-Obmann Leo Tiefenthaler müsse die zukünftige EU-Agrarpolitik besonders die kleinstrukturierten Familienbetriebe im Berggebiet unterstützen.
Für den Präsidenten der Landwirtschaftskammer Österreich, Josef Moosbrugger, müsse sichergestellt werden, dass die bäuerlichen Betriebe auch noch in Zukunft erfolgreich wirtschaften können. „Dafür brauchen wir die nötigen Instrumente für die Produktion.“ Kritisch wird der große Einfluss einiger NGOs gesehen. Einige der Forderungen seien schlichtweg nicht umsetzbar.
Herausforderungen gehen über Landesgrenzen hinaus
Kritik gab es an internationalen Abkommen wie dem Mercosur-Abkommen mit den südamerikanischen Staaten, das u. a. einen leichteren Zugang zum europäischen Markt für Rindfleisch vorsieht. „Wir dürfen hier nicht die europäische Landwirtschaft opfern und niedrigere Produktionsstandards akzeptieren“, so Moosbrugger. Er hoffe, dass die nationalen Parlamente, die dem Abkommen zustimmen müssen, Nein sagen.
Neben dem Klimawandel und der EU-Agrarpolitik beschäftigt sich der Tiroler Bauernbund auch mit den Themen Verkehr und dem Großraubwild, berichtete Direktor Peter Raggl. Es müsse weiter Druck auf die nationalen Parlamente und die EU ausgeübt werden, damit der Schutzstatus des Wolfs gelockert wird.
Ein Wolfsmanagementplan für Salzburg sieht u. a. Weideschutzgebiete vor. Herdenschutz gebe es zukünftig dort, wo bereits jetzt ein Herdenschutz betrieben wird, so der Salzburger Bauernbund-Obmann Rupert Quehenberger.
Der Generalsekretär des Bayerischen Bauernverbandes, Georg Wimmer, berichtete über die Umsetzung des „Bienenvolksbegehrens“. „Wir werden uns auch diesen Herausforderungen stellen.“
Die Europawanderung zeigte einmal mehr, dass die Herausforderungen der Landwirtschaft in den einzelnen Ländern sehr ähnlich sind. Daher werde es auch weiterhin eine enge Zusammenarbeit über die nationalen Grenzen hinaus geben.
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